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Bayer-Monsanto-Deal Das nächste „Nein“

Monsanto hat auch die aufgestockte Offerte von Bayer abgelehnt. Doch die Verhandlungen sollen fortgesetzt werden. Legen die Leverkusener noch mal nach? Experten zufolge haben sie die Amerikaner in einem „bear hug“.
19.07.2016 Update: 19.07.2016 - 19:51 Uhr Kommentieren
Bayer ist einer der größten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln. Quelle: dpa
Unkrautvernichtung

Bayer ist einer der größten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln.

(Foto: dpa)

Frankfurt/Leverkusen Im Tauziehen um eine mögliche Übernahme durch Bayer hat der amerikanische Saatguthersteller Monsanto die nächste Verhandlungsrunde eröffnet. Wie von vielen Beobachtern erwartet, lehnte der US-Konzern am Dienstag auch das auf 125 Dollar je Aktie erhöhte Angebot der Leverkusener ab. Zugleich signalisierte Monsanto weitere Gesprächsbereitschaft.

Der Verwaltungsrat betrachte auch die neue Offerte von Bayer als „finanziell inadäquat“ und als nicht ausreichend, um einen Deal sicherzustellen, verkündete Monsanto in einer knappen Mitteilung. Man sei jedoch weiter offen für „konstruktive Gespräche mit Bayer und anderen Parteien“, um zu prüfen, ob eine Transaktion im besten Interesse der Monsanto-Aktionäre möglich sei. Bayer zeigte sich am Dienstagabend enttäuscht. Der Konzern sehe aber einer Fortsetzung des Dialogs mit Monsanto unter einer angemessenen Vertraulichkeitsvereinbarung entgegen, teilten die Leverkusener mit.

Die Verhandlungen entwickeln sich damit mehr und mehr zu einem Stellungsspiel. Beide Seiten ringen um Zugeständnisse, mit denen sie ihren Aktionären eine Transaktion schmackhaft machen können. Dass eine Kombination des starken Bayer-Pflanzenschutzgeschäfts mit der Führungsposition von Monsanto bei Saatgut strategisch sinnvoll ist, darüber sind sich Bayer-Chef Werner Baumann und Monsanto-Chef Hugh Grant längst einig.

Der Bayer-Konzern hatte seine Offerte Anfang Juli von 122 auf 125 Dollar je Monsanto-Aktie erhöht und diesen Vorstoß am vorigen Donnerstag publik gemacht. Einschließlich Finanzschulden würde das auf ein Transaktionsvolumen von 58 Milliarden Euro hinauslaufen – es wäre die größte Akquisition, die je ein deutsches Unternehmen getätigt hat.

Beobachter und US-Investoren gehen davon aus, dass eine Einigung mit Monsanto erst bei einem Preis von 130 bis 135 Dollar je Aktie erzielt werden kann. Für Bayer würde sich in diesem Fall der Kaufpreis auf 60 bis 62 Milliarden Euro erhöhen. Die Leverkusener beharren darauf, dass eine weitere Anhebung nur denkbar ist, wenn der Monsanto-Konzern ihnen zuvor Einblick in seine Bücher gewährt. Beide Unternehmen sprechen über eine Verschwiegenheitsvereinbarung, die eine vertiefte Buchprüfung ermöglichen würde, sind dabei aber wohl noch nicht vorangekommen.

Nach Informationen aus dem Monsanto-Umfeld, betrachtet das Management des US-Konzerns vor allem das Synergiepotenzial, das Bayer im Falle einer Übernahme unterstellt, als deutlich zu niedrig kalkuliert. Bayer geht bisher davon aus, dass es durchaus möglich ist, innerhalb von drei Jahren Synergien von rund 1,5 Milliarden Dollar zu realisieren, bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Das entspricht etwa sechs Prozent des Umsatzes vom kombinierten Agro-Geschäfts.

Auch die von Bayer offerierte Break-Fee für den Fall, dass eine Transaktion an kartellrechtlichen Hürden scheitert, gilt im Monsanto-Lager offenbar als zu gering – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Chemchina für die geplante Akquisition von Syngenta drei Milliarden Dollar Ausfallprämie zugesichert hat.

Experten für Fusionen und Übernahmen rechnen fest damit, dass die Übernahme trotz der Widerstände zustande kommen wird. Sie interpretieren die jüngste Ablehnung als Verhandlungstaktik. Bayer habe Monsanto jetzt in einem „bear hug“, also in einer bärenstarken Umarmung, aus der sich die Amerikaner kaum werden befreien können, prognostiziert John Colley, Professor an der Warwick Business School. Die Gespräche hätten unter dem Druck der Monsanto-Aktionäre Fortschritte gemacht.
Zwar habe die Monsanto-Führung von Anfang an klargemacht, dass sie den Verkauf des Unternehmens an einen deutschen Eigentümer nicht favorisiert. Aber sie habe angesichts der schwachen operativen Leistung jetzt wenig Gegenargumente in der Hand. „Monsantos sinkende Profitabilität sollte weitere bislang unentschiedene Anteilseigner dazu bewegen, für einen Verkauf zu plädieren“, erwartet Colley.

Mittlerweile haben auch mehrere Hedgefonds in Monsanto-Aktien investiert, die auf einen Verkauf an Bayer hinarbeiten. So hat der Investmentfonds Corvex, der von einem früheren Schützling des angriffslustigen Investors Carl Icahn geführt wird, kleinere Anteile an beiden Unternehmen zusammengetragen. Er favorisiere eine Monsanto-Übernahme durch Bayer, sollte der Preis stimmen, heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Zu den größten Monsanto-Aktionären gehört bereits der Hedgefonds Glenview, der eine Beteiligung von 2,5 Prozent hält.

Bei den Monsanto-Aktionären kommt die Verhandlungstaktik des Managements um Grant bislang gut an. „Monsanto will eine Transaktion zum höchstmöglichen Preis”, sagt Jim Russell von der Investmentgesellschaft Bahl & Gaynor, die Aktien des US-Saatgutherstellers besitzt. Das Management gestalte den Prozess im Grunde wie eine Auktion. „Uns gefällt die dabei gewählte Methode und Tonalität.” Monsanto hatte zuletzt immer wieder betont, Alternativen zum Verkauf an Bayer auszuloten. Damit wiederum sollte Bayer unter Druck gesetzt werden.

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