Berufe der Zukunft: So verändert die Digitalisierung die Berufe
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Berufe der ZukunftSo verändert die Digitalisierung die Berufe
Der Einzug von digitalen Techniken verändert das Berufsleben. Die Ausbildungspläne müssen angepasst werden. Durch die Digitalisierung könnte völlig neue Ausbildungen entstehen. Sterben alte Berufe aus?
Lukas Röhrich, Produktionstechnologe in Ausbildung, arbeitet im Stammwerk von Trumpf in Ditzingen (Baden-Württemberg) an einem Laserresonator. Mit neuen Ausbildungen könnten in Zukunft auch neue Berufe entstehen.
Ditzingen Kann man im Bewerbungsgespräch eine Frage nicht beantworten, hat das in der Regel nichts Gutes zu bedeuten. Lukas Röhrich brachte es einen Ausbildungsplatz. Der heute 20-Jährige hatte sich nach seinem Abitur beim Werkzeugmaschinenbauer Trumpf für eine Ausbildung zum Mechatroniker beworben. Der Ausbildungsleiter fragte ihn, ob er wisse, was ein Produktionstechnologe ist. Als er verneinte, riet man ihm, sich zu informieren. Röhrich befolgte den Rat - und macht jetzt die Ausbildung bei dem Werkzeugmaschinenbauer.
„Gereizt hat mich, dass man in der Ausbildung größere Zusammenhänge lernt als beim Mechatroniker“, sagte Röhrich. Produktionstechnologen planen und betreuen industrielle Produktionsprozesse und richten Produktionsanlagen ein. Sein Lehrlingskollege Christian Schneider, der den Beruf bei Trumpf schon im zweiten Lehrjahr lernt, wusste dagegen, worauf er sich einlässt. Bei Ferienjobs hatte er die Arbeit an Maschinen kennengelernt - und sich mehr für die Prozesse interessiert. „Ich wusste genau, dass ich einen Beruf mit diesen Inhalten lernen wollte.“ Er hatte Glück: Denn den Beruf des Produktionstechnologen gibt es erst seit 2008.
Wie BMW, Daimler und Audi künftig die Welt vermessen
Kameraauto von Here
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Die Kamerautos von Here vermessen mit teuren Apparaturen die Straßen. Auf dem Dach sind zahlreiche Sensoren montiert. Wilfried Ness (am Steuer) gehört zu einem Kartenteam der Nokia-Tochter, die jetzt an die deutschen Premiumhersteller verkauft wird.
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Aufbau mit Sensoren
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Die Kameras zeigen nach vorne, hinten, links und rechts – sie schießen hochauflösende Bilder. Lasertaster vermessen die Häuserfronten – Lidar nennen Experten diese Technologie, bei der aus vielen kleinen Punkten ein Bild zusammengesetzt wird. Ganz oben...
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GPS-Empfänger
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... thront ein GPS-Empfänger. Er soll die Position des Fahrzeugs möglichst genau orten. Der gesamte Aufbau kostet mehr als das Auto selbst.
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Kabelstrang
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Den Aufbau montiert Nokia auf einem herkömmlichen Dachgepäckträger, die Kabel laufen von dort ins Innere...
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Blick ins Auto
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... zu einem Computer, der im Fußraum des Beifahrersitzes steht. Dort werden die Daten gespeichert – die Festplatte fasst ein Terabyte, also 1024 Gigabyte. Binnen einer Woche ist sie voll, mit Fotos und Daten.
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Tablet als Navigationsgerät
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Hier geht's lang: Ein Tablet-Computer dient als Navi und Kontrollstation. Der Fahrer kann sich die Routen anzeigen lassen...
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Perspektiven der vier Kameras
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... und die Ergebnisse kontrollieren. Hier Aufnahmen der hochauflösenden Kameras, die in vier Richtungen zeigen.
Industrie und Verbände sahen damals die Notwendigkeit für den neuen Beruf. „Die Digitalisierung nahm zu, gleichzeitig spielte Prozessoptimierung eine immer größere Rolle“ sagt Trumpfs Ausbildungsleiter Andreas Schneider, der an dem Berufsbild mitgearbeitet hat. „Dafür hatten wir keinen wirklichen Ausbildungsberuf.“
Die Vision der smarten Technik
Neben Datenbrillen verbreiten sich auch andere intelligente Technologien immer weiter in der Arbeitswelt.
Eine Rolle spielen unter anderem virtuelle Fabrikplanungen für die Kreation des perfekten Arbeitsplatzes, auf den Nutzer abgestimmte Beleuchtung für Büroräume, intelligente Schutzbekleidung (etwa für Feuerwehrleute) und intelligente Fabriken mit untereinander kommunizierenden Maschinen.
Das bringt auch Risiken mit sich: So kann Bürobeleuchtung, der höhere Blaulichtanteile beigesteuert werden, die Konzentration steigern und Müdigkeit vermeiden. Doch dieser Eingriff kann auch den Schlafrhythmus der Arbeitenden aus dem Takt bringen. Schutzkleidung für Feuerwehrleute, die Daten über deren Körperzustand im Einsatz sammelt, wirft die Frage auf: Wem werden kritische Werte gemeldet – dem Feuerwehrmann selbst oder dem Einsatzleiter?
Anwendungen, die dem Nutzer intelligenter Technologien einen mit Zusatzinformationen angereicherten Überblick über seine Umgebung bieten, sind in der industriellen Anwendung noch selten. Der Grund: Bisher kommunizieren Datenbrillen oder andere Plattformen hauptsächlich über RFID-Chips mit ihrer Umgebung. Da die in den meisten Produkten - etwa Autos, die in der Werkstatt mit einer Datenbrille repariert werden sollen - fehlen, haben Datenbrillen keine Ansatzpunkte.
Die Nachfrage ist noch verhalten: 2014 wurden bundesweit erst 146 Produktionstechnologen ausgebildet. Zum Vergleich: Im selben Jahr waren es 26 161 Mechatroniker. „Der Produktionstechnologe war seiner Zeit voraus“, sagt Michael Assenmacher, Ausbildungsreferent beim DIHK. Der Autozulieferer Bosch beispielsweise lässt erst von Herbst an die ersten Produktionstechnologen ausbilden.
„Mittelfristig werden sich alle Berufe verändern, weil die Digitalisierung Einzug hält“, sagt Siegfried Czock, Leiter Aus- und Weiterbildung, bei Bosch. „Nicht zwangsläufig werden dadurch aber immer neue Berufe entstehen.“
Denn die Ausbildungspläne, die mit Verbänden, Kammern und Ministerien erarbeitet werden, sind so weit gefasst, dass sie eine gewisse Anpassung zulassen. „Ausbildungsordnungen sind zukunftsoffen formuliert“, sagt Friedrich Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung in Bonn, das den Prozess der Anpassung und Neufassung von Berufsausbildungen koordiniert. So vermitteln die Betriebe in den Ausbildungen bereits die Qualifikationen, die für sie notwendig sind.
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