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Bilanzcheck BASF Risikofaktor Ölpreis

BASF durchlebt eine leichte Schwächephase: Die Erträge des Ludwigshafener Konzerns sind 2015 klar unter Druck geraten – eine ungewohnte Erfahrung für die Aktionäre. Womit der Chemieriese zu kämpfen hat.
28.04.2016 - 11:25 Uhr
Die Erträge des Ludwigshafener Konzerns sind 2015 klar unter Druck geraten. Quelle: dpa
BASF-Speichertank

Die Erträge des Ludwigshafener Konzerns sind 2015 klar unter Druck geraten.

(Foto: dpa)

Frankfurt Vor gut einem Jahr feierten Aktionäre und Mitarbeiter der BASF den 150. Geburtstag des Chemiekonzerns. Sie konnten auf eine stolze Tradition mit großen Pionierleistungen zurückblicken. Zur dieser Tradition gehört allerdings auch die Erfahrung, dass Jubiläumsjahre geschäftlich nicht unbedingt zu den erfolgreichsten der BASF gehören. Das zeigte sich bereits vor einem Vierteljahrhundert und hat sich nun wiederholt.

Die Erträge des Ludwigshafener Konzerns sind 2015 klar unter Druck geraten. Firmenchef Kurt Bock, der Ende des Monats seine erste Amtszeit abschließt und die zweite beginnt, kann daher für das Jubiläumsjahr nur eine etwas durchwachsene Bilanz präsentieren. Der Umsatz sank 2015 um fünf Prozent, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 18 Prozent und der Nettogewinn liegt mit 4,3 Milliarden Euro vor Anteilen Dritter um 22 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Damit gehört der Chemiekonzern neben Daimler, Siemens, BMW und Bayer zwar weiterhin zu den fünf Topverdienern der deutschen Industrie. Was den Ertragstrend angeht, gesellt sich BASF allerdings zu den schwächsten Performern, sowohl im Dax-Vergleich als auch in der Chemiebranche. Für die erfolgsverwöhnten Aktionäre ist das eine ungewohnte Erfahrung. Erstmals seit etlichen Jahren hat die BASF ihre ursprünglichen Prognosen leicht verfehlt.

Das kam nicht völlig überraschend. Die Entwicklung hatte sich schon im 2014er-Abschluss mit einigen Warnsignalen angedeutet. Hauptursache ist der globale Preisrückgang an den Grundstoffmärkten, die BASF in einer Phase hoher Sachinvestitionen trifft und gleich zweifach belastet.

Zum einen im Öl- und Gasgeschäft, das in den letzten 15 Jahren jeweils mehr als ein Fünftel des Konzerngewinns geliefert hatte, nun jedoch deutlich unter Druck gerät. Zum anderen aber auch in Teilen des Chemiegeschäfts, wo der vom Öl ausgelöste Preisverfall ebenfalls die Margen belastet.

Überlagert wird das Ganze durch einen positiven Währungseffekt aus der starken Abwertung des Euros besonders gegenüber dem Dollar. Die BASF beziffert ihn auf rund 50 Millionen Euro Ebit je Cent Aufwertung des Dollars. Das heißt: Wären alle anderen Faktoren konstant geblieben, hätte der Konzern 2015 eine Milliarde Euro mehr operatives Ergebnis einfahren können, allein wegen der Währungsentwicklung.

Das spricht dafür, dass die Ertragsentwicklung des Chemieriesen 2015 im Kern eher schwächer war, als es die Zahlen reflektieren. Es zeigt sich zudem, dass Preisrückgänge bei Öl und Gas für BASF ein hoher Risikofaktor sind. Das strategische Hedging, das der Konzern mit seiner Öl- und Gassparte im Grunde betreibt, funktioniert letztlich nur eingeschränkt. In Zeiten besonders starker Preisrückgänge profitieren die Chemiesparten von den niedrigeren Rohstoffkosten nicht stark genug, sie können die Einbußen der Öl- und Gassparte nicht voll kompensieren.

Der Ölpreisverfall trägt vielmehr auch zur Schwäche in großen Teilen des Chemiegeschäfts bei. Denn die günstigeren Rohstoffe müssen die Chemiehersteller in der Regel relativ schnell an ihre eigenen Abnehmer weitergeben. Das wiederum belastet tendenziell die Margen, weil Fixkosten wie Personalaufwand und Abschreibungen nicht parallel gesenkt werden können.

Aus der Konzernerfolgsrechnung sind diese Einflussfaktoren allenfalls indirekt herauszulesen. Das Bruttoergebnis zum Beispiel und damit auch die Bruttomarge sind sogar gestiegen. BASF hat 2015 rund 13 Prozent weniger für Rohstoffe ausgegeben. Die übrigen Kostenkategorien wie Vertrieb, Verwaltung und auch die F+E-Ausgaben legten dagegen durchweg zu. Und um rund eine Milliarde hat sich alleine die Position der sonstigen betrieblichen Aufwendungen erhöht.

Sie reflektiert eine ganze Reihe von Sonderfaktoren, die das Geschäft überlagern. Dazu gehören etwa die Kosten von 121 Millionen Euro für die Jubiläumsfeier, höhere Rückstellungen für die langfristige Erfolgsbeteiligung des Managements sowie eine Abschreibung von rund 500 Millionen Euro auf Assets im Öl- und Gasgeschäft. Gleichzeitig fielen Veräußerungsgewinne aus Desinvestments, die in den sonstigen betrieblichen Erträgen verbucht werden, niedriger aus als im Vorjahr.

Alles in allem ist daher das um solche Sondereinflüsse bereinigte Betriebsergebnis nur um acht Prozent auf 6,7 Milliarden gesunken.

Im Segment-Reporting der BASF schlagen sich diese Effekte überwiegend im deutlichen Ergebnisrückgang des Bereichs „Sonstige“ nieder. Starke Einbußen verbuchte darüber hinaus erwartungsgemäß die Öl- und Gassparte, deren Betriebsgewinn sich als Folge des Preisverfalls um mehr als ein Drittel reduzierte. Und dies wohlgemerkt, obwohl man 13 Prozent mehr Öl und Gas produzierte.

Für seine vier Chemiesegmente weist der Ludwigshafener Konzern in der Summe dagegen noch eine leichte Ertragsverbesserung von knapp zwei Prozent aus, wobei der Bereich Funktionsmaterialien mit 40 Prozent Zuwachs herausragt. Der Bereich, der vor allem Kunststoffe, Lacke, Katalysatoren und Bauchemie umfasst, profitierte unter anderem von einem starken Geschäft mit der Autoindustrie, auch ist dort der Preisdruck schwächer als in anderen Chemiesegmenten.

Im Agrochemie-Geschäft konnte sich die BASF gegen die Konjunkturflaute auf den weltweiten Agrarmärkten relativ gut behaupten und das hohe Vorjahresergebnis nahezu halten.

Eher enttäuschend entwickelte sich dagegen erneut das Segment Performance-Produkte, in dem die BASF ein sehr breites Sortiment an Spezialprodukten gebündelt hat, darunter Vitamine, Pigmente, Chemikalien für die Öl-, Papier- und Textilindustrie, Nahrungsmittelzusätze sowie Vorprodukte für Kosmetika und Reinigungsmittel. Das bereinigte Ebit der Sparte sank entgegen der ursprünglichen Prognose um sechs Prozent auf 1,36 Milliarden Euro.

Es zeigt sich: Sowohl in Relation zum Umsatz als auch gemessen am Kapitaleinsatz verdient dieser Teilbereich von BASF damit weiterhin unbefriedigend. Die Entwicklung ist ein deutliches Indiz dafür, dass der Konzern tendenziell immer höheren Einsatz bringen muss, um Wachstum und Erträge in seinem Chemiegeschäft zu generieren.

Das wird nicht zuletzt auch von dem nochmals kräftigen Anstieg der Sachinvestitionen reflektiert, die das Rekordniveau von 5,8 Milliarden Euro erreichten und sich damit seit 2010 mehr als verdoppelt haben. Auch die weiter rückläufigen Kapitalrenditen zeigen, dass es dem Konzern derzeit relativ schwerfällt, Investitionen in Wachstum und zusätzlichen Ertrag umzusetzen.

Andererseits hat der Konzern mit seinem Investitionsprogramm einige Vorleistungen für die nächsten Jahre erbracht. Die neuen Großanlagen, die in den letzten beiden Jahren in Betrieb gingen, sind derzeit zwar nur mäßig ausgelastet und belasten die Ertragsrechnung mit Anlaufkosten. Sie bieten indes die Chance, Produktion und Absatz in den nächsten Jahren deutlich auszuweiten ohne größeren Anstieg der Fixkosten. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Märkte wieder anziehen und sich der Gegenwind auf der Preisseite nicht weiter verstärkt.

Das sind die Stärken und Schwächen von BASF
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