Biotech Vielversprechende Krebstherapie: Tübinger Biotech-Firma Immatics schließt 900-Millionen-Dollar-Deal

Das 2000 gegründete Biotech-Unternehmen entwickelt neuartige Therapien gegen Krebs.
Frankfurt Das Tübinger Biotech-Unternehmen Immatics schließt mit dem US-Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (BMS) eine Entwicklungs- und Vermarktungsvereinbarung für eine neuartige Krebstherapie ab. Der Deal könnte den Tübingern im Erfolgsfall Meilensteinzahlungen von mehr als 900 Millionen Dollar einbringen. Zudem winkt bei einer Markteinführung eine Umsatzbeteiligung im zweistelligen Prozentbereich, womit die Vereinbarung zum Milliardendeal für Immatics werden könnte.
Das Unternehmen ist an der Technologiebörse Nasdaq notiert. Größter Anteilseigner ist die Investmentgesellschaft Dievini des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp mit rund 26 Prozent.
Das Abkommen mit BMS betrifft den am weitesten fortgeschrittenen Produktkandidaten von Immatics, der einen neuartigen Wirkansatz gegen solide Tumore, also bösartige Gewebeneubildungen, verfolgt.
Konkret geht es um ein antikörperähnliches Molekül, das sich das körpereigene Immunsystem zunutze macht, indem es sogenannte T-Zellen aktiviert und gegen Krebszellen mit einer spezifischen Zielstruktur ausrichtet. T-Zellen sind besondere Immunabwehrzellen, die die Fähigkeit haben, körperfremde Strukturen auf körpereigenen Zellen zu entdecken und auszuschalten.
Das Molekül von Immatics, ein sogenannter T-Cell-Engaging-Receptor (TCER), ist besonders ausgestattet: Es kann zum einen eine bestimmte Zielstruktur auf soliden Tumoren erkennen und an diese andocken. Zum anderen ist es mit einer zweiten Bindungsstelle, einem Antikörper, ausgestattet, der T-Zellen von überall im Körper aktivieren kann, um die Tumorzellen zu zerstören.
Die Zusammenarbeit mit BMS ermöglicht Immatics den Zugang zu den globalen klinischen Entwicklungs- und Vermarktungskapazitäten des stark in der Onkologie aktiven Pharmakonzerns. BMS wiederum sichert sich mit der Vereinbarung eine neuartige Möglichkeit zur Behandlung solider Tumore, die derzeit zu den vielversprechendsten Ansätzen in der Krebstherapie zählt.
Vorauszahlung in Höhe von 150 Millionen Dollar
Im Rahmen der Vereinbarung erhält Immatics von BMS eine Vorauszahlung in Höhe von 150 Millionen US-Dollar (rund 137 Millionen Euro) sowie bis zu 770 Millionen US-Dollar (rund 681 Millionen Euro) an Meilensteinzahlungen für die Entwicklung, Zulassung und Vermarktung. Zusätzlich gibt es gestaffelte Tantiemen im zweistelligen Prozentbereich auf erzielte Nettoumsätze des Produkts.
Immatics hat die Option, die Entwicklung in den USA im Austausch gegen höhere Tantiemen mitzufinanzieren und den Produktkandidaten namens IMA401 in den USA gemeinsam mit Bristol-Myers Squibb zu vermarkten. Immatics, die eine Reihe solcher TCER-Moleküle entwickelt, hat bereits im November für den Produktkandidaten IMA401 einen Antrag für den Start der Erprobung am Menschen beim zuständigen Paul-Ehrlich-Institut gestellt. Die Studie, die in der ersten Hälfte des kommenden Jahres beginnen soll, wird Patientinnen und Patienten mit verschiedenen soliden Tumoren einschließen.
Der Wirkstoff könnte im Erfolgsfall bei unterschiedlich schwer zu behandelnden Tumoren eingesetzt werden: Die Zielstruktur, auf die er ausgerichtet ist, findet sich unter anderem bei bestimmten Formen von Lungen-, Kopf- und Halskrebs sowie Blasen-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs.
Immatics hatte bereits 2019 eine Partnerschaft zur Entwicklung von Zelltherapien mit der Celgene Corporation abgeschlossen, die mittlerweile eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von BMS ist. Bei diesem Deal winken Immatics im Erfolgsfall mehr als 1,5 Milliarden Dollar an Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen.
Mehr: 110 Millionen Dollar für Zelltherapie-Krebsspezialist T-Knife
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Wünschen wir Herrn Hopp mehr Erfolg bei dieser Innovation als mit Curevac!
Da waren am Anfang auch große Hoffnungen....