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Biotechfirma Cardior Hoffnung auf RNA-Wirkstoffe – Frische Millionen für eine neue Herzmedizin

Mit Cardior entwickeln Claudia Ulbrich und Thomas Thum eine bessere Behandlung gegen Herzschwäche. Damit gewinnen die Forscher neue Investoren.
25.08.2021 - 13:53 Uhr Kommentieren
Thomas Thum und Claudia Ulbrich wollen mit Cardior die Herzmedizin verbessern. Quelle: Cardior
Cardior-Gründer

Thomas Thum und Claudia Ulbrich wollen mit Cardior die Herzmedizin verbessern.

(Foto: Cardior)

Frankfurt Mit einer der größten Biotech-Finanzierungsrunden des Jahres hat sich das Hannoveraner Start-up Cardior gerüstet, um die weitere Erforschung einer neuen Klasse von RNA-basierten Wirkstoffen gegen Herzinsuffizienz voranzubringen. Im Zuge einer Zweitrundenfinanzierung (Series-B-Finanzierung) unter Führung der Risikokapitalfonds Inkef Capital, Fund+ und Sunstone flossen dem Start-up 64 Millionen Euro an frischem Kapital zu.

Auch die bisherigen Geldgeber, darunter LSP (Life Sciences Partners), der US-Konzern Bristol-Myers Squibb und Biomed Partners haben sich an der Kapitalerhöhung beteiligt.

Firmenchefin und Mitgründerin Claudia Ulbrich wertet den Deal als sehr wichtigen Meilenstein für das junge Unternehmen. „Wir konnten damit eine sehr starke und langfristig ausgerichtete Investorengruppe gewinnen“, sagt Ulbrich.

Die 55-jährige Gesundheitsökonomin hat das Unternehmen 2016 zusammen mit dem Wissenschaftler und Herzspezialisten Thomas Thum (46) als Spin-off der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gegründet. Ulbrich bringt mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung als Managerin und Gründerin im Biotechsektor mit, unter anderem aus Führungsfunktionen bei Firmen wie Uniqure, Inocard GmbH und T-Cell Europe GmbH.

Wissenschaftlicher Kopf des Unternehmens ist der Kardiologe und Biowissenschaftler Thomas Thum in seiner Rolle als Chief Scientific Officer (CSO). Thum gilt als einer der führenden Experten in der Erforschung von RNA-Molekülen und ihrer Rolle im Bereich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auf seinen Arbeiten basieren auch die Produktkandidaten und Projekte des Biotechunternehmens.

Neben seiner Rolle bei Cardior lehrt Thum als Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und dem Imperial College in London. Seit Anfang des Jahres fungiert er zudem zusammen mit Norbert Krug als Leiter des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin an der MHH.

Die nun besiegelte Finanzierungsrunde unterstreicht das wachsende Interesse von Finanzinvestoren an RNA-basierten Forschungsfirmen, das nicht zuletzt von den Erfolgen der mRNA-Spezialisten Biontech und Moderna in der Impfstoffentwicklung angeheizt wird.

Positive Effekte bei der Behandlung von Herzfehlern

Bei Cardior geht es allerdings nicht um Messenger-RNA (mRNA) wie bei den Covid-Impfstoff-Entwicklern, sondern um sogenannte Micro-RNA. Dabei handelt es sich um kurze RNA-Abschnitte, die im Gegensatz zu mRNA keinen Code für Proteine transportieren, stattdessen aber in den Zellen wichtige Funktionen in der Regulierung der Genaktivität ausüben.

Mit ihrem Hauptprodukt CDR132L, einem aus RNA-Bausteinen konstruierten Oligonukleotid, zielt Cardior auf die Blockade einer bestimmten Micro-RNA, die bei Herzerkrankungen im Übermaß vorhanden ist und für Fehlfunktionen der Herzmuskelzellen sorgt. In einer Phase-1-Studie zeigte der Wirkstoff nach Angaben von Cardior ein günstiges Sicherheitsprofil und positive kardiologische Effekte bei 28 behandelten Patienten mit Herzschwäche.

Die frischen Finanzmittel wollen Ulbrich und Thum nun unter anderem für eine größere Phase-2-Studie einsetzen, die das Wirkprinzip bestätigen soll. Darüber hinaus planen sie, weitere Projekte aus der Forschung und Entwicklung von Cardior voranzutreiben. Die Fehlregulierung von Micro-RNAs ist nach Einschätzung der Cardior-Wissenschaftler für viele Herzkreislauf-Erkrankungen mitverantwortlich.

Ulbrich sieht daher breites Potenzial für das auf Micro-RNA ausgerichtete Therapiekonzept des Unternehmens. „Wir glauben, dass nichtkodierende RNAs die Behandlung von Herzerkrankungen fundamental verändern können, indem sie Gewebeschäden verhindern und reparieren.“

Vorbild für das Hannoveraner Biotechunternehmen sind unter anderem die US-Firmen Ionis und Alnylam, die in den letzten Jahren bereits ähnliche Wirkstoffe auf der Grundlage von kleinen RNA-Abschnitten durch die Zulassung brachten, dies allerdings in ganz anderen Therapiefeldern. Im Bereich Micro-RNA und Kardiologie dagegen betrachtet sich Cardior als weltweit führend.

Mehr: Trotz Biontech nur ein Nischenmarkt – Die Hürden für die deutsche Biotech-Branche

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