Borgward in China Wer ist schöner als die Isabella?

Eine Isabella von Borgward: Der Geist des ehemaligen Automobilherstellers soll nun in China wiederbelebt werden.
New York Es gab einmal einen Wagen namens Isabella. Er hatte diese Art von weiblichem Charme, den auch Citroën damals noch beherrschte, mit seiner „Göttin“ (der Déesse, dem Modell DS), der aber heute in der männlich-aggressiven Autowelt ausgestorben ist. Man fuhr ihn am besten als Cabrio, mit roten Ledersitzen, Weißband-Reifen gehörten dazu, und eigentlich sollte man das Lenkrad nur mit Handschuhen berühren.
Es war ein Wagen für reiche Leute. Und für große Leute: Firmengründer Carl F.W. Borgward, ein Mann mit langem Oberkörper, hatte sich den Wagen sozusagen auf den Leib schneidern lassen, weswegen kleinere Zeitgenossen fast hinter dem Lenker zu verschwinden schienen.
Die Isabella war die Schönste im Land, und sie kam aus dem Hause Borgward. Jetzt will Christian Borgward, der Enkel des Firmengründers, nach über einem halben Jahrhundert wieder Autos bauen. Aber was kann schöner als eine Isabella sein?
Das legendäre Coupé hatte hässlichere kleine Geschwister. Sie wurden von demselben Konzern, aber unter der Marke Lloyd, verkauft und waren die einzigen westdeutschen Automodelle, die dem späteren Trabant in Ostdeutschland hätten Konkurrenz machen können. Doch in der schmalen Karosserie aus Sperrholz und Kunstlederüberzug - daher der Spitzname „Leukoplast-Bomber“ - konnten in der bescheidenen Nachkriegszeit junge Pärchen Schulter an Schulter gedrängt die Welt erobern.
Stolze 60 Stundenkilometer schaffte der 300-ccm-Zweitakter-Motor in der Spitze. Wenn es Alpenpässe hinauf ging, schwitzte man aus Angst, der Wagen könnte rückwärts in den Abgrund rollen, aber die Zehn-PS-Maschine schaffte ruckelnd doch jede Steigung.
Wie sehen die Nachfahren dieser ungleichen Geschwister aus? Und wer soll sie kaufen? Die zweite Frage ist leicht zu beantworten: Das Modell soll in Deutschland entworfen, aber in China produziert und verkauft werden, schreibt die Fachzeitschrift „Autoweek“. Rund 800.000 Autos mit dem Schriftzug Borgward sollen bis 2020 über die Straßen des Reichs der Mitte rollen.
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