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Car-Symposium So wollen Daimler und BMW verschärften Emissionsgrenzen begegnen

Die Autokonzerne haben sich von ihren Erfolgen der Vergangenheit verabschieden müssen. Elektrifizierung und Digitalisierung zwingen sie zu einem radikalen Umdenken.
12.02.2020 Update: 12.02.2020 - 13:40 Uhr 1 Kommentar
BMW nimmt sich 2020 die Senkung des CO2-Ausstoßes seiner Neuwagenflotte in Europa um rund ein Fünftel vor. Quelle: dpa
BMW-Chef Oliver Zipse

BMW nimmt sich 2020 die Senkung des CO2-Ausstoßes seiner Neuwagenflotte in Europa um rund ein Fünftel vor.

(Foto: dpa)

Bochum Premiummodelle haben der deutschen Automobilindustrie in den vergangenen 20 Jahren zu einem weltweiten Aufschwung verholfen. BMW und Mercedes sind bekannte Marken rund um den Globus, sie sind ein Abbild der Industrienation Deutschland und stehen für „Made in Germany“.

Doch das Image der scheinbar unbesiegbaren Premiummarken hat Risse bekommen. Daimler will Tausende Stellen streichen, auch BMW spart Personal in der Verwaltung und in der Produktion. Bei beiden Konzernen hat die Rendite deutlich nachgegeben, milliardenschwere Effizienzprogramme sollen einen Umschwung bewirken. Die umfassende Transformation der gesamten Branche durch Elektroantriebe und Digitalisierung sorgt für große zusätzliche Belastungen.

Aus Sicht von BMW sind die verschärften Emissionsgrenzen aktuell die größte Herausforderung. „Wir müssen die große Lücke schließen aus bisheriger Marktnachfrage und zunehmender Regulierungserwartung“, sagte Vorstandschef Oliver Zipse am Mittwoch auf dem Car-Symposium in Bochum. Nur mit neuen elektrifizierten Fahrzeugen seien die Kohlendioxid-Vorgaben der Europäischen Kommission zu erfüllen.

Um die Vorgaben einhalten zu können, müssten im Jahr 2030 etwa 40 Prozent aller in Europa verkauften Neuwagen elektrifiziert sein. „Innerhalb der nächsten zehn Jahre muss sich der Markt dafür mehr als verzehnfachen“, betonte der BMW-Chef. Nahezu jeder zweite Kunde werde dann also ein Elektro-Fahrzeug kaufen.

Zipse gab sich zuversichtlich, dass sein Unternehmen die vorgegebenen Ziele erreichen werde. Dem Münchener Autokonzern drohten im kommenden Jahr auch keine Strafzahlungen wegen einer möglichen Überschreitung der Grenzwerte. BMW habe schon jetzt und nicht erst in weiter Zukunft damit begonnen, den Anteil elektrifizierter Fahrzeuge in der eigenen Flotte entscheidend auszubauen.

Der BMW-Chef kündigte für dieses Jahr eine Reduzierung des eigenen Kohlendioxid-Durchschnittswertes um 20 Prozent an. „Wir schlagen damit ein neues Buch auf“, sagte Zipse. Für den Münchener Autohersteller sei das die größte CO2-Verbesserung in der Unternehmensgeschichte.

Die besseren Kohlendioxid-Werte will BMW nicht nur mit neuen Elektroautos schaffen. Ein Drittel der geplanten CO2-Minderung komme auch dadurch zustande, weil konventionelle Verbrennungsmotoren immer sauberer würden. Beim neuen BMW 1er-Modell beispielsweise sei es gelungen, die CO2-Werte um bis zu 15 Prozent zu senken.

Größere Bedeutung für Plug-in-Hybride

Verbesserte Benzin- und Dieselmotoren ändern nichts daran, dass der viel größere Anteil der Kohlendioxid-Reduktion von neuen elektrifizierten Autos kommen muss. Bei BMW hatten sie im vergangenen Jahr einen Anteil von 8,6 Prozent. 2021 will der Münchener Konzern in Europa 25 Prozent erreichen, 2025 sollen es etwa 33 Prozent werden. Die Hälfte ist für das Jahr 2030 angepeilt.

Volkswagen will die CO2-Reduktionsziele vor allem mit rein batteriegetriebenen Fahrzeugen erreichen. Bei BMW bekommen Plug-in-Hybride eine wesentlich größere Bedeutung. Käufer von Premiumautos haben in der Regel ein höheres Einkommen und können sich deshalb die Extra-Kosten für ein Fahrzeug mit Benzinmotor und Elektroantrieb viel eher leisten.

Auch mit Plug-in-Hybriden lasse sich auf der Straße eine echte Minderung der Kohlendioxid-Werte erreichen, ergänzte der Konzernchef. BMW könne über eine Vernetzung der Fahrzeuge das Ladeverhalten der eigenen Kunden abschätzen. „Etwa 70 der Menschen laden ihren Plug-in-Hybrid tatsächlich sehr regelmäßig auf“, sagte er.

Plug-in-Hybride waren zuletzt bei Umweltschützern in die Kritik geraten, weil diese elektrifizierten Fahrzeuge auch nur mit Verbrennungsmotor gefahren werden können und dann nur auf dem Papier klimafreundlich sind. BMW will außerdem das „Geo-Fencing“ einsetzen: Etwa in hochbelasteten Innenstädten kann ein Plug-in-Hybrid dann nur elektrisch gefahren werden.

Für den Daimler-Konzern ist vor allem die anstehende Digitalisierung der Autos die größte Herausforderung. „Das verändert alles“, sagte Entwicklungsvorstand Markus Schäfer in Bochum. Nicht nur der Stuttgarter Fahrzeughersteller, sondern die gesamte deutsche Automobilindustrie habe auf diesem Feld großen Nachholbedarf.

Unternehmen wie Daimler hätten sich in der Vergangenheit mit ihrem großen Know-how bei Verbrennungsmotoren auszeichnen können. Doch künftig bekämen eine Fahrzeug-Cloud, ein Betriebssystem im Auto und das gesamte Software-Wissen eine viel größere Bedeutung.

Mercedes habe sich in der Vergangenheit zu einer weltweit starken Marke entwickelt. „Doch die Vergangenheit ist kein Garant für eine erfolgreiche Zukunft“, betonte Schäfer. Auch sein Konzern müsse sich der Zukunftsthemen stärker annehmen.

Wettbewerb in anderen Bereichen

Beim Antrieb werden sich Elektroautos künftiger Modellgenerationen nicht mehr sonderlich unterscheiden, sondern bei allen Autoherstellern immer stärker angleichen. Der Konkurrenzkampf wird sich stattdessen auf andere Felder verlagern. „Das digitale Erlebnis wird zunehmend wichtiger für den Kunden und definiert am Ende auch Luxus“, sagte der Daimler-Entwicklungsvorstand. Infotainment, Audio- und Video-Angebote erhielten im Auto eine stark zunehmende Bedeutung.

Daimler will den digitalen Anteil an seinen Autos steigern. Das führt zu Einsparungen in anderen Bereichen. „Wir müssen unser Modellportfolio einem kompletten Umbau unterziehen“, sagte Schäfer. Das könnte beispielsweise auch bedeuten, dass bestimmte Modelle in einzelnen Regionen der Welt nicht mehr verkauft würden. In China beispielsweise würden Cabrios nur selten nachgefragt.

Schäfer will neue Autos auch schneller entwickeln. „Wir werden die Entwicklungszeit der Fahrzeuge durch Digitalisierung verkürzen“, kündigte der Daimler-Vorstand an. Auf die Entwickler komme ein „Paradigmenwechsel“ zu. Eine konkrete Jahreszahl nannte er dabei nicht. Bislang sind in der Autobranche etwa fünf Jahre Entwicklungszeit für ein neues Fahrzeug üblich.

Zur Kostensenkung trägt auch die Zusammenarbeit mit anderen Automobilherstellern bei, vor allem bei Fahrzeug-Baukästen und -plattformen. „Sicherlich muss man über Kooperation nachdenken“, sagte Schäfer. Ein Beispiel dafür sei der neue elektrifizierte Smart, den der Daimler-Konzern zusammen mit Geely in China fertige. Weitere Partnerschaften seine auch bei künftigen digitalen Plattformen denkbar, so Schäfer weiter.

Premiumanbieter wie Mercedes und BMW produzieren im Unterschied zu Volumenherstellern wie Volkswagen deutlich weniger Fahrzeuge. Sie können deshalb nicht im selben Umfang Größen- und Skaleneffekte nutzen. Ferdinand Dudenhöffer, Autoprofessor an der Universität Duisburg-Essen und Veranstalter des Bochumer Car-Symposiums, rät den süddeutschen Autoherstellern deshalb ebenfalls zu mehr Kooperationen. „Für die deutschen Premiumanbieter wird es wichtig, einen festen chinesischen Partner zu finden“, sagte er.

China sei zum wichtigsten Automarkt der Welt aufgestiegen. Auch technologisch werde die Volksrepublik künftig eine führende Rolle einnehmen.

Mehr: Ola Källenius hat erstmals die Daimler-Bilanz vorgelegt: Der Gewinn des Autokonzerns ist noch weiter abgesackt. Doch der Manager gibt sich kämpferisch.

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1 Kommentar zu "Car-Symposium: So wollen Daimler und BMW verschärften Emissionsgrenzen begegnen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Ob der Konsument die E-Autos will, fragt niemand!
    Dieses System der Kommandowirtschaft ist 1989 baden gegangen. Offensichtlich ist man in der Zwischenzeit durch Erfahrung wieder einmal dümmer geworden und möchte es einfach nochmal probieren.

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