Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

CFO des Monats Roland Sackers ebnete Qiagen den Weg zum Milliardenunternehmen

Der langjährige CFO des Unternehmens hat großen Anteil am Erfolg des Biotech-Konzerns. Dass die Branche in Corona-Zeiten neue Wertschätzung erlebte, freut ihn besonders.
27.02.2021 - 14:49 Uhr Kommentieren
In der Corona-Pandemie ist der CFO auch Ansprechpartner für die nationalen und internationalen Behörden und Regierungen. Quelle:  Qiagen
Roland Sackers

In der Corona-Pandemie ist der CFO auch Ansprechpartner für die nationalen und internationalen Behörden und Regierungen.

(Foto:  Qiagen )

Frankfurt Zum Corona-Test geht Roland Sackers zweimal in der Woche. Das ist für den 52-jährigen Finanzchef von Qiagen kein allzu großer Aufwand, denn das Diagnostikunternehmen hat die Testkapazitäten im Haus. Ihm ist es wichtig, ein Vorbild für alle anderen Mitarbeiter im Unternehmen zu sein, sich ebenfalls regelmäßig testen zu lassen, sagt er.

Das gilt auch für seine Anwesenheit in der Firmenzentrale in Hilden. Da viele Mitarbeiter in der Produktion und Forschung jeden Tag in das Unternehmen kommen müssen, will er als Führungskraft auch Präsenz zeigen. Zu tun gibt es für den studierten Betriebswirt und ehemaligen Arthur-Andersen-Wirtschaftsprüfer am Stammsitz in Hilden ohnehin mehr als genug.

Denn neben seiner Funktion als CFO ist Sackers Managing Direktor von Qiagen. Er verantwortet zentrale Unternehmensfunktionen wie IT und den Einkauf und leitet die Initiative zur digitalen Transformation des Unternehmens. Im vergangenen Jahr etwa wurden bereits 60 Prozent der Verkäufe digital abgewickelt.

In der Corona-Pandemie ist Sackers zudem Ansprechpartner für die nationalen und internationalen Behörden und Regierungen. Diese Aufgabe teilt er sich mit dem im vergangenen März ernannten CEO Thierry Bernard, der vom US-Standort des Unternehmens in Boston agiert.

Das Corona-Jahr 2020 war für Qiagen, wie für viele Unternehmen aus der Diagnostik- und Life-Science-Branche ein Ausnahmejahr. Die Nachfrage nach Labormaterialien, Reagenzien, Geräten und Tests, mit denen das Coronavirus nachgewiesen werden kann, hat die Firmen an ihre Kapazitätsgrenze gebracht.

Corona hat die Lage nachhaltig verändert

Für Qiagen war das Jahr 2020 zusätzlich besonders. Denn: Hätte es die Corona-Pandemie nicht gegeben, wäre Qiagen jetzt wohl Teil des amerikanischen Life-Science-Konzerns Thermo Fisher Scientific. Und kein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen mehr, das die Aussicht hat, im September in den Dax aufzusteigen. Weil sich der Wert von Qiagen in der Corona-Pandemie mit steigenden Umsätzen aber immer mehr erhöhte, lehnten die Aktionäre im August schließlich das Übernahmeangebot von Thermo Fischer als zu niedrig ab.

Es habe eine allgemeine Erleichterung im Unternehmen gegeben, „weil so eine Übernahme immer mit viel Unsicherheit behaftet ist“, sagt Sackers. Er selbst habe versucht, die Transaktion aus Sicht eines CFOs vor allem auf der Basis von Fakten ausgewogen zu beurteilen: „Wir hatten den Deal eine Zeit lang ja bewusst unterstützt, weil wir schon gesehen haben, welche Vorteile Thermo Fisher als großes Unternehmen für Qiagen bringt. Corona hat die Lage dann aber nachhaltig verändert“, sagt Sackers.

Wie stark, das zeigt der Jahresabschluss: Der Umsatz stieg um 23 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar, nach einem Nettoverlust von 41 Millionen Dollar im Jahr zuvor wurde 2020 ein Gewinn von 359 Millionen Dollar erzielt. Der Aktienkurs liegt aktuell knapp 30 Prozent über dem Vorjahreswert.

Es gibt aber Analysten, die daran zweifeln, ob der Erfolg von Qiagen auch nach Corona andauert. Schließlich kämpfte das Unternehmen vor der Pandemie mit einer Schwächephase, die durch verfehlte Wachstumsprognosen, Gewinnwarnungen, Umstrukturierungen und auch einzelne strategische Fehlentscheidungen geprägt war.

Insbesondere der Versuch, eine eigene Gen-Sequenzier-Technologie zu entwickeln, entpuppte sich als Sackgasse. Der Abgang des langjährigen Firmenchefs Peer Schatz bereitete in dieser Phase den Boden für den Übernahmeversuch von Thermo Fisher.

In der Coronakrise profitiert das Unternehmen von einer hohen Nachfrage nach Covid-19-Tests. Quelle: dpa
Mitarbeiter im Labor des Biotechunternehmens Qiagen

In der Coronakrise profitiert das Unternehmen von einer hohen Nachfrage nach Covid-19-Tests.

(Foto: dpa)

Doch diese Probleme gelten inzwischen als überwunden. Sackers ist zuversichtlich: „Corona wird eines Tages wohl als Pandemie besiegt sein, aber als Infektionskrankheit wird es blieben. Der Einsatz innovativer Diagnostik wird weiter gefragt sein, auch bei anderen Krankheiten. Denn es gibt nun ein ganz anderes Bewusstsein in der Bevölkerung für präventive Tests.“

Roland Sackers hat Qiagen mit groß gemacht. Als er 1999 in das Unternehmen trat, machte Qiagen, in Dollar bilanziert, weniger als 100 Millionen Umsatz. Heute nähert man sich der Marke von zwei Milliarden Dollar, die Aktie wird in New York und Frankfurt gehandelt. Mit dem amerikanischen Kapitalmarkt und Biochemiegeschäft machte sich Sackers ab 2005 für zwei Jahre vor Ort in den USA vertraut.

„Ich brauchte nie die Firma zu wechseln, weil das Unternehmen sich ständig geändert hat“, sagt Sackers über seine mehr als zwei Jahrzehnte bei Qiagen. Als Zulieferer für Forschungseinrichtungen gestartet, spielt das Unternehmen heute international in der Diagnostikbranche mit und beschäftigt 5600 Mitarbeiter an mehr als 35 Standorten.

Als Finanzvorstand verantwortete Sackers ab 2004 die Entwicklung und Umsetzung der langfristigen Finanzplanung für die Wachstumsstrategie. Dazu gehörten auch mehr als 30 M&A-Transaktionen im Wert von mehr als vier Milliarden Dollar, die der gebürtige Niederrheiner begleitet hat.

Im Moment liegt das Hauptaugenmerk des CFOs darauf, die Ausweitung der Produktion zu ermöglichen. Mehr als 100 Millionen Euro hat Qiagen im vergangenen Jahr in sie investiert, in diesem Jahr soll es noch einmal so viel werden.

Eine Konstante für Qiagen

Sackers gilt als harter Arbeiter, ambitioniert, aber auch pragmatisch. Und als aufgeschlossener und zugänglicher Mensch. Er selbst legt Wert auf Transparenz. Wer mit ihm arbeite, sollte klar seine Meinung sagen und auch über den Tellerrand denken können, sagt er.

In der Analysten-Community wird geschätzt, dass er den intensiven Austausch sucht und Veränderungen in der dynamischen Branche schnell erkennt und auf den Punkt bringt. „Roland Sackers ist seit mehr als 20 Jahren eine Konstante für Qiagen. In guten und auch in herausfordernden Zeiten hat er immer einen stabilen und ausbalancierten Führungsstil sowohl in Bezug auf das Unternehmen als auch die Kapitalmärkte gezeigt“, sagt Berenberg-Analyst Scott Bardo.

Aber Sackers ist nicht nur Finanzmann, sondern auch ein engagierter Vertreter der deutschen Biotechnologiebranche. Schließlich ist Qiagen das erste deutsche Biotechunternehmen gewesen, dass international eine Bedeutung erlangt hat. Sackers unterstützt seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich den Branchenverband Bio Deutschland, was dort sehr geschätzt wird.

Die ehrliche Freude über die Erfolge der Deutschen Biotechunternehmen Biontech und Curevac bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen das Coronavirus ist Sackers jedenfalls deutlich anzumerken. „Die Beispiele zeigen, dass es weiter erfolgreiches Gründertum in Deutschland gibt.“

Er kennt auch Zeiten, als die Branche in der öffentlichen Wahrnehmung keine große Rolle spielte und das Referat Biotechnologie bei der Bundesregierung geschlossen wurde. Aber auch das hat sich im letzten Jahr drastisch gewandelt. „Die Wertschätzung der Biotechnologie ist durch die Coronakrise nachhaltig gestiegen. Das sollte unserer Branche weiteren Rückenwind geben“, hofft er.

Mehr: Sven Schneider – Wie Infineons Finanzchef die Investoren in kurzer Zeit überzeugt hat

Startseite
Mehr zu: CFO des Monats - Roland Sackers ebnete Qiagen den Weg zum Milliardenunternehmen
0 Kommentare zu "CFO des Monats: Roland Sackers ebnete Qiagen den Weg zum Milliardenunternehmen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%