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Chemieindustrie Bayers bisheriger Agrarvorstand Liam Condon wird CEO von Johnson Matthey

Der 53-jährige Bayer-Manager übernimmt im März 2022 den Chefposten beim britischen Chemie- und Materialspezialisten. Dort trifft er auf einen alten Bekannten.
11.11.2021 - 13:52 Uhr Kommentieren
Der langjährige Bayer-Manager hat einen neuen Job in Großbritannien. Quelle: Reuters
Liam Condon

Der langjährige Bayer-Manager hat einen neuen Job in Großbritannien.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Am Dienstag dieser Woche hat er seinen Rücktritt bei Bayer zum Jahresende erklärt, jetzt steht der neue Job fest: Der langjährige Bayer-Vorstand und Leiter des Agrargeschäfts, Liam Condon, wird Chef des britischen Unternehmens Johnson Matthey. Er tritt dort die CEO-Position im März 2022 an.

Johnson Matthey ist ein führender Chemie- und Materialspezialist mit einem Umsatz von zuletzt umgerechnet 4,8 Milliarden Euro. Der überwiegende Teil entfällt auf Katalysatoren, mit denen Stickoxidemissionen von Lkw, Schiffen und Kraftwerken gesenkt werden, und auf spezielle chemische Zusatzstoffe.

Bisher hatte Johnson Matthey zudem große Ambitionen in der Herstellung von Material für Lithium-Ionen-Batterien, wie sie in Elektroautos verwendet werden. Die Briten stellen unter anderem am deutschen Standort Moosburg in Bayern Kathoden- und Anodenmaterialien auf Lithiumbasis her.

Doch aus diesem Geschäft wird der Konzern nun überraschend aussteigen, wie er ebenfalls am Donnerstag ankündigte. Die Briten erwarten, dass Batteriematerial zu einem Massengeschäft mit hohem Kapitalbedarf wird, in dem sie sich starken Gegner wie BASF gegenübersehen. Die Firma sucht aber eher nach lukrativen Nischen in den Zukunftsthemen Wasserstoff, Kreislaufwirtschaft und Spezialchemie auf Basis erneuerbarer Rohstoffe.

Diese neuen Geschäfte muss nun Condon entwickeln. Der Start wird nicht einfach: Neben dem abrupten Ausstieg aus dem Batteriegeschäft erklärte Johnson Matthey, dass die Ergebnisse für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr nur am unteren Ende der Markterwartungen liegen werden. Beides kam an der Börsen überhaupt nicht gut an: Die Aktie verlor am Donnerstag 15 Prozent ihres Wertes.

Es wird also herausfordernd für Condon. Er übernimmt ein im Vergleich zu Bayer Crop Science weitaus kleineres Unternehmen. Die Agrardivision des Leverkusener Konzerns kam 2020 auf einen Umsatz von annähernd 19 Milliarden Euro. Dafür rückt er nach ganz oben an die Spitze – ein Weg, der ihm bei Bayer möglicherweise nicht mehr offenstand.

Lange Zeit wurde der gebürtige Ire als Nachfolger von Bayer-Vorstandschef Werner Baumann gehandelt. Condon hat als Agrarvorstand an vorderster Stelle den Kauf und die Integration des US-Saatgutkonzerns Monsanto begleitet, den Bayer im Jahr 2018 für rund 63 Milliarden Dollar übernahm. In früheren Jahren hat er bei Bayer die Medizingeschäfte geleitet und verfügt deswegen über eine breite Erfahrung im Konzern.

Führung des Bayer-Agrargeschäfts stand bis zuletzt stark unter Druck

Die Beweggründe für seinen Abschied bei Bayer sind unklar. In Unternehmenskreisen heißt es, er sei nicht zu diesem Schritt gedrängt worden. Allerdings stand die Führung des Agrargeschäfts bis zuletzt stark unter Druck, weil die operative Performance nicht den Erwartungen des Finanzmarkts und auch nicht den Plänen von Bayer selbst entsprach.

Dazu kommen die schweren Belastungen durch die verlorenen Prozesse in den USA um den Unkrautvernichter Glyphosat und die anschließend eingeleitete außergerichtliche Einigung mit den Klägern. Dies könnte Bayer am Ende bis zu 15 Milliarden Dollar kosten. Dies ist zwar nicht Condon direkt anzulasten – als Chef der Agrarsparte aber steht er in der Mitverantwortung.

Bayers Aufsichtsratschef Nobert Winkeljohann hat die Planung für die Nachfolge Baumanns bereits eingeleitet, der im April 2024 den Konzern verlassen wird. Klar ist bisher nur: Die Aufsichtsräte werden sich interne wie externe Kandidaten anschauen.

Einige größere Fondsgesellschaften und Bayer-Investoren wünschen sich einen neuen Bayer-Chef, der den Monsanto-Kauf im Jahr 2016 nicht mitbeschlossen hat, wie es in Finanzkreisen heißt. Neben Baumann ist nur noch der nun zurückgetretene Condon aus dieser Gruppe im aktuellen Vorstand.

Condon selbst begründet seine Entscheidung ganz anders. In einem Brief an die Bayer-Belegschaft schreibt er: „Niemand sollte länger als zehn Jahre ein und denselben Job machen, und jede Führungskraft muss in der Lage sein, zum richtigen Zeitpunkt Platz zu machen.“ Nach fast zehn Jahren an der Spitze von Crop Science kann er trotz aller Probleme erhobenen Hauptes gehen: Bayers Agrardivision ist im dritten Quartal kräftig gewachsen, auch fürs vierte Quartal sind die Aussichten gut.

Intern wird Condons Rückzug bei Bayer sehr bedauert. Das liegt auch an der sympathischen und gelassenen Art, die der 53-Jährige als Manager stets an den Tag gelegt hat. Er gewährte immer auch sehr persönliche Einblicke – etwa, als er zusammen mit Baumann nach der Übernahmevereinbarung mit Monsanto im Herbst 2016 zu den Mitarbeitern des US-Konzerns sprach.

Condons Eignung als CEO ist nach seiner Bayer-Karriere unbestritten

Condon erzählte von seiner Kindheit in Irland, in der er oft auf Friedhöfen war. Sein Vater fertigte mit seinem kleinen Unternehmen Grabsteine, und als Junge half er ihm öfter in den Ferien und nach der Schule bei der Arbeit. An einen Ratschlag, den ihm der Vater dort erteilte, hält sich Condon bis heute: „Hier lernst du, was am wichtigsten im Leben ist. Man plant auf lange Sicht, aber man sollte aus jedem Tag das Beste machen. Schließlich weiß man ja nie.“

Das wird der langjährige Bayer-Manager nun beim neuen Arbeitgeber Johnson Matthey beherzigen. Condons Eignung als CEO ist nach seiner Karriere bei dem Leverkusener Konzern unbestritten. Er studierte Marketing und Sprachen in Dublin und Berlin und spricht neben Englisch und Deutsch auch Französisch, Japanisch und Mandarin-Chinesisch.

Bei Johnson Matthey trifft Condon auf einen alten Bekannten, der ihn an vorderster Stelle in die neue Position gelockt haben dürfte: Chairman des Matthey-Boards, vergleichbar einem Aufsichtsratschef in Deutschland, ist Patrick Thomas, der selbst viele Jahre bei Bayer verbracht hat.

Thomas und Condon waren ab 2012 für einige Jahre gemeinsam im Executive Council von Bayer – Condon als Crop-Science-Chef und Thomas als Chef der Kunststoffsparte, aus der 2015 nach der Ausgliederung die heutige Covestro AG hervorging. „Liam ist eine dynamische und werteorientierte Führungspersönlichkeit mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz“, sagte Thomas am Donnerstag. Condon folgt dort auf Robert MacLeod, der den Konzern acht Jahre lang führte.

Mehr: Der Rücktritt des Bayer-Agrarchefs ist ein Signal für Erneuerung

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