Chemiekonzern BASF will bis 2050 komplett klimaneutral werden – Milliardeninvestitionen geplant

Die Anlagen spielen eine zentrale Rolle in der Petrochemie.
Frankfurt Der Chemiekonzern BASF setzt sich neue, ehrgeizigere Ziele für die Reduktion von Treibhausgasemissionen. Bis 2030 will das Unternehmen seinen Kohlendioxidausstoß um 25 Prozent reduzieren, bis 2050 soll die Produktion komplett klimaneutral werden.
Mit den neuen Vorgaben, die Konzernchef Martin Brudermüller am Freitag auf einem Investorentag verkündete, schraubt der weltweit größte Chemiekonzern seine Klimaziele deutlich nach oben. Bisher hatte BASF lediglich einen klimaneutralen Ausbau der Produktion in Aussicht gestellt, also einen konstanten Ausstoß von CO2 bei steigender Produktion. Einen Zeithorizont für das Erreichen einer komplett klimaneutralen Produktion hatte BASF – anders als Konkurrenten wie Dow oder Dupont – bisher gar nicht genannt.
Um die neuen Ziele zu erreichen, will der Konzern bis 2030 bis zu vier Milliarden Euro zusätzlich investieren, davon eine Milliarde bis 2025. Nach 2030 werden nach Schätzung des Konzerns noch deutlich höhere Investitionen von mehr als zehn Milliarden Euro erforderlich sein, um die Emissionen weiter zu reduzieren.
„Die neuen Klimaziele unterstreichen unsere Entschlossenheit und das Bekenntnis der BASF zum Pariser Klimaabkommen. Der Klimawandel ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts“, erklärte Brudermüller.
Gemessen an der Ausgangsbasis im Jahr 1990 entsprechen die neuen CO2-Ziele nach Berechnung des Chemiekonzerns einer Reduzierung um 60 Prozent und übertreffen damit das Klimaziel der EU, das eine Reduktion der CO2-Emissionen um 55 Prozent vorsieht. Derzeit emittiert der Ludwigshafener Konzern nach eigenen Angaben weltweit 21,9 Millionen Tonnen CO2.

Beim Jahresausblick bleibt der BASF-Chef weiterhin vorsichtig.
Brudermüller erklärte, die neuen Ziele seien durch Fortschritte in Technologie und Verfahrensentwicklung möglich geworden. Man könne dadurch einige Projekte vorziehen, die ursprünglich erst für die Zeit nach 2030 vorgesehen waren. Gleichzeitig beobachte man ein stark wachsendes Interesse der Kunden an CO2-freien Chemieprodukten.
Der Chemieriese strebt die neuen Ziele mit einem Mix aus Maßnahmen an. Dazu gehört insbesondere ein stark wachsender Einsatz von Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen, die Entwicklung CO2-ärmerer Produktionsprozesse, die stärkere Rückgewinnung von Abwärme und ein höherer Einsatz von biobasierten Rohstoffen.
Der Konzern geht davon aus, dass sich der Strombedarf an seinen großen Standorten im Zuge dieser Strategie bis Mitte der 2030er-Jahre verdreifachen wird. Er will sich daher bei Bedarf auch an entsprechenden Produktionsanlagen für grünen Strom beteiligen.
Hoher Strombedarf
Zu den wichtigen Pilotprojekten für die CO2-freie Chemieproduktion gehört ein elektrisch beheizter Steamcracker, den die BASF in Kooperation mit dem saudischen Chemiekonzern Sabic und dem Industriegasehersteller Linde am Standort Ludwigshafen bauen will.
Steamcracker spalten unter hohen Temperaturen Kohlenwasserstoffe aus Erdöl oder Erdgas in chemische Grundbausteine auf und spielen damit eine zentrale Rolle in der Petrochemie. Ein weiterer wichtiger Baustein für die Umstellung soll nach Plänen der BASF die Herstellung von Wasserstoff aus Methangas werden.
Das Tempo der Umstellung werde letztlich auch von den politischen Rahmenbedingungen abhängen, warnt der BASF-Chef. „Wir brauchen eine Regulierung, die ertüchtigt und nicht bestraft“, so Brudermüller vor allem mit Blick auf den hohen Elektrizitätsbedarf für eine Umstellung auf CO2-freie Produktionen.
Strom aus Windkraft sei mit vier bis fünf Cent Produktionskosten pro Kilowattstunde im Prinzip konkurrenzfähig für die Chemie, werde aber zum Beispiel in Deutschland durch Zusatzkosten wie EEG-Umlage, Stromsteuer und Netzentgelte auf 17 Cent verteuert.
„Wenn Deutschland und Europa einen schnellen Einstieg in die CO2-Reduktion haben wollen, dann müssen sie Rahmenbedingungen schaffen, die diese wettbewerbsfähigen Entstehungskosten möglichst gut durchschlagen auf die Unternehmen, die das in großen Mengen einsetzen müssen“, sagte Brudermüller.
Im vergangenen Jahr hatte der BASF-Konzern weltweit einen Strombedarf von 14,7 Millionen Megawattstunden, wovon 70 Prozent in eigenen Kraftwerken erzeugt wurden.
Mehr: Wie Unternehmen in der Pandemie ihre Start-up-Mentalität wecken
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.