Es ist das erste Geschäft dieser Art in der Geschichte der Autobauer in China: Daimler beteiligt sich als erstes ausländisches Unternehmen in größerem Ausmaß an einem nicht gelisteten, staatlichen Autoproduzenten aus dem Reich der Mitte. Die Schwaben steigen mit 12 Prozent bei ihrem Partner Beijing Automotive (BAIC) ein.
Für den Autobauer ist der Einstieg vor allem ein Türöffner. Nach Einschätzung des Autoexperten Stefan Bratzel haben die Schwaben damit künftig einen besseren Draht zur chinesischen Regierung - nicht unwichtig, um in dem Riesenreich erfolgreich zu sein. Zuletzt war Daimler der Konkurrenz dort stets hinterhergefahren. Mit einem chinesischen Partner könnte der Dax-Konzern künftig aber nicht nur Kontakte knüpfen, sondern auch Verbundvorteile beim Bau von Autos nutzen. BAIC hat verschiedene Plattformen, auf deren Basis die Chinesen Autos bauen wollen. Das könnte auch Daimler zugutekommen.
Die Chinesen können sich nach Ansicht von Experten reichlich Unterstützung von ihrem Partner Daimler erhoffen. Nicht zuletzt profitiert das Unternehmen auch vom technischen Know-how der Schwaben. Zum anderen hilft der Einstieg BAIC beim geplanten Börsengang: BAIC bekommt mit 51 Prozent die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen Beijing Benz. Dadurch können die Chinesen das Joint Venture mit Daimler als Eigentum angeben - ein wichtiger Baustein für den Sprung aufs Börsenparkett.
Die Stuttgarter haben im Reich der Mitte gleich mehrere Baustellen. Nicht nur, dass die Erzrivalen BMW und Audi dort wesentlich erfolgreicher sind - zuletzt machten Daimler in China vor allem zwei getrennte Vertriebskanäle zu schaffen, die sich zum Teil gegenseitig behinderten. Hier hat der Konzern mittlerweile zumindest gegengesteuert. Ein anderes Problem ist die Produktpalette: Nach Ansicht von Branchenkennern braucht Daimler dort neue Modelle, die besser an den Markt angepasst sind. Experte Bratzel hält durch die Kooperation mit BAIC künftig eine eigene Marke für den chinesischen Markt für denkbar.
Das asiatische Riesenreich mit seinen gut 1,3 Milliarden Menschen dürfte künftig zum größten Pkw-Markt der Welt werden. Experten sehen in China enormes Potenzial. Schon heute rangiert China vor Europa und hinter den USA auf Rang zwei. Seit dem vergangenen Jahr ist China sogar der größte Absatzmarkt für alle deutschen Nobelhersteller: Audi, BMW, Mercedes und Porsche verkauften 959.000 Neuwagen im Reich der Mitte. Der Volkswagen-Konzern rechnet in China in den nächsten Jahren etwa mit einem Wachstum des Automarktes von jeweils sechs bis acht Prozent.
Deutlich besser als Daimler. Volkswagen mit seiner langjährigen Erfahrung ist in China Marktführer. In der Liga der deutschen Premiumhersteller liegt die VW-Tochter Audi in China vorne: Dort standen im vergangenen Jahr 405.838 Audis 196.211 Mercedes-Benz gegenüber. Auch BMW hat mit 326.444 Autos verglichen mit Daimler klar die Nase vorn. Einen eigenen China-Vorstand wie Daimler haben die Bayern dort allerdings nicht. Audi trägt der Bedeutung Chinas unterdessen mit seinem ersten Entwicklungszentrum außerhalb Deutschlands Rechnung: In Peking sollen die Ingenieure und Designer der VW-Tochter Produkte künftig stärker auf die Wünsche asiatischer Kunden zuschneiden.
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