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Chinesischer Immobilienriese „Kreative Finanzierung” – Evergrande zieht eigene E-Auto-Tochter mit an den Rand des Abgrunds

Die Krise beim chinesischen Immobilienentwickler zieht weitere Kreise: Nun werden auch Mitarbeiter und Lieferanten einer E-Auto-Tochter nicht pünktlich bezahlt.
27.09.2021 - 16:25 Uhr 1 Kommentar
Infolge der Krise des Mutterkonzerns Evergrande gerät auch die Elektroautotochter China Evergrande New Energy Vehicle Group in Zahlungsverzug. Der Showroom des Unternehmens in Schanghai wurde noch nicht eröffnet. Quelle: Bloomberg
Zahlungsschwierigkeiten

Infolge der Krise des Mutterkonzerns Evergrande gerät auch die Elektroautotochter China Evergrande New Energy Vehicle Group in Zahlungsverzug. Der Showroom des Unternehmens in Schanghai wurde noch nicht eröffnet.

(Foto: Bloomberg)

Düsseldorf Der E-Auto-Tochter des hochverschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande geht das Geld aus. Die China Evergrande New Energy Vehicle Group räumte ein, dass Mitarbeiter und Lieferanten nicht pünktlich bezahlt worden sind. Die Suche nach einem Käufer oder Investor war bislang nicht erfolgreich. Es bleibe „ungewiss“, ob es gelinge, einen Verkauf zu vollziehen, teilte das Unternehmen mit.

Ein strategisches Investment oder ein Verkauf von Vermögensbeständen sei notwendig, um den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen sowie die Produktion aufrechtzuerhalten. Am Sonntag zog der Konzern zudem den Antrag für ein Zweitlisting an der Börse Schanghai zurück.

Der Mutterkonzern Evergrande rutscht seit Wochen immer tiefer in die Krise. Ende August hat das verschachtelte Konglomerat seine börsennotierte E-Auto-Tochter zum Verkauf gestellt, um frisches Geld einzunehmen. Noch Ende April war Evergrande Auto mit einer Marktkapitalisierung von 87 Milliarden Dollar mehr wert als GM, ohne je ein Fahrzeug auf die Straße gebracht zu haben. Nach dem jüngsten Kurseinbruch beträgt der Börsenwert nur noch 2,8 Milliarden Dollar.

Die Krise der Holding verschärft die ohnehin schwierige Lage der E-Auto-Tochter. Denn die chinesische Staatsführung will die zuletzt üppigen Subventionen für die Branche stark kürzen. In den vergangenen zehn Jahren hat Peking mehr als 100 Milliarden Dollar in die Industrie gepumpt. Doch inzwischen gebe es „zu viele“ E-Auto-Hersteller, betonte Industrieminister Xiao Yaqing Mitte August. Er kündigte eine Konsolidierung der Branche an.

Die hohen Subventionen haben viele neue Anbieter auf den Markt gelockt. Ein Großteil davon brachte trotz ambitionierter Ankündigungen und Studien jedoch kein Auto auf den Markt.

Das gilt auch für Evergrande. Der Konzern hat nach eigenen Angaben seit 2018 umgerechnet mehr als sieben Milliarden Dollar in das E-Auto-Segment investiert. Damals kaufte die in Hongkong notierte Gesundheitssparte Evergrande Health 45 Prozent am kalifornischen E-Auto-Start-up Faraday Future.

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Kurz darauf übernahm das Unternehmen die E-Auto-Tochter von Saab, NEVS, inklusive des ehemaligen Saab-Werks im schwedischen Trollhättan mit Produktion und Entwicklung. Hinzu kamen zahlreiche Beteiligungen und Kooperationen, auch mit deutschen Zulieferern wie Hofer und Ingenieursdienstleistern wie EDAG und IAV.

Potenzielle Investoren warten ab

Im vergangenen Jahr benannte sich Evergrande Health in Evergrande New Energy Vehicle Group um und kündigte die ersten sechs Elektroautos unter der Marke Hengchi an. Auf der Shanghai Motorshow im April dieses Jahres überraschte der Konzern sogar mit neun Modellen.

Noch Mitte August hatte Liu Yongzhuo, Präsident von Evergrande Vehicle, vollmundig in einem Interview angekündigt, Hengchi in drei bis fünf Jahren zum „weltweit größten und leistungsstärksten Konzern für elektrifizierte Fahrzeuge aufzubauen“. 2022 werde die Jahresproduktion eine Million Fahrzeuge betragen und bis 2035 auf fünf Millionen Fahrzeuge gesteigert werden.

Doch dafür fehlt nun das Geld. Potenzielle Investoren oder Käufer halten sich zurück. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ist Evergrande seit Mitte August unter anderem mit einem Konsortium um den Smartphonehersteller Xiaomi in Gesprächen über einen Verkauf der E-Auto-Tochter. Xiaomi hatte im April angekündigt, „smarte Autos“ bauen zu wollen, und Anfang September eine E-Auto-Tochter gegründet. Auch den E-Auto-Start-ups Nio und Xpeng wird Interesse an der Evergrande-Autosparte nachgesagt.

Ein Grund, warum die Verkaufsgespräche offensichtlich nicht vorankommen, dürfte die intransparente Finanzstruktur von Evergrande sein, glauben Experten wie Dinny McMahon vom auf China spezialisierten Beratungsunternehmen Trivium. Durch die „kreative Finanzierung“ bei Evergrande sei es für Käufer schwierig zu bewerten, welche Altlasten und Schulden auf den Beteiligungen lasten.

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So stecken hinter Evergrande Auto nicht nur das E-Auto-Geschäft des Konzerns, sondern beispielsweise auch 29 Altenheime unter dem Namen Evergrande Elderly Care Valley. Ende vergangenen Jahres wurde bekannt, dass die chinesischen Aufsichtsbehörden die Verstrickungen der E-Auto-Tochter untersuchen. Laut Geschäftsbericht hat das Unternehmen 2020 einen Verlust von umgerechnet rund einer Milliarde Dollar geschrieben.

Die Krise des Konzerns ist inzwischen auch in Schweden spürbar. Medienberichten zufolge wurde knapp die Hälfte der 650 Mitarbeiter im ehemaligen Saab-Werk in Trollhättan entlassen. „Wir haben von unseren Eigentümern Signale erhalten, dass sie Schwierigkeiten haben, unser Geschäft auf dem derzeitigen Niveau weiterzufinanzieren“, sagte ein NEVS-Sprecher bereits Mitte September der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“.

Mehr: Kapitalspritzen und „ein möglicher Sturm – Wie China sich auf einen Evergrande-Kollaps vorbereitet

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1 Kommentar zu "Chinesischer Immobilienriese: „Kreative Finanzierung” – Evergrande zieht eigene E-Auto-Tochter mit an den Rand des Abgrunds"

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  • Im e-auto liegt die Zukunft. Das weiß auch die chinesische Regierung, weshalb sie sicher wieder evergrande unter die Arme greifen wird.

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