Chipmangel Volkswagen stoppt die Produktion in Emden für zwei Wochen

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass Emden von einer Zwangspause wegen fehlender Chips betroffen ist.
Düsseldorf Die weltweite Chipkrise trifft erneut den Volkswagen-Konzern. Vom kommenden Montag an muss das VW-Werk im ostfriesischen Emden für zwei Wochen schließen. Das wurde am Mittwoch in Unternehmenskreisen in Wolfsburg bestätigt. VW sei kurzfristig von einem neuen Chipmangel getroffen worden.
Seit dem Jahreswechsel ruht in den meisten Werken von Volkswagen immer wieder tage- oder gleich wochenweise die Produktion. Auslöser ist der weltweite Mangel an Chips, der nicht nur den Wolfsburger Konzern, sondern inzwischen weltweit auch die meisten anderen Autohersteller trifft.
In der Fabrik in Emden produziert die Marke Volkswagen Pkw ihr Mittelklassemodell Passat als Limousine und als Kombimodell. Verantwortlich für den Fertigungsstopp in den nächsten zwei Wochen sei ein plötzlicher Ausfall von Chip-Lieferungen, hieß es dazu in Wolfsburg. Die Halbleiter seien speziell auf den Passat zugeschnitten und könnten kurzfristig nicht ersetzt werden.
Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass Emden von einer Zwangspause wegen fehlender Chips betroffen ist. Schon zu Jahresbeginn ruhte in Ostfriesland für zwei Wochen die Produktion. Rund 9000 Mitarbeiter sind an dem Standort tätig. VW-Beschäftigte, die vom Fertigungsstopp betroffen sind, haben Anspruch auf Kurzarbeitergeld.
Im Unternehmen wurde die Auftragslage für den Passat grundsätzlich als gut bezeichnet, die Nachfrage für das Auto sei stabil. Normalerweise würde Volkswagen die Fertigung fortsetzen, sieht wegen des Chipmangels jedoch keine Alternative zum Produktionsstopp.
Allein VW könnte wegen Chipmangel Milliarden-Umsatz verlieren
Volkswagen stellt sich darauf ein, dass die Versorgungslage bei Halbleitern während des gesamten zweiten Quartals noch angespannt bleiben wird. Mit einer Entspannung sei wahrscheinlich erst nach den Sommerferien zu rechnen, hieß es im Unternehmen. „Die Lage bleibt erst einmal noch volatil.“ Die Werksferien bei VW sind in diesem Jahr im August geplant.
VW-Konzernchef Herbert Diess hatte vor kurzem gesagt, dass in diesem Jahr bislang etwa 100.000 Fahrzeuge wegen fehlender Chips nicht gebaut werden konnten. Volkswagen hoffe, dass zumindest ein Teil der ausgefallenen Produktion in der zweiten Jahreshälfte nachgeholt werden könne.
Volkswagen dürfte damit beim Umsatz einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag verlieren. Nach Branchenschätzungen beträgt der weltweite Umsatzverlust bei allen Autoherstellern 50 bis 60 Milliarden Euro.
Im Volkswagen-Konzern sind nicht nur die Pkw-Werke von dem Chipmangel betroffen. Auch die Nutzfahrzeugproduktion leidet inzwischen wegen der fehlenden Halbleiter. Deshalb muss beispielsweise die Fertigung auch im polnischen Crafter-Werk Wrzesnia für mehrere Wochen ruhen.
Nach dem Corona-bedingten Einbruch der Autoverkäufe vor einem Jahr hatten die meisten Halbleiterhersteller nicht damit gerechnet, dass sich die weltweite Autonachfrage schnell wieder erholen würde. Ein größerer Teil der Chipfertigung war deshalb für Abnehmer in anderen Branchen wie Handyhersteller und Unternehmen aus der Unterhaltungselektronik reserviert worden. Bis wieder mehr Chips für die Autohersteller produziert werden können, dürften noch mehrere Monate vergehen.
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