Continental legt Bilanz vor Der lange Weg zum Elektroauto

Der Continental-Vorstandsvorsitzende Elmar Degenhart (rechts) und Finanzchef Wolfgang Schäfer stehen an einem Prototypen mit Autobahn-Fahrassistent. Das Auto kann auf Schnellstraßen eigenständig fahren.
Düsseldorf Der Automobilzulieferer Continental arbeitet an einer Offensive in Sachen Digitalisierung und Elektroantrieb. Damit dürfte auch eine Umschichtung der Entwicklungsaktivitäten in Richtung der beiden Zukunftsthemen gehen. Details will der Konzern aus Hannover spätestens zu seiner Hauptversammlung Ende April präsentieren.
„Digitalisierung und Elektroantrieb sind attraktive Wachstumsbereiche“, sagte Continental-Finanzvorstand Wolfgang Schäfer am Donnerstag im Gespräch mit dem Handelsblatt. Aktuell befasse sich der Zulieferkonzern damit, wie weit die eigene Wertschöpfung auf den beiden Zukunftsfeldern gehen solle. Continental kauft schon heute bei anderen Vorlieferanten ein, könnte dieses Muster also auch auf Digitalisierung und Elektroantrieb übertragen.
„Wollen wir alles selbst machen?“, das ist nach den Worten von Finanzvorstand Schäfer derzeit die aktuelle Frage für Continental bei den beiden Zukunftsthemen. Auch andere Unternehmen aus der Autobranche müssen sich entscheiden, was sie alles selbst produzieren wollen. So hat etwa Volkswagen bislang noch keine endgültige Antwort darauf gefunden, ob der Wolfsburger Autokonzern seine eigenen Batteriezellen für den Elektroantrieb produzieren wird.
Schäfer warnte zugleich vor allzu hohen Erwartungen beim Elektroantrieb. Zwar würden vom Jahr 2020 an verstärkt batteriebetriebene Fahrzeuge produziert. Doch das bedeute nicht automatisch sofort einen Durchbruch für die Elektroautos. Grund dafür seien viele ungeklärte Fragen wie etwa bei Infrastruktur und Ladetechnik. Alles werde sich wahrscheinlich nur langsam entwickeln. Eine nennenswerte Zahl von Elektroautos gebe es auf den Straßen wahrscheinlich erst von 2025 an.
Ein plötzlicher Anstieg der Zulassungszahlen für die Elektroautos sei nur dann zu erwarten, wenn es stärkere regulatorische Eingriffe des Staates etwa für Autos mit Verbrennungsmotoren gebe. Schäfer nannte als Beispiel Stuttgart, wo künftig Fahrverbote für ältere Dieselmodelle eingeführt werden sollen. Wenn noch andere Kommunen dem Stuttgarter Beispiel folgten, „würde das dem Elektroantrieb einen riesigen Schub verleihen“.
Der Continental-Finanzvorstand wies Spekulationen zurück, wonach das Unternehmen aus Hannover eine Aufspaltung in zwei Teile (Automotive, Reifen) planen könnte. „Unsere strategische Aufstellung ist genau richtig“, betonte Schäfer. Die Reifensparte hat sich für Continental extrem gut entwickelt. Dort erwirtschaftet das Unternehmen Erträge, mit denen es etwa den Entwicklungsaufwand im Automotive-Bereich für Digitalisierung und Elektroantrieb finanzieren kann. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres war Conti in der Reifensparte auf eine Rendite von 17,4 Prozent gekommen, im klassischen Zulieferbereich (Automotive) waren es nur 9,6 Prozent.
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