Corona-Impfung Biontech und Pfizer: Covid-19-Impfstoff laut Studie sicher und wirksam bei Fünf- bis Elfjährigen

In der Studie testeten Biontech und Pfizer eine geringere Dosierung ihres bereits zugelassenen Vakzins.
Düsseldorf Der Corona-Impfstoff von Biontech könnte noch in diesem Jahr auch für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren verfügbar sein. Das Mainzer Biotech-Unternehmen und sein US-Partnerkonzern Pfizer legten am Montag erste positive Daten aus der finalen Studie des Mittels bei Kindern vor und wollen nun schnellstmöglich einen Zulassungsantrag für diese Altersklasse einreichen.
In der Studie sei der Impfstoff von Kindern gut vertragen worden und habe eine „robuste neutralisierende Antikörperantwort“ erzeugt, teilte Biontech mit. Den Fünf- bis Elfjährigen wurde eine deutlich niedrigere Dosis verabreicht: Statt den bei Erwachsenen und Jugendlichen üblichen 30 Mikrogramm vom mRNA-Wirkstoff bekamen sie zwei Dosen mit je zehn Mikrogramm.
Dennoch sei die Immunantwort vergleichbar mit der gewesen, die in einer vorherigen Studie mit 16- bis 25-Jährigen beobachtet wurde – ebenso wie die Nebenwirkungen, hieß es weiter. An der Untersuchung nahmen 2268 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren in den USA, Finnland, Polen und Spanien teil.
Biontech und Pfizer testen das Mittel aktuell auch an Kindern im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren. Für diese Altersklasse legten die Unternehmen am Montag noch keine Studienergebnisse vor. Dies soll aber noch im vierten Quartal 2021 erfolgen. Ihnen wird eine noch geringere Wirkstoffdosis von drei Mikrogramm verabreicht.
Damit ist absehbar, dass die Firmen zunächst die Marktzulassung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren vorantreiben. Die jetzt vorliegenden Daten sollen nun bei der Europäischen Arzneimittelbehörde Ema, der US-Behörde FDA sowie weiteren Zulassungsbehörden weltweit eingereicht werden.
Stiko-Empfehlung dürfte auf sich warten lassen
Bei den bisherigen Prüfverfahren der Corona-Impfstoffe hat die Ema zwischen vier und sechs Wochen für eine Marktfreigabe gebraucht. Sollte Biontech den Zulassungsantrag noch im September einreichen, könnten Kinder unter zwölf Jahren schon ab November geimpft werden.
Ob das auch schon in Deutschland möglich sein wird, ist offen. Mediziner gehen davon aus, dass die Ständige Impfkommission (Stiko) ihren bisherigen Kurs beibehalten und zunächst keine allgemein gültige Empfehlung für eine Impfung von Kindern unter zwölf Jahren geben wird.
„Es ist gut möglich, dass die Stiko erst mal nur eine Impfung für Risikogruppen und Kinder in besonderen Situationen empfiehlt und zunächst weitere Erfahrungswerte aus anderen Ländern abwartet“, sagte Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, in einem Interview mit dem Handelsblatt.
So hat es die Stiko auch bei der Impfempfehlung für die Zwölf- bis 15-Jährigen gemacht. Schon Ende Mai hatte die Ema das mRNA-Mittel für den Einsatz in dieser Altersklasse freigegeben. Die Ständige Impfkommission empfahl den Impfstoff aber nur eingeschränkt für Jugendliche mit Vorerkrankungen oder anderen Risikofaktoren. Die Experten hielten die Datenlage angesichts möglicher Nebenwirkungen für noch nicht ausreichend.
Die uneingeschränkte Empfehlung gab die Stiko erst am 16. August – zweieinhalb Monate nach der behördlichen Zulassung. Die Erfahrungswerte etwa nach zehn Millionen geimpften Jugendlichen in den USA hätten gezeigt, dass die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen, teilte das Gremium mit.
Zulassung in den USA könnte schneller erfolgen
Die Erfahrungswerte aus den USA könnten auch bei der weiteren Impfempfehlung für Kinder eine entscheidende Rolle spielen. In den Vereinigten Staaten könnte das Mittel für die Altersklasse von fünf bis elf Jahren schon schneller zugelassen werden als in Europa.
Nach der uneingeschränkten Empfehlung durch die Stiko hatte die Impfung von Jugendlichen rasant an Fahrt gewonnen. Aktuell sind 39 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen mindestens einmal geimpft, den vollständigen Schutz haben 29 Prozent der Jugendlichen erhalten.
Insgesamt sind in Deutschland 63 Prozent der über Zwölfjährigen und 74 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft, wie der neueste Monitor des Robert Koch-Instituts von Montagmorgen zeigt. Zuletzt war der Impffortschritt in Deutschland nur noch schleppend.
Um den Sinn einer Impfung von Kindern gibt es eine anhaltend intensive Debatte. Biontech und Pfizer sehen einen hohen Bedarf: „Seit Juli sind die Covid-19-Fälle bei Kindern in den Vereinigten Staaten um rund 240 Prozent gestiegen“, sagte Pfizer-CEO Albert Bourla am Montag. „Das unterstreicht den Bedarf für Impfungen im Gesundheitswesen.“ In Deutschland war die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt in der Altersgruppe der Fünf- bis 14-Jährigen am höchsten.
Argumente, dass die sogenannte Herdenimmunität mit der Impfung von Kindern schneller erreicht werden könne und müsse, lassen Kinderärzte aber nicht gelten. So spricht sich DGKJ-Präsident Dötsch nur für die Impfung der unter Zwölfjährigen aus, wenn ein klarer individueller Nutzen erkennbar ist, sei es aus gesundheitlicher oder aus sozialer Sicht.
„Kinder dürfen nicht geimpft werden, um die Gruppe der Erwachsenen zu schützen. Erwachsene müssen das Verantwortungsbewusstsein aufbringen, dies selbst zu tun“, sagt Dötsch. Eltern rät er, die Einschätzung der Stiko zur Kinderimpfung abzuwarten. „Man kann der Empfehlung der Stiko sehr vertrauensvoll folgen. Sie hat bewiesen, dass sie sich klar an der Datenlage orientiert und nicht dem Druck der Politik beugt.“
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