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Covid-19-Impfstoff Moderna will Produktion verdoppeln – Auffrischungsimpfungen könnten im vierten Quartal kommen

Der Impfstoffhersteller will 2022 rund drei Milliarden Dosen liefern können. Moderna rechnet auch in den kommenden Jahren mit einer hohen Nachfrage.
29.04.2021 Update: 29.04.2021 - 14:57 Uhr Kommentieren
Der US-Impfstoffhersteller will die Produktion seines mRNA-Vakzins auch in Europa deutlich ausbauen. Quelle: Reuters
Covid-19-Impfstoff von Moderna

Der US-Impfstoffhersteller will die Produktion seines mRNA-Vakzins auch in Europa deutlich ausbauen.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Der US-Impfstoffhersteller Moderna möchte die Produktion seines mRNA-Impfstoffs gegen Covid-19 in den nächsten Monaten deutlich ausbauen. Im kommenden Jahr will der Konzern statt der bisher geplanten 1,4 Milliarden Dosen dann rund drei Milliarden Dosen liefern können. Zudem plant das Unternehmen, nach erfolgter Zulassung noch im vierten Quartal dieses Jahres Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus auf den Markt zu bringen.

Wegen der schnellen Verbreitung der Sars-CoV-2-Varianten geht das Unternehmen davon aus, dass es auch noch 2022 und 2023 einen hohen Bedarf an mRNA-Vakzinen und Auffrischungsimpfungen geben werde, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. In diesem Jahr will Moderna weltweit rund 800 Millionen bis eine Milliarde Dosen liefern.

Produktionspartner von Moderna sind unter anderem die US-Firma Baxter und Lonza mit Sitz in der Schweiz. Die Kapazitäten bei Lonza in der Schweiz und Abfüller Rovi in Spanien sollen in den nächsten Monaten verdoppelt werden. In den USA will Moderna seine Produktionskapazität ebenfalls um 50 Prozent erhöhen, heißt es weiter.

Vor wenigen Tagen hat Moderna bereits einen Vertrag mit dem Pharmakonzern Sanofi geschlossen, der ab September die Abfüllung von bis zu 200 Millionen Dosen des Moderna-Impfstoffs in den USA vorsieht.

Die Ausweitung der geplanten Anzahl an Impfdosen im nächsten Jahr ist allerdings nicht allein auf den Ausbau der Produktionslinien zurückzuführen, sondern auch darauf, dass Moderna die Einführung von niedriger dosierten Covid-19-Impfstoffen plant, etwa für Kinder und Jugendliche sowie zur Auffrischung des Impfschutzes bei Erwachsenen.

Moderna-Europachef Dan Staner sagte dem Handelsblatt, dass sein Unternehmen derzeit drei verschiedene Auffrischungsimpfungen untersuche, die im September oder Oktober so weit erforscht sein sollten, dass sie zur Zulassung eingereicht werden können. „Wenn unsere Studien so vorankommen, wie wir es erwarten, könnten die Vakzine noch im Oktober zugelassen werden und im vierten Quartal auf den Markt kommen“, sagte Staner.

Auffrischungsimpfungen könnten im Oktober zugelassen werden und im vierten Quartal auf den Markt kommen. Quelle: Moderna
Moderna-Europachef Dan Staner

Auffrischungsimpfungen könnten im Oktober zugelassen werden und im vierten Quartal auf den Markt kommen.

(Foto: Moderna)

Der Covid-19-Impfstoff von Moderna ist neben dem von Biontech und Pfizer das weltweit zweite zugelassene Vakzin auf Basis der neuartigen Messenger-RNA-Technologie. Die mRNA-Impfstoffe enthalten den genetischen Bauplan des Antigens gegen den Krankheitserreger und regen die Körperzellen an, diese Antigene zur Immunabwehr zu produzieren. Beide Impfstoffe zeigten in den Zulassungsstudien eine Schutzwirkung von rund 95 Prozent.

Auffrischungsimpfungen dürften an Bedeutung gewinnen

Bislang haben die mRNA-Impfstoffe, die zur Immunisierung zweimal gespritzt werden müssen, auch noch nach sechs Monaten eine hohe Wirksamkeit. Das zeigen Daten für den Moderna-Impfstoff, die Anfang April im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurden. Kurz zuvor hatten bereits Biontech und Pfizer mitgeteilt, dass die Schutzwirkung ihres gemeinsamen Präparats ein halbes Jahr nach der Impfung der zweiten Dosis noch fast genauso hoch war wie die ursprünglich ermittelte.

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Da aber noch nicht klar ist, wie lange der Schutz durch die Impfungen anhält und zudem immer mehr Mutationen des Virus die Wirkung der Vakzine beeinträchtigen könnten, dürften Auffrischungsimpfungen in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Moderna testet aktuell drei Auffrischungsimpfungen, die sechs Monate und später nach der zweiten Dosis der Originalimpfung gegeben werden sollen. Zum einen geht es um eine dritte Impfung mit dem mRNA-Impfstoff, der sich gegen das ursprüngliche, zuerst in der chinesischen Stadt Wuhan aufgetretene Virus richtet. Dann wird ein Vakzin untersucht, das speziell gegen die zuerst in Südafrika aufgetretene Variante B.1.351 konzipiert wurde. Laborexperimente hatten Anfang des Jahres gezeigt, dass der Moderna-Impfstoff offenbar auch gegen die britische Virusvariante B.1.1.7 wirkt, aber die neutralisierende Wirkung der Antikörper von Geimpften gegen die südafrikanische Variante deutlich abgeschwächt war.

Deshalb werden in einem dritten Vakzin verschiedene mRNA-Stränge getestet. „Unser dritter, multivalenter Auffrischungsimpfstoff richtet sich mit verschiedenen Strängen sowohl gegen das Wuhan-Virus als auch die britische und südafrikanische Variante. Und wir hoffen, dass unsere Studien zeigen, dass diese verschiedenen Stränge einen breiten Schutz vor den Varianten bieten“, sagte Moderna-Europachef Staner.

Mit den sogenannten Booster-Vakzinen reagiert das Unternehmen auf den individuellen Impfbedarf unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und will damit sowohl Geimpfte als auch bereits Infizierte und solche, die noch keine Sars-CoV-2-Infektion hatten, erreichen. Der deutsche Impfstoffhersteller Biontech hatte kurz nach Moderna im Februar angekündigt, ebenfalls verschiedene Booster-Impfungen testen zu wollen.

Auch der deutsche Impfstoffhersteller Biontech hatte kurz nach Moderna im Februar angekündigt, ebenfalls verschiedene Booster-Impfungen testen zu wollen, zunächst eine dritte Impfung mit dem Original-Vakzin.

Noch steht nicht fest, wie gut eine Moderna-Auffrischungsimpfung auch für Menschen geeignet ist, die bei der Erst- und Zweitimpfung mit einem anderen Vakzin gegen Covid-19 geimpft worden sind. Weltweit laufen dazu verschiedene Studien.

Experten vermuten, dass durch die Kombination verschiedener Impftechnologien die Immunantwort sogar verbessern könnte. Aktuell werden in Deutschland schon zwei verschiedene Impfstoffe kombiniert. Bei Astra-Zeneca etwa können sich unter 60-Jährige bei der Zweitimpfung für einen mRNA-Impfstoff entscheiden.

Impfstoffstudien mit Kindern und Jugendlichen

Moderna erforscht seinen Covid-19-Impfstoff außerdem an Kindern und Jugendlichen. In den USA läuft eine Studie der klinischen Phase 2/3 mit 3000 Teilnehmern zwischen zwölf und 17 Jahren. In Kürze sollen die Daten vorgestellt werden. „Wir rechnen damit, dass der Impfstoff für die Teenager im September zugelassen werden kann“, zeigt sich Staner optimistisch.

Kürzlich angelaufen ist zudem eine Studie, die die Schutzwirkung des Moderna-Impfstoffs bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis elf Jahren untersuchen soll. Hier rechnet das Unternehmen laut Staner aber erst mit einer Zulassung im nächsten Jahr. Biontech und Pfizer haben Mitte April in den USA eine Erweiterung der Notfallzulassung ihres Covid-19-Impfstoffs für Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren beantragt. Ein Antrag in Europa soll bald folgen.

Damit der Moderna-Impfstoff künftig auch einfacher von Hausärzten verabreicht werden kann, ist das Unternehmen dabei, die Formulierung des Impfstoffs so zu verändern, dass er mehr als drei Monate lang bei Kühlschranktemperaturen aufbewahrt werden kann. Derzeit ist er nur für eine Haltbarkeit von einem Monat bei Kühlschranktemperaturen zugelassen und bleibt bis zu sieben Monate bei minus 20 Grad stabil.

Moderna hat im Jahr 2020 seinen Umsatz von 60 auf 803 Millionen Dollar vervielfacht. Davon wurden allein 571 Millionen im letzten Quartal erzielt – vor allem durch Lieferverträge für den Impfstoff gegen das Sars-CoV-2-Virus. Der hatte am 18. Dezember eine Notfallzulassung in den USA erhalten. In Europa ist das Vakzin am 6. Januar zugelassen worden.

Umsatzbringer Corona-Impfstoff

Die abgeschlossenen Lieferverträge für den Impfstoff summieren sich in diesem Jahr auf einen Umsatz von 18,4 Milliarden Dollar, teilte Moderna Ende Februar mit. Bis Mitte April hat das Unternehmen weltweit rund 132 Millionen Dosen seines Impfstoffs ausgeliefert. 117 Millionen Dosen davon gingen in die USA, 15 Millionen in andere Länder.

Nach Deutschland lieferte Moderna im ersten Quartal 1,8 Millionen Dosen, im zweiten Quartal sollen es sechs Millionen werden. Für das gesamte Jahr 2021 sind 80 Millionen Dosen veranschlagt. Zum Vergleich: Von Biontech erwartete das Bundesgesundheitsministerium in diesem Jahr ursprünglich mehr als 100 Millionen Dosen. Mit den kürzlich bekannt gewordenen zusätzlichen Lieferungen an die EU im zweiten Quartal kann Deutschland mit rund neun Millionen weiteren Dosen rechnen.

Auch wenn die Covid-19-Impfstoffe bei Moderna derzeit im Fokus stehen: Das Unternehmen hat mittlerweile ein breites Impfstoffprogramm gegen verschiedene Erkrankungen aufgelegt. Insgesamt hat Moderna 14 verschiedene mRNA-Kandidaten in klinische Studien gebracht, darunter Impfstoffe gegen HIV und das Cytomegalovirus, das zu den Herpesviren gehört.

Mehr: Biontech liefert 50 Millionen zusätzliche Impfstoffdosen an die EU

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