Curetis vor Börsengang Schlechtes Klima für Biotech

Deutsche Investoren zeigen sich in Sachen Biotechnik risikoscheu.
Frankfurt Der Kampf gegen resistente Keime im Krankenhaus – das ist eines der Ziele, denen sich die Biotechfirma Curetis verschrieben hat. Das junge Unternehmen hat dazu ein Diagnostik-System entwickelt, mit dessen Hilfe bakterielle Infektionen schneller und präziser identifiziert und in der Folge auch besser behandelt werden können.
In diesem Jahr wird die schwäbische Firma auch noch gegen eine andere Art von Resistenz antreten: die Scheu deutscher Anleger und Investoren vor Engagements im Biotechsektor. Für das vierte Quartal plant Curetis den Gang an die Börse. Ziel ist es, einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag an frischem Kapital hereinzuholen. Mit dem Geld soll vor allem die geplante Expansion auf dem US-Markt vorbereitet und ein eigener Außendienst in Nordamerika aufgebaut werden.
Würde Curetis die neuen Aktien in Frankfurt platzieren, wäre es der erste reguläre Biotech-Börsengang in Deutschland seit 2006 – und ein wichtiges Signal, dass der globale IPO-Boom im Biotechsektor endlich hierzulande ankommt. Aber die Chancen dafür sind, wie Curetis-Chef Oliver Schacht andeutet, eher gering.

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„Wir werden uns auf alle Optionen vorbereiten, das heißt sowohl auf ein Listing in Europa als auch in den USA“, sagt Schacht dem Handelsblatt. Einen Börsengang in Frankfurt schließt er nicht aus. Aber: „Wir würden hier nur ungern den Eisbrecher spielen.“
Die Haltung reflektiert das enorme Gefälle im globalen Biotech-Börsenklima. Während in Deutschland Biotech-IPOs nach wie vor kaum Anlegerinteresse finden, erlebt die Branche in den USA seit drei Jahren einen Boom. Der färbt inzwischen auch auf westeuropäische Börsenplätze, insbesondere die Euronext in Paris und Brüssel, ab.
Insgesamt sind seit Jahresbeginn 15 Biotechfirmen in Europa neu an die Börse gegangen, fast doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. Auch die Finanzierungsvolumina legten dabei deutlich zu. „Und wir sehen kurzfristig keinen Bruch in diesem Trend“, sagt Boris Mannhardt, Chef des Informationsdienstes Biocom, der die Entwicklung routinemäßig analysiert.
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