Daimler-Tochter IG Metall droht mit Streik bei MBtech

Daimlers bekannteste Automarke Mercedes-Benz: Der Tochter MBtech des Unternehmens droht ein Streik.
Stuttgart Dem Autobauer Daimler droht mitten im langwierigen Verkaufsprozess des Dienstleisters MBtech ein Arbeitskampf der rund 3000 Ingenieure. Daimler habe die seit dem Sommer laufenden Tarifverhandlungen bei dem Ingenieurdienstleister überraschend abgebrochen, sagte der Verhandlungsführer der IG Metall, Uwe Meinhardt, am Freitag in Maichingen bei Stuttgart. „Wir können nicht akzeptieren, dass die Beschäftigten von MBtech auf dem Altar des Verkaufspreises an einen neuen Mehrheitseigner geopfert werden“, sagte der Gewerkschafter. „Ich schließe nichts aus“, sagte Meinhardt.
Rechtlich seien die Beschäftigten der - vor allem für die Konzernmutter Daimler tätigen - MBtech streikfähig. „Wir sind nicht zwingend auf Krawall gebürstet, aber wir werden die Belegschaft stärker mobilisieren“, sagte er und verlangte eine verbindliche Zusage von Daimler zur Wiederaufnahme der Verhandlungen über den erstmaligen Abschluss eines Tarifvertrags. Angesichts der Ungewissheit über den Abschluss einer Tarifvereinbarung und des Wechsels des Mehrheitseigners drohe eine Abwanderung der Beschäftigten zu Zulieferern, anderen Autoherstellern oder Wettbewerbern, zu denen unter anderem Magna, Bertrandt oder Edag zählen.
Ein Daimler-Sprecher bestätigte den Abbruch der Verhandlungen. Sobald der gesuchte Kooperationspartner an Bord sei, würden die Gespräche wieder aufgenommen. „Alle Beteiligten sind sich einig, diese Verhandlungen zügig fortzusetzen und so schnell wie möglich ein transparentes und einheitliches Vergütungssystem bei der MBtech einzuführen“, sagte der Sprecher. Der Autobauer sucht schon länger nach einem Partner für den vor 16 Jahren als verlängerte Werkbank gegründeten Entwicklungsdienstleister. Bis Jahresende sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein.
Der mächtigen Gewerkschaft IG Metall ist schon länger ein Dorn im Auge, dass die MBtech-Beschäftigten - im Gegensatz zu den meisten Beschäftigten im Daimler-Konzern und vielen Töchtern - keinen Tarifvertrag haben. Die Gehälter und Löhne seien in den vergangenen Jahren „willkürlich“ festgelegt worden, sagte Gewerkschafter Meinhardt. Einigen Beschäftigten seien für gleiche Tätigkeiten 10.000 bis 20.000 Euro mehr oder weniger bezahlt worden. Daher müsse ein einheitliches Entgeltsystem her, darüber habe bisher mit der Geschäftsführung und dem Daimler-Vorstand auch Einigkeit bestanden. Am Mittwoch habe der Vorstand jedoch die laufenden Gespräche überraschend abgebrochen.
Daimler dürfe sich nicht aus der Verantwortung verabschieden, sagte Konzernbetriebsratchef Erich Klemm. Der Autobauer und Großkunde müsse den MBtech-Beschäftigten vor dem Verkauf an einen neuen Mehrheitseigentümer eine fünfjährige Beschäftigungsgarantie gewähren und ihnen während dieses Zeitraums die Rückkehr in den Konzern ermöglichen, forderte Verhandlungsführer Meinhardt. Der Gewerkschafter begrüßte die Suche nach einem Partner für MBtech, der bis zu knapp drei Vierteln des Kapitals übernehmen könnte. Dadurch könne sich MBtech künftig breiter aufstellen.
MBtech entwickelt und erprobt neue Fahrzeuge und Komponenten, die meisten Aufträge kommen vom Alleingesellschafter Daimler. 2010 betrug der Umsatz rund 300 Millionen Euro.
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