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Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard Abgang eines Rastlosen

Daimlers Lastwagen-Chef düpiert seine Vorgesetzten. Er geht überraschend – doch sein Unmut hat sich abgezeichnet. Zweimal musste Bernhard in den vergangenen zwölf Monaten die Ziele für die Lkw-Sparte kassieren.
12.02.2017 Update: 12.02.2017 - 18:20 Uhr Kommentieren
Jeans statt Bügelfalte – das war nichts für ihn. Quelle: dpa
Wolfgang Bernhard

Jeans statt Bügelfalte – das war nichts für ihn.

(Foto: dpa)

München, Frankfurt Den vorgeschriebenen Laufweg wollte Wolfgang Bernhard dann schon einhalten. Für 17 Uhr hatte der Daimler-Vorstand ein Gespräch mit Manfred Bischoff vereinbart, dem mächtigen Aufsichtsratschef. Das war am vergangenen Donnerstag, einen Tag vor der Aufsichtsratssitzung. Bischoff erwartete einen entspannten Plausch über die geplante Vertragsverlängerung mit dem Chef der Lkw-Sparte. Der hingegen wollte ihm seinen Abschied erklären, im persönlichen Gespräch.

Doch da war die Daimler-Zentrale bereits in heller Aufregung: Schon Stunden vor dem Treffen sickerte an die Presse durch, dass Bernhard das Unternehmen verlassen werde. Bischoff und Vorstandschef Dieter Zetsche waren düpiert. Fast zwei Jahrzehnte stand der 56-Jährige eng an Zetsches Seite. Doch der Wirtschaftsingenieur hat andere Pläne. Wohl überlegt sei seine Entscheidung, heißt es in seinem Umfeld. Nach 16 Jahren im Vorstand sei es an der Zeit gewesen, etwas Neues anzupacken. Als Investor will er sich künftig betätigen. Womöglich auch zeitlich kürzertreten.

Es ist ein Abgang, der nur auf den ersten Blick überraschend kommt. Schon seit Monaten ist im Unternehmen aufgefallen, dass Bernhard nicht mehr so energisch auftrat. Zwar begann sein Arbeitstag immer noch um sieben Uhr und endete nicht selten erst spät am Abend. Aber der Perfektionist, der immer wieder neue Ideen für die eigene Abteilung entwickelte, war auffallend ruhig geworden.

Über die Gründe gibt es nur Vermutungen. Vielleicht war Bernhard einfach zu lange in der Autobranche, vermuten Weggefährten: Seit Ende der neunziger Jahre hastete er von einem Sanierungsjob zum nächsten. Erst bei Daimler dann zu Chrysler, dann zu Volkswagen und schließlich wieder zu Daimler zurück. Stets ging er aufs Ganze. Rieb sich mit Vorstandskollegen und Gewerkschaften über Strategien, Kosten und Privilegien. Vor allem in seiner Zeit bei VW führte er einen Kreuzzug für die Betriebswirtschaft, um dann doch an den Strukturen zu scheitern.

Zetsche und Bischoff holten ihren alten Weggefährten zurück nach Stuttgart. Mochte der frühere Betriebsratschef Erich Klemm Front gegen den Lieblingsfeind der Gewerkschaft machen, Bernhard blieb. 2013 wurde er Chef der Trucksparte. Mit der ihm eigenen Akribie begann er, das notorisch ertragsschwache Lkw-Geschäft zu sanieren – eine Sisyphusarbeit. Denn die schwachen Märkte von Indonesien bis Brasilien machen alle Mühen zunichte.

Zweimal musste Bernhard in den vergangenen zwölf Monaten die Ziele für die Lkw-Sparte kassieren. „Wir haben uns gut entwickelt, obwohl es in Ländern wie Brasilien katastrophal lief“, verteidigte er sich noch im Sommer. Und während seine Vorstandskollegen im Autogeschäft einen Rekord nach dem anderen verkünden, laufen bei Mercedes-Benz-Trucks die Vorbereitungen für die nächste Sparrunde. Zwar hat ihm niemand die Misere angelastet, aber seine Chancen, Daimler-Chef Zetsche zu beerben, schrumpften mit jeder neuen Hiobsbotschaft.

Auch die Kultur im Unternehmen begann sich zu ändern. „Leadership 2020“ heißt Zetsches Idee vom Daimler der Zukunft, in dem sich zunehmend die Hierarchien auflösen. An der Stelle des allwissenden Entscheiders soll künftig das Team stehen, Schwarmintelligenz und durchlässige Hierarchien. Bei Daimler werden nun auch mehr Jeans getragen statt Buntfaltenhose.

Bernhard, der sein Handwerk in der harten Kaderschmiede der Unternehmensberatung McKinsey gelernt hat, fremdelte zumindest mit der neuen Kleiderordnung. Während Zetsche bei offiziellen Anlässen mit Turnschuhen und offenem Hemd auftrat, setzte Bernhard weiter auf Anzug und Krawatte.

Sein Vorstandsposten soll zügig wieder besetzt werden, es gebe Kandidaten, heißt es bei Daimler. Seine Persönlichkeit werden sie aber so leicht nicht ersetzen können.

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