Daimler, VW, BMW Warum Autokonzerne auf Start-ups setzen

Auf Knopfdruck wird die Glasscheibe undurchsichtig und zum Bildschirm.
Fellbach Auf Knopfdruck verfärbt sich die Autoscheibe dunkel, im nächsten Moment ist sie wieder transparent. Die Technologie von Gauzy klingt simpel – doch dahinter steckt eine enorme Rechenleistung. Die Scheiben haben eine spezielle Beschichtung, auf die ein bestimmtes Muster wie auf einen Bildschirm aufgespielt wird. „Wir haben versucht, ein Buch auf einen Zahnstocher zu schreiben“, beschreibt Mitgründer und Firmenchef Eyal Peso die Geschäftsidee in einem Satz.
Gauzy ist eine von 23 jungen Firmen, die sich am Donnerstag in Fellbach dem Autohersteller Daimler präsentiert. Nötig hat die kleine Firma aus Israel es nicht mehr: Das Start-up arbeitet schon mit Daimler zusammen, seine Technologie soll in einigen Jahren in den Luxuslimousinen der Stuttgarter eingebaut werden. Trotzdem nimmt Gauzy an dem Projekt „Startup Autobahn“ teil, das Daimler ins Leben gerufen hat. „Es ist eine großartige Bühne“, sagt Peso. Denn damit bekenne sich der Autohersteller öffentlich zu den Firmen.
Zehn Start-ups mit Ideen rund um die Automobiltechnologie – darunter Gauzy – wurden am Donnerstag ausgewählt, um ihre Einfälle mit Hilfe von Daimler weiterzuentwickeln und in einigen Monaten Investoren vorzustellen. Mit im Boot sind der Start-up-Förderer und -Finanzier Plug & Play aus dem Silicon Valley, die Uni Stuttgart und die Denkfabrik Arena 2036, die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.
Die Idee, sich das Potenzial von Start-ups zunutze zu machen, ist nicht ganz neu: Viele Konzerne in verschiedenen Branchen haben Wagniskapitalfonds ins Leben gerufen oder sogenannte Inkubatoren gegründet, um kleine Firmen mit frischen Ideen zu fördern. So hat BMW neben seiner Wagniskapitalgesellschaft vor einem Jahr eine „Startup Garage“ gegründet, um die Zusammenarbeit mit kleinen Firmen zu erleichtern. Im Rahmen des Programms werden in Zusammenarbeit mit BMW-Technikern für den bayerischen Autobauer relevante Prototypen entwickelt.
Auch Volkswagen nimmt inzwischen Tuchfühlung zu Start-ups auf. Bei Veranstaltungen zusammen mit der Telekom-Tochter T-Systems beispielsweise treffen Konzernverantwortliche auf Gründer. Die VW-Tochter Porsche hat jüngst eine Digital GmbH ins Leben gerufen, die sich auch an Start-ups beteiligen will.
Wie viel Geld Daimler in das Projekt steckt, verrät der Konzern nicht. Als Investor sei Plug & Play an Bord, heißt es. Dessen Chef Saeed Amidi bedauert die Zurückhaltung der Unternehmen: „Es gibt eine Menge Geld bei Konzernen und Unternehmerfamilien in Deutschland, aber kein Wagniskapital“, sagt er. Das müsse man hierzulande lernen.´