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Dank Corona-Impfstoff Biontech dürfte 2021 zum drittgrößten Pharmahersteller Deutschlands aufsteigen

Der Corona-Impfstoff beschert dem Mainzer Biotechunternehmen rasantes Wachstum. Die Produktion soll in diesem Jahr deutlich aufgestockt werden.
30.03.2021 Update: 30.03.2021 - 17:44 Uhr Kommentieren
Das Unternehmen verfügt über erhebliche Mittel, um sowohl die Impfstoff-Forschung als auch seine Projekte in der Krebsforschung voranzutreiben. Quelle: AFP
Biontech-Produktion in Marburg

Das Unternehmen verfügt über erhebliche Mittel, um sowohl die Impfstoff-Forschung als auch seine Projekte in der Krebsforschung voranzutreiben.

(Foto: AFP)

Frankfurt Der Impfstoff von Biontech ist seit Monaten der große Hoffnungsträger im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Die Mainzer Biotechfirma selbst stößt dank des großen Erfolgs in die erste Liga der Pharmabranche vor. Auf einen Schlag wird Biontech zu einem der umsatz- und ertragsstärksten Pharmaunternehmen in Deutschland. Das machen die Prognosen deutlich, die das Biotechunternehmen am Dienstag in Verbindung mit seinem Jahresabschluss vorlegte.

Biontech rechnet nach bisherigem Stand für 2021 mit einem Umsatz von 9,8 Milliarden Euro aus dem Geschäft mit dem Covid-Impfstoff Comirnaty, den das Unternehmen gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer entwickelt hat. Gemessen daran wird Biontech voraussichtlich zum drittgrößten deutschen Pharmahersteller nach Bayer und Boehringer Ingelheim aufsteigen und im Arzneimittelgeschäft die Darmstädter Merck-Gruppe überrunden.

Zum erwarteten Ergebnis machte Biontech zwar keine Angaben. Doch anhand der Umsatzprognose dürfte es auf einen Betriebsgewinn von mehr als fünf Milliarden Euro hinauslaufen.

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Biontech-Chef Ugur Sahin bezeichnete 2020 mit der Entwicklung und Zulassung des weltweit ersten Impfstoffs auf Basis von Boten-Ribonukleinsäuren (mRNA) als transformierendes Jahr für das Unternehmen. Er kündigte an, die Forschung im Corona-Bereich durch die Entwicklung neuer Formulierungen und Impfstoffvarianten sowie durch weitere Studien an bestimmten Gruppen von Menschen weiter voranzutreiben. „Gleichzeitig werden wir auch die Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs beschleunigen“, erklärte Sahin.

Die mRNA-Technologie werde das gesamte Feld der Immunologie revolutionieren, erwartet Sahin. Biontech sei gut positioniert, diese Revolution mit anzuführen. Ähnlich wie der US-Konkurrent Moderna verfolgt damit auch das Mainzer Biotechunternehmen eine breit angelegte Expansionsstrategie, die weit über Covid-Impfstoffe hinausreicht. Ziel sei ein neuer industrieller Ansatz für Präzisionsmedikamente, die den medizinischen Bedarf in vielen Bereichen abdecken können. In diesem Zuge will Biontech in den nächsten Jahren auch eine Reihe neuer Krebsmedikamente auf den Markt bringen.

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Der Impfstoff hat Biontech den Durchbruch verschafft, mit der Technologie will sich das Unternehmen aber auch langfristig in der Spitzengruppe der Branche etablieren. Die Aktie legte am Dienstagnachmittag um vier Prozent auf rund 85 Euro zu. Dadurch erhöhte sich die zuletzt schon stark gestiegene Marktkapitalisierung noch einmal auf gut 20 Milliarden Euro.

Biontech-Vakzin ist Top-Produkt unter den Corona-Impfstoffen

Die Umsatzschätzung des Unternehmens basiert auf einem bereits fest vereinbarten Ordervolumen von 1,4 Milliarden Impfstoffdosen. Die Bestellmengen dürften sich angesichts des hohen Bedarfs für Impfstoffe allerdings noch weiter erhöhen. Auch der erwartete Umsatz kann sich deshalb noch weiter erhöhen. Man führe Gespräche über weitere Lieferverträge, heißt es.

Die für 2021 geplanten Produktionsmengen haben Biontech und Pfizer zudem weiter aufgestockt, auf aktuell bis zu 2,5 Milliarden Dosen. Bisher hatten die beiden Unternehmen mit zwei Milliarden Dosen geplant.

Zu der abermals erhöhten Produktionskapazität trägt unter anderem das von Biontech umgerüstete Impfstoffwerk in Marburg maßgeblich bei. Es wird im April die ersten Dosen ausliefern. Die Gesamtkapazität im eigenen Produktionsnetzwerk habe sich damit auf rund eine Milliarde Dosen für 2021 erhöht. Weitere 1,5 Milliarden Dosen will Pfizer produzieren.
 

Der Umsatz von Biontech ergibt sich aus den direkten Verkäufen an Endabnehmer sowie aus Lieferungen an die Partner Pfizer und Fosun. Er enthält darüber hinaus aber auch Erfolgsprämien der beiden Partner sowie Anteile von Biontech am gemeinsamen Bruttoergebnis, das zusammen mit Pfizer im Impfstoffgeschäft erzielt wird. Die Erlöse aus den Lieferungen an Endabnehmer wird überwiegend Pfizer verbuchen, während Biontech nur die Lieferungen an Deutschland und die Türkei als eigene Umsätze bilanziert.

Das von Biontech entwickelte Vakzin gilt aktuell als das Top-Produkt unter den zehn Corona-Impfstoffen, die weltweit bisher eine Zulassung erhalten haben. Auf den westlichen Märkten konkurriert der Impfstoff vor allem mit Produkten der US-Firmen Moderna und Johnson & Johnson sowie dem Impfstoff, den die britische Astra-Zeneca in Kooperation mit der Universität Oxford entwickelt hat.

Auch Moderna profitiert

Pfizer hatte zuletzt Covid-Impfstofferlöse von 15 Milliarden Dollar auf Basis fester Lieferverträge in Aussicht gestellt. Allerdings waren darin weitere Bestellungen der USA und der EU noch nicht enthalten. Moderna hat bisher ein Ordervolumen von 18,4 Milliarden Dollar publiziert. Anders als Biontech bestreitet das US-Unternehmen das Impfstoffgeschäft komplett allein.

Biontech startet Impfstoff-Produktion in Marburg

Biontechs Impfstoff reduzierte in einer großen Studie das Risiko für symptomatische Coronavirus-Infektionen um 95 Prozent. Diese Effektivität wurde inzwischen auch in mehreren Beobachtungsstudien in Israel, Großbritannien und den USA weitgehend bestätigt. Am Montag hatte das US-Zentrum für Krankheitskontrolle (CDC) eine Analyse veröffentlicht, wonach die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna das Risiko für Corona-Infektionen jedweder Art (inklusive asymptomatischer Infektionen) um 90 Prozent reduzieren.

Noch ist unklar, wie sich die Nachfrage nach den Covid-Vakzinen langfristig entwickeln wird. Vieles spricht jedoch dafür, dass es ein dauerhaftes Geschäft für die mRNA-Spezialisten werden könnte. „Wir gehen davon aus, dass sich Covid-19 zu einer endemischen Erkrankung entwickelt“, sagte Sahin. Das könnte es nötig machen, den Immunschutz der Menschen durch zusätzliche Boosterimpfungen oder Impfstoffvarianten zu erneuern.

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Für 2020 weist Biontech ein Umsatzplus von 108 auf 482 Millionen Euro aus. Darin sind Impfstofferlöse von 270 Millionen Euro enthalten. Vor Steuern verbuchte das Unternehmen wegen Forschungsausgaben in Höhe von rund 645 Millionen Euro noch einen Verlust von 145 Millionen Euro. Unterm Strich weist Biontech dank eines Steuerertrags allerdings einen Reingewinn von 15 Millionen Euro aus.

Die ohnehin starke Netto-Cash-Position von 1,2 Milliarden Euro Ende 2020 wird sich durch die hohen Umsätze und Erträge im laufenden Jahr nochmals drastisch verbessern. Das Unternehmen wird damit über erhebliche Ressourcen verfügen, um sowohl die Impfstoff-Forschung als auch seine Projekte bei Krebstherapien voranzutreiben. Letztere waren in der Vergangenheit der Schwerpunkt des Biotechunternehmens, bevor 2020 die Entwicklung des Covid-Vakzins in den Vordergrund rückte.

Insgesamt testet Biontech 13 Produkte in 14 klinischen Studien gegen Krebs. Dazu gehören mRNA-basierte Impfstoffe, aber auch eine Reihe weiterer Medikamente auf Basis anderer Technologien, darunter Antikörper, klassische Wirkstoffe und auch Zelltherapien.

Mehr: Neue Studien wecken Hoffnung auf wirksame Medikamente gegen Covid-19

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