Deutsche Autowerke Ford verweigert klare Zusagen für das Werk Saarlouis

Ford-Protest in Saarlouis: Mitarbeiter verlangen vom US-Konzern klare Zusagen, dass im Saarland nach 2025 weiterhin Autos gefertigt werden.
Düsseldorf Die gut 40.000 Ford-Beschäftigten in Deutschland und an anderen europäischen Standorten brauchen im Moment vor allem Geduld. Wahrscheinlich wird erst im nächsten Jahr feststehen, ob und wie es in mehreren Fahrzeug- und Motorwerken weitergehen wird.
Besonders groß sind die Sorgen in Saarlouis, wo derzeit noch das Kompaktmodell Focus von den Bändern läuft. Die Auslastung der Fabrik ist nur bis zum Frühjahr 2025 gesichert.
„Aus dem Produktzyklus heraus muss man viel früher sagen, wo es langgehen soll“, sagte Ford-Deutschland-Chef Gunnar Herrmann im Gespräch mit dem Handelsblatt. Konkreter wollte er allerdings nicht werden.
Investitionsentscheidungen in der Automobilindustrie sind sehr langfristig angelegt. Wenn die Produktion ausläuft, dann muss die Entscheidung über ein Nachfolgemodell schon einige Jahre vorher getroffen werden. Bis 2025 wird in Saarlouis noch der Ford Focus gebaut. Wie es danach weitergeht, ist unklar.
Ford legt sich aktuell nicht fest, ob das Werk in Saarlouis mit etwa 5000 Beschäftigten überhaupt ein neues Modell bekommen wird, das den Fortbestand sichern würde. Der deutsche Ford-Chef Hermann verweist stattdessen darauf, dass der US-Konzern auch darüber entscheiden müsse, wie es an mehreren europäischen Motorenstandorten weitergehen wird. Saarlouis sei nur ein Teil eines größeren Gesamtkonzepts. Wie es ergänzend in Unternehmenskreisen hieß, könnte eine Entscheidung über die Fabrik im Saarland frühestens im nächsten Jahr getroffen werden.
Nach 2026 werden Verbrennungsmotoren bei Ford Schritt für Schritt auslaufen. Von 2030 an soll es in Europa nur noch rein batterieelektrische Pkws geben. „Wir müssen sehen, dass wir vernünftig konsolidieren“, sagte Hermann zu den Motorenwerken. In Saarlouis investiere Ford in das aktuelle Focus-Modell, das Auto werde jetzt noch einmal erneuert.
Elektro-Modelle gehen nach Köln
Deutlich mehr Sicherheit gibt es für die ungefähr 5000 Mitarbeiter im Kölner Ford-Montagewerk. Dort wird der Kleinwagen Fiesta noch etwa zwei Jahre lang bis 2023 gefertigt. Danach bekommt die Fabrik mindestens ein neues Elektrofahrzeug, die Zukunft des Werks ist damit garantiert.
Offen ist derzeit, ob noch weitere E-Modelle dazukommen werden. Allein aus Kostengründen spricht viel dafür, dass Köln sehr wahrscheinlich noch ein weiteres E-Modell erhält. Denn nur bei höheren Stückzahlen lohnt die Autoproduktion an einem Hochlohnstandort wie Deutschland.
Dass der US-Mutterkonzern für die neue Elektrofertigung rund eine Milliarde Euro in Köln investiert, ist aus Sicht des deutschen Ford-Managements ein Erfolg. „Damit sind wir einen entscheidenden Schritt gegangen“, ergänzte Hans Jörg Klein, der Stellvertreter von Gunnar Hermann in der Deutschland-Geschäftsführung. Mit dem vor etwa zwei Jahren gestarteten Sanierungsprogramm sei dafür die entscheidende Grundlage gelegt worden.
Die Sanierung von Ford Europa hatte allerdings auch ihren Preis: Rund 10.000 Arbeitsplätze sind an den europäischen Standorten des US-Konzerns gestrichen worden, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Ford verspricht sich davon, dass die jährlichen Kosten um etwa eine Milliarde Dollar gesenkt werden können.

5000 Beschäftigte arbeiten aktuell an dem Standort des US-Autobauers.
Eine Verbesserung sei inzwischen deutlich sichtbar. „Die vergangenen sechs Quartale sind im Kerngeschäft profitabel gewesen“, fasste Hermann die Auswirkungen des europäischen Sparprogramms zusammen. Ford habe damit in Europa eine „neue Basis der Robustheit“ geschaffen. In den Jahren zuvor waren bei der europäischen Ford-Tochter Verluste in Milliardenhöhe aufgelaufen.
Den Ford-Beschäftigten in Saarlouis, die für die Zeit nach 2025 um ihre Arbeitsplätze fürchten, helfen die Erfolge des zurückliegenden Sparprogramms aktuell nicht weiter. Im konzerninternen Wettbewerb um künftige Modelle hat die Fabrik im Südwesten Deutschlands nicht die besten Karten.
SUVs und billige Lohnkosten
Die Saarländer konkurrieren nicht nur mit Köln, sondern auch mit anderen europäischen Standorten. Im spanischen Valencia laufen die wichtigen SUVs wie der Ford Kuga vom Band. Diese Fabrik dürfte der US-Konzern mit großer Wahrscheinlichkeit behalten. Für das Ford-Werk im rumänischen Craiova sprechen allein schon die günstigen Lohnkosten. Außerdem hat Ford schon vor geraumer Zeit die Devise ausgegeben, das Modellprogramm mit klassischen Pkws auszudünnen – was die Chancen von Saarlouis zusätzlich mindert.
Durch den Wechsel zum Elektroantrieb gehen in der gesamten Autobranche Arbeitsplätze verloren, auch bei Ford. Allerdings entstehen völlig neue Stellen wie etwa in der Fertigung von Batteriezellen. Beim Europa-Ableger des US-Autokonzerns wird sich dieser Effekt jedoch in Grenzen halten.
Denn für die Produktion seiner ersten Generation europäischer E-Fahrzeuge bezieht Ford die Elektroplattformen vom Wolfsburger Konkurrenten Volkswagen – mitsamt der fertigen Batterien. Ford hat damit zwar Milliarden an Entwicklungsaufwand gespart, braucht aber keine eigene Zellfertigung in Europa. Volkswagen hat in einem ersten Vertrag die Lieferung von 600.000 Elektroplattformen für ein neues europäisches Ford-E-Modell zugesichert. „Wir könnten aber mehr liefern, auch für ein zweites Modell“, hieß es dazu ergänzend bei VW in Wolfsburg.
Ford schreckt selbst auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurück. Erst in der vergangenen Woche hatte Ford seinen kompletten Rückzug aus Indien angekündigt. Auch die Autoproduktion wird in Indien eingestellt. Dass dafür Kosten von zwei Milliarden Dollar anfallen, nehmen die US-Amerikaner bewusst in Kauf. Ihnen ist es wichtiger, sich dauerhaft aus Indien zurückzuziehen. Schon vor einigen Monaten hatte Ford angekündigt, dass auch das Geschäft in Südamerika aufgegeben wird.
Chipmangel setzt zu
Zusätzlich zu den langfristig strategischen Themen muss sich das deutsche Ford-Management mit den Folgen des Chipmangels auseinandersetzen. Mehrwöchige Produktionsausfälle hat es in diesem Jahr sowohl in Saarlouis als auch in Köln gegeben. An ein schnelles Ende der Lieferlücken glaubt bei Ford niemand so recht. Gunnar Hermann kann sich sogar vorstellen, dass die Versorgungslage bei Halbleitern bis zum Jahr 2024 angespannt bleiben wird.
„Die Halbleiterkrise verhagelt unsere Ergebnisse“, sagte Deutschlandvize Hans Jörg Klein über die aktuelle Lage. Der Mangel an Chips setze dem US-Autohersteller auch bei seiner Europa-Tochter massiv zu. Dem stehe ein außergewöhnlich hoher Auftragsbestand gegenüber. „Wir haben eine sehr gesunde Orderbank und weiterhin eine starke Nachfrage“, so Klein weiter.
Gunnar Hermann kann der Halbleiterkrise immerhin noch etwas Positives abgewinnen. Vor der Umsetzung des jüngsten Sanierungsprogramms wäre Ford in Deutschland und in Europa viel schwerer vom Chipmangel getroffen worden. Doch heute federe das Unternehmen Probleme wie bei der Chipversorgung ab. „Wir können mit solchen Risiken einfach viel besser umgehen“, betonte der Ford-Deutschland-Chef. Es sei eine „gewisse Normalität“ erreicht worden.
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Die saarländische Wirtschaftsministerin Rehlinger, SPD, träumt dafür von mehr Windmühlen für das Saarland, das ohnehin schon zugespargelt ist. Wenn dieser unfähige Verein so weiter macht werden im Saarland in 10 Jahren nur noch Verwaltungsbeschäftigte, ihre Friseure und Rentner leben. Oh, nicht zu vergessen- Migranten natürlich.
Das Saarlouis, ist für Ford, was Bochum für Opel war. Dort hat man mit der Schließung auch zu lange gewartet. Ford sollte dieses Werk schließen, je früher desto besser.