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Diesel-Betrug Der Schmutz hinter dem Thermofenster

Ist es zu warm, wird er schmutzig. Ist es zu kalt, wird er schmutzig. Ein Dieselmotor braucht paradiesische Zustände, damit die Abgasreinigung perfekt funktioniert. Der Gesetzgeber hat die Probleme mit heraufbeschworen.
20.04.2016 - 12:06 Uhr 33 Kommentare
Neben Volkswagen sollen auch weitere Hersteller ihre Abgaswerte geschönt haben. Die Autobauer bestreiten das. Quelle: dpa
Abgasuntersuchung bei Golf-Diesel

Neben Volkswagen sollen auch weitere Hersteller ihre Abgaswerte geschönt haben. Die Autobauer bestreiten das.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der Generalverdacht steht im Raum, seit VW den Betrug mit dem Diesel eingestanden hat: Nicht nur VW, sondern alle Autokonzerne betrügen - das ist der oft geäußerte Vorwurf. Genährt wurde dieser Verdacht durch Messungen der Deutschen Umwelthilfe, die nahezu wöchentlich neue Hersteller an den Pranger stellte. Die Hersteller widersprachen stets. Klarheit sollten die Messungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) liefern, die das Verkehrsministerium im September angeordnet hatte.

Doch diese ziehen sich nun schon über ein halbes Jahr hin. Obwohl die Ergebnisse vorliegen, hält die Behörde sie noch unter Verschluss. Die Veröffentlichung schiebt die Behörde weiter vor sich her. Sie will den Herstellern die Möglichkeit geben, zu den Ergebnissen Stellung zu nehmen.

Das scheint mehr als nötig zu sein. Der „Spiegel“ berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, dass bei 56 von 58 Fahrzeugen Auffälligkeiten festgestellt wurden. Getestet wurden Modelle von fast allen großen Herstellern: Von VW, Daimler und BMW über Ford und Opel bis zu Renault, Peugeot und Fiat. Doch im Gegensatz zu den Fahrzeugen von VW scheinen die Fahrzeuge anderer Hersteller nach Untersuchungen des KBA kein „Defeat Device“ an Bord zu haben. Sie scheinen ihre Abgaswerte auf andere Art geschönt zu haben.

So sauber sind die Autobauer
Platz 10 - Mazda
1 von 10

Durchschnittlicher CO2-Ausstoß: 128,2 Gramm / 100 Kilometer

Die Japaner können den durchschnittlichen CO2-Ausstoß auch ohne eigenes Elektroauto im Jahresvergleich um 4,4 Prozent senken – und ziehen damit an Hyundai und General Motors (Opel) vorbei.

*Stand: 2014, Quelle: Studie "How clean are Europe's cars?", Transport & Environment

(Foto: obs)
Platz 9: Volvo
2 von 10

Durchschnittlicher CO2-Ausstoß: 126,5 Gramm / 100 Kilometer 

Trotz einem weiterhin hohen Anteil von SUV bei den Verkäufen konnten die Schweden ihre Emissionen um 3,3 Prozent senken – und damit deutlich stärker als der Markt.

(Foto: dpa)
Platz 8 - Volkswagen
3 von 10

Durchschnittlicher CO2-Ausstoß: 125,8 Gramm / 100 Kilometer 

Europas Marktführer hat die gesetzlichen Vorgaben zwar übererfüllt. Doch 2014 konnte der CO-Ausstoß prozentuell nicht so stark gesenkt werden wie bei der Konkurrenz – trotz etlicher neuer Modelle.

(Foto: dpa)
Platz 7 - Suzuki
4 von 10

Durchschnittlicher CO2-Ausstoß: 123,8 Gramm / 100 Kilometer 

In der Zulassungsstatistik fahren die Japaner unter dem Radar. In puncto CO2-Reduktion landen sie immerhin auf einem Mittelfeldplatz.

(Foto: dpa)
Platz 6 - Ford
5 von 10

Durchschnittlicher CO2-Ausstoß: 121,7 Gramm / 100 Kilometer 

Ungünstige Entwicklung bei Ford. Die Kölner haben sich beim durchschnittlichen CO2-Ausstoß der Flotte im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht verschlechtert.

(Foto: obs)
Platz 5 - Fiat
6 von 10

Durchschnittlicher CO2-Ausstoß: 116,4 Gramm / 100 Kilometer 

Die Italiener haben ihren günstigen Flottenausstoß vor allem dem hohen Anteil an Kleinwagen zu verdanken. In puncto Reduktion gab es im Vergleich zum Vorjahr kaum Fortschritte.

(Foto: ap)
Platz 4 - Nissan
7 von 10

Durchschnittlicher CO2-Ausstoß: 115 Gramm / 100 Kilometer* 

Die Japaner haben im Jahresvergleich den größten Fortschritt gemacht, der bisher bei einem Autobauer gemessen wurde. Der CO2-Ausstoß wurde um satte 12,1 Prozent reduziert. Schuld sind vor allem der Qashqai und der Juke, die jetzt deutlich sparsamer unterwegs sind

(Foto: Nissan)

Tatsächlich funktioniert die Abgasreinigung der meisten Dieselmodelle offenbar nur bei perfekten Bedingungen, heißt es aus Prüferkreisen. „Thermofenster“ nennen die Prüfer den Temperaturbereich, in dem die Stickoxide am besten aus den Abgasen gefiltert werden. Denn je höher die Außentemperatur der angesaugten Luft vom Idealwert abweicht, desto schwerer erreichen die Systeme die perfekte Temperatur - im schlimmsten Fall kann der Motor sogar Schaden nehmen. Daher erlaubt es eine Verordnung der Europäischen Kommission, die Abgasreinigung in einem solchen Fall vorübergehend abzuschalten.

Eine Ausnahmeregelung, die einige Hersteller aber offensichtlich sehr breit ausgenutzt haben. Beim Opel Zafira soll die Abgasreinigung schlechter funktionieren, wenn die Außentemperatur unter 17 und über 33 Grad liegt, berichtete zuletzt das "Manager Magazin". Bei Daimler soll die Abgasreinigung bei Temperaturen unter 10 Grad weniger Stickoxide aus den Abgasen filtern, heißt es in der Wirtschaftswoche. In Deutschland, wo die Durchschnittstemperatur bei 8,5 Grad liegt, dürften die meisten Diesel damit deutlich schmutziger sein als auf dem Papier angegeben.

Dass die Hersteller ihre Systeme auf Bedingungen knapp über Zimmertemperatur optimiert haben, dürfte kein Zufall sein. Der gesetzliche Standardtest NEFZ findet im Labor bei 23 Grad Außentemperatur statt. Und unter diesen Temperaturen liefern alle getesteten Modelle bessere Werte ab.

Offiziell begründen die Hersteller die Einstellung mit dem Schutz von Bauteilen und Motoren. Schließlich müssten auch die Abgasreinigungssysteme erst auf Temperatur gebracht werden. Doch wie weit die Hersteller diese Lücke, die der Gesetzgeber ihnen einräumt, ausnutzen dürfen, ist durchaus umstritten. Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags halten das Vorgehen der Hersteller für illegal, und teilen damit die Haltung einiger Umweltverbände. Und auch das Verkehrsministerium will die Problem mit den „Thermofenstern“ auf europäischer Ebene schließen.

„Man hat jahrelang die Augen verschlossen“
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33 Kommentare zu "Diesel-Betrug: Der Schmutz hinter dem Thermofenster"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Herr Holger [email protected] Erneuerbare Subventionsgesetze. Der war gut und so nahe an der Wirklichkeit..

  • Die Deutschen werkeln noch an ihrem Diesel herum und die EU schummelt sich die Abgaswerte des Diesels schön während die Chinesen ganze Elektroauto-Entwicklungsabteilungen von BMW wegkauft.

    Schon daran sieht man wo die Zukuft der Elektromobilität liegt.

  • Liebe Leser. Die Kommentarfunktion ist geschlossen. Leserbriefe und interessante Beiträge zur Debatte nehmen wir gerne unter [email protected] entgegen. Beste Grüße aus der Redaktion

  • Wie erklären Sie sich dann, dass Strom aus Photovoltaik in Kombination mit einem Stromspeicher schon heute in Deutschland wirtschaftlich ist? Natürlich ist beim Automobil das Elektroauto sowohl von der Reichweite als auch von den Kosten her dem Diesel wie dem Benzin unterlegen. Aber es wird sich trotzdem durchsetzen, genau wie die Flachbildschirme mit Flüssigkristallen anstatt Bildröhre, die CDs und die Digitalfotografie sich durchgesetzt haben. Einfacher Grund: In den Städten, und da wohnt heute schon die Mehrheit der Weltbevölkerung, bekommen Sie die Luft nicht mit mobilen Verbrennungsmotoren sauber. Selbst wenn Sie den Strom aus Braunkohle produzieren, ist es viel einfacher, effektiver (und auch billiger), die Abgasreinigung an einem zentralen Kraftwerk durchzuführen.
    Die Frage ist nicht, ob sich die Elektromobilität durchsetzen wird. Die Frage ist allein, wann und wie. Und wie wir dabei mitmachen wollen.

  • @Markus Hammermann
    Sie haben es immer noch nicht kapiert...Die sog. Erneuerbaren Energien zu denen auch das E-Auto zählt tragen zu KEINEN MEHRWERT unserer Wohlstandsgesellschaft und zu unseren Fortschritt (Zukunft) bei.
    Der Energieträger Batterie und der Energielieferant Sonne und Wind sind einfach nicht wettbwerbsfähig gegenüber den Energieträgern Oel, Kohle, Gas und vor allen Uran bzw. Thorium.
    Einzig und alleine im Fahrradbereich kann mit einen entsprechenden Akku ein Mehrwert entstehen. Für diesen Mehrwert (leichteres Fahrradfahren) durch E-Akkus muss ich dann entsprechend ein Mehr an Preis gegenüber einen "mechanisch" mit reiner muskelkraft betriebenen Fahrrad auf den Ladentisch legen.
    Schon beim Vergleich zwischen E-Bike und Motorrad hat das E-Bike das Nachsehen. Nicht nur von der Schnelligkeit sondern auch von der Reichweite und der Verfügbarkeit und Nutzlast her.

    Diese sog. "Grüne Industrie einer Erneuerbaren Energie- und Wirtschaftswelt" trägt keinen Mehrwert in sich...einzig und alleine der Mangel und die Armut und somit der Rückschritt ist das Markenzeichen dieser Grünen Energie- Erneuerbaren Energie- Wirtschaftswelt.
    Danke!

  • Bleibt die Frage woher der Staat sich die bisherige Mineralölsteuer dann holen will, wenig ist das ja nicht. Was würden unsere Politikdarsteller dicke Backen machen, würden wir in 2 Jahren alle Elektroautos fahren. Ich habe mir einen alten Russenlkw gekauft, zum Spaß, der braucht 50 Liter Diesel auf 100 km, mein Beitag zum Klimawandel.
    Gibt's eigentlich das Ozonloch noch, also vom "Sauren Regen" höre ich auch nichts mehr, hier werden die Bäume wieder grün, also, Russen LKW raus am Wochenende und übers Land fahren, nur zum Spaß.

  • Peter Spiegel,

    exakt gesagt, die Sonnenenergie entsteht durch Kernfusion und nicht wie bei den auf der Erde arbeitenden Kernkraftwerken durch Kernspaltung. Und das vorteilhafte bei der Kernfusion: es fällt nur schwach strahlender Müll in geringer Menge an. Einziger Wermeutstropfen: die Technologie ist (noch) nicht einsatzbereit.

  • Er meint wohl die Erneuerung der Subventionsgesetze.

  • Soweit mir bekannt liegen die Neuzulassungen für PKW in China bei knapp 20 Mio. PKW/Jahr. 188000 Elektromobile entsprechen ca. 1% die reichlich subventioniert werden.

    Ich bin ein Freund des Elektroautos, aber ob dies bald/irgendwann wettbewerbsfähig wird, vermag ich nicht zu beurteilen.

  • Herr Holger [email protected]
    Sie haben mich wieder einmal völlig desillusioniert und der Öko-Gott hat fluchtartig, eine grüne Spur hinterlassend, mein Haus verlassen.

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