Dieselgate VW kauft sich Zeit und verliert viel Geld

Ein großes Logo von Volkswagen leuchtet in der Morgendämmerung, eine Ampel leuchtet rot: Eine Grundsatzeinigung mit dem US-Justizministerium ist erreicht. Klar ist: Es wird teuer werden.
San Francisco/Wolfsburg/Frankfurt Charles Breyer weiß, was er Volkswagen zumutet. „Ich habe aggressive Fristen gesetzt“, räumte der Bezirksrichter am Donnerstag bei der großen VW-Anhörung in San Francisco ein. VW und die US-Behörden hätten sieben Tage die Woche und oft mehr als 14 Stunden am Tag an einer Einigung in Sachen Diesel-Gate gearbeitet.
Der Druck hat geholfen: VW hat am Donnerstag eine Grundsatzeinigung mit dem US-Justizministerium erzielt. Der Konzern wird den rund 580.000 betroffenen Autofahrern in den USA eine „substanzielle Entschädigung“ zahlen, verkündete Breyer. Zudem könnte VW alle knapp 500.000 Autos mit Zwei-Liter-Motoren zurückkaufen, wenn keine technische Lösung gefunden wird.
Derzeit würden die Aufsichtsbehörden noch prüfen, ob sie eine Umrüstung genehmigen können. Um die Umweltschäden zu kompensieren, die durch die überhöhten Abgaswerte entstanden sind, muss der Wolfsburger Konzern zudem einen Umweltfonds auflegen.
Doch klar ist auch: Es wird teuer werden. Um die Ansprüche der US-Behörden und der Autobauer zu erfüllen, muss VW zusätzlich rund zehn Milliarden Euro zurückstellen, wie das Handelsblatt aus informierten Kreisen erfuhr. VW hatte bereits nach dem Bekanntwerden des Skandals im September 6,7 Milliarden Euro zurückgestellt.
Die Einigung in den USA ist wichtig für den Konzern, der Ende des Monats das Ergebnis für das Jahr 2015 vorlegen muss. Die zusätzlichen Rückstellungen verschaffen nun Klarheit. Doch klar wird damit auch, dass Volkswagen auf den größten Verlust in der Firmengeschichte zusteuert.
Am Freitag wird der Aufsichtsrat in Wolfsburg über den Jahresabschluss beraten. Es wird erwartet, dass VW eine Pflichtmitteilung an die Aktionäre herausgibt, sobald der Aufsichtsrat die Geschäftszahlen abgesegnet hat.
Auf der Tagesordnung der Aufseher stehen noch drei weitere heikle Punkte: die Dividende, die Höhe der Boni für den Vorstand und der Zwischenbericht der Anwaltskanzlei Jones Day, die den Diesel-Skandal aufklären soll. Es wird eine rege Diskussion erwartet, vor allem um den letzten Punkt.
Im Anschluss wollen sich mehrere Mitglieder des Aufsichtsrats öffentlich äußern. Auch Vorstandschef Matthias Müller will sich der Presse stellen und Fragen beantworten.