
Der Autobauer versucht derzeit, die Kunden mit hohen Rabatten zu locken.
Washington Angesichts des Abgasskandals versucht Volkswagen in den USA, Kunden mit hohen Rabatten für sich zu gewinnen. Einer Kennzahl zufolge sind diese nahezu doppelt so hoch wie der Branchenschnitt.
Kunden, die derzeit bereits einen VW besitzen, können beim Neukauf einen zinsfreien Kredit bekommen, dazu Rabatten von bis zu 2000 Dollar und kostengünstige Leasingraten. In der ersten Oktoberwoche lag der Rabatt der Marke im Durchschnitt bei 11,1 Prozent im Vergleich zum Normalpreis – verglichen mit branchenweit nur 6,2 Prozent, geht aus Angaben der Auto-Website True Car hervor.
Volkswagen versucht offenbar, den Schaden für die Marke und die Belastungen für die Auslieferungen zu minimieren – angesichts eines Skandals, der dem Unternehmen wahrscheinlich hohe Strafen einbringen wird. Vorstandschef Martin Winterkorn hatte bereits seinen Hut nehmen müssen.
In der kommenden Woche reist Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in die USA und wird dabei auch über den Abgas-Skandal sprechen. Vereinbart wurden dafür Treffen mit seinem Amtskollegen Anthony Foxx und bei der US-Umweltbehörde EPA in Washington, wie das Verkehrsministerium am Freitag in Berlin mitteilte. Die US-Behörde hatte die gefälschten Abgaswerte bei VW-Dieselfahrzeugen ans Licht gebracht. Themen der fünftägigen Reise, die am Montag beginnt, sind Digitalisierung sowie vernetztes und automatisiertes Fahren. Dobrindt will unter anderem ein Testgelände der Universität Michigan besuchen, vorgesehen sind auch Termine bei Google und BMW.
Volkswagen bemüht sich unterdessen darum, US-Kunden von seinen Benzin-Fahrzeugen zu überzeugen, nachdem der Verkauf einiger Diesel-Modelle wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte eingestellt werden musste. Diesel-Autos standen zuletzt hinter mehr als 20 Prozent der US-Verkäufe.
Immer wieder müssen Autohersteller Wagen in die Werkstätten beordern. In der Abgas-Affäre steht Volkswagen mit insgesamt elf Millionen betroffenen Autos vor einer der größten Aktionen der vergangenen Jahre. Beispiele für große Rückrufe.
In der Diesel-Affäre ordnet das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen verpflichtenden Rückruf für 2,4 Millionen Volkswagen-Fahrzeuge in Deutschland an.
Fiat Chrysler muss in Nordamerika gut 1,7 Millionen Fahrzeuge wegen technischer Mängel in die Werkstätten beordern. Die Gründe sind Fehler am Lenkrad und Probleme mit Airbags.
Wegen Airbag-Problemen ruft Volkswagen in den USA 420 000 Autos zurück. Schwierigkeiten mit einer Feder am Lenkrad könnten dazu führen, dass der Airbag bei einem Unfall nicht auslöst.
Chrysler ruft in den USA 1,4 Millionen Wagen wegen einer Sicherheitslücke zurück, die zwei Hacker aufgedeckt hatten. Durch fehlerhafte Software könnten Autos aus der Ferne manipuliert werden.
Der japanische Airbag-Hersteller Takata muss Gefahren bei insgesamt 19,2 Millionen Autos zugeben und läutet damit die bis dahin größte Rückrufaktion der US-Autoindustrie ein.
Der japanische Kleinwagen-Spezialist Suzuki Motor ruft rund zwei Millionen Autos in die Werkstätten zurück, die meisten davon in Japan. Grund sind mögliche Defekte bei Zündschlössern.
General Motors weitet die Rückrufaktion wegen Problemen an Zündschlössern aus. Betroffen sind mittlerweile rund 2,6 Millionen Fahrzeuge. Sie wurden meist in den USA und Kanada verkauft. Der Konzern muss sich für mindestens 13 Tote und 31 Unfälle verantworten.
Volkswagen holt über 2,6 Millionen Autos in die Werkstätten. Weltweit gibt es Qualitätsprobleme. Im selben Monat treten wegen diverser Rückrufaktionen des südkoreanischen Autobauers Hyundai drei Manager dieses Unternehmens zurück.
Chrysler startet einen massenhaften Rückruf in den USA. Die Verkehrssicherheitsbehörde hatte gefordert, 2,7 Millionen ältere Jeep Grand Cherokee und Jeep Liberty zu prüfen - Tanks könnten bersten, wenn die Geländewagen gerammt würden.
Fast 7,5 Millionen Autos weltweit ruft Toyota wegen Problemen mit elektrischen Fensterhebern zurück.
„Sie brauchen etwas, mit dem sie die Leute in die Autohäuser holen, denn die Diesel-Liebhaber bleiben aus“, sagt Joe Phillippi vom Beratungsunternehmen Auto Trends. „Sie haben schon vor der Krise nicht unbedingt in der ersten Reihe mitgespielt.“
Volkswagen bietet US-Kunden den Bestseller Jetta für eine Leasingrate von 139 Dollar im Monat über drei Jahre bei einer Anzahlung von 2199 Dollar an, wie aus Angaben auf der Webseite des Unternehmens hervorgeht. Das ist weniger als das, was die Wettbewerber Honda und Toyota für ihre vergleichbaren Modelle Civic und Corolla verlangen. Für den in den USA zweitmeist verkauften Wagen, den Passat, offeriert Volkswagen zudem einen zinsfreien Kredit und einen Preisnachlass von bis zu 2000 Dollar.
