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Dieter Zetsche „Es fehlt ein Marktanreiz fürs Elektroauto“

Der Bauch muss mitreden, doch Entscheidungen müssen von der Ratio getragen werden. Im Handelsblatt-Interview spricht Daimler-Chef Dieter Zetsche über 125 Jahre Automobil, dessen Zukunft und die Lehren aus der Vergangenheit.
  • Carsten Herz, Martin W. Buchenau und Gabor Steingart
27.01.2011 - 23:28 Uhr
Daimler-Chef Dieter Zetsche. Quelle: dpa

Daimler-Chef Dieter Zetsche.

(Foto: dpa)

Handelsblatt: Herr Zetsche, drei der Mitverantwortlichen für das Chrysler-Desaster – Metro-Boss Eckhard Cordes, damals Strategievorstand, Bahnchef Rüdiger Grube, damals Cordes Stellvertreter, und Sie, der später Chrysler führte – haben beruflich nicht nur überlebt, sondern sind zu Vorstandsvorsitzenden aufgestiegen. Wie schafft man das?

Dieter Zetsche: Im Rückblick hat die Fusion mit Chrysler sicher keine Werte geschaffen, und ich will gar nicht leugnen, dass ich damals ebenso wie der Aufsichtsrat und 99 Prozent der Medienlandschaft den Deal positiv gesehen habe. Entscheidend ist: Als Daimler-Chef habe ich, als es notwendig wurde, die Konsequenzen gezogen und die Trennung von Chrysler unverzüglich eingeleitet.

Ihr Vorgänger, Jürgen Schrempp, hat noch bei der Trennung vom Flugzeugbauer Fokker gesagt, er habe um sein Baby geweint. Wie war das bei Ihnen?

Natürlich war das eine Entscheidung, die mir vom Bauch her schwergefallen ist. Ich habe, bevor ich Daimler-Chef wurde, Chrysler mehrere Jahre geführt. Aber bei mir ist das so: Der Bauch darf mitreden, letztlich müssen die Entscheidungen von der Ratio getragen werden. Aber eine bittere Stunde für mich war es schon. Vor allem, als ich in die USA geflogen bin, um dort vor die Mitarbeiter zu treten, war mir klamm ums Herz.

Was sind die Lehren, die Sie aus dem Scheitern gezogen haben?

Wir gehen heute anders an Kooperationen heran. Früher haben wir versucht, gleich mit einem Partner Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche zu teilen, heute reicht uns das Arbeitszimmer. Wir stecken heute – wie das Beispiel Renault-Nissan zeigt – erst die Felder für die Zusammenarbeit ab, danach suchen wir den Partner, und erst dann schließen wir Verträge für gemeinsame Projekte.

Das Auto erlebt ein wundersames Comeback. Das Geschäft mit dem klassischen Automobil brummt nur ein Jahr nach der großen Finanzkrise. Sieht die Zukunft des Automobils aus wie die Gegenwart?

Tatsächlich ist die Industrie wieder eine Wachstumsbranche. Vor allem in den Schwellenländern hat das Automobil noch ein beachtliches Potenzial: Allein in den nächsten 20 bis 25 Jahren wird sich nach seriösen Prognosen die Zahl der Autos auf der Welt von derzeit 800 Millionen verdoppeln. Aber wir müssen lernen, mit den negativen Begleiterscheinungen dieses Erfolgs umzugehen: Das Auto kann nicht so bleiben, wie es ist. Es ist also keine gute alte Zeit, sondern es ist eine gute neue Zeit für die Autoindustrie, weil sich vieles grundlegend ändern muss.

Das Auto wird sich in den nächsten Jahrzehnten stärker verändern als in den 125 Jahren zuvor. Welche Antriebsform wird sich durchsetzen?

Wir stehen vor einer zweiten Erfindung des Automobils. Der Antriebsstrang wird in den nächsten Jahren viel stärker elektrifiziert werden. Aber ich glaube nicht, dass es den einen Königsweg gibt. Rein batteriebetriebene Fahrzeuge, Elektroautos mit kleinen Verbrennungsmotoren sowie Brennstoffzellen-Modelle werden sich ergänzen und miteinander konkurrieren. Ein Hersteller, der dabei nur auf einen Weg setzt, riskiert die Zukunft seines Unternehmens. Vielleicht nicht schon in fünf, aber spätestens in 25 Jahren wird er dafür bestraft werden.

Wie schnell wird sich die Elektromobilität durchsetzen?

Es gibt viele Gründe, warum sich die Elektromobilität nur sehr langsam entwickeln wird: Sie ist noch sehr teuer, die Fahrzeuge haben noch nicht die Reichweite und brauchen lange Ladezeiten. Wenn ich aber sehe, dass in China sich ein zunehmender Wohlstand entwickelt und wir dort perspektivisch mit mehr als 30 Millionen Neuzulassungen pro Jahr zu rechnen haben, ist es klar, dass dies mit dem heutigen Fahrzeugtyp nicht möglich ist. Wir haben weder genug Öl, noch können wir mit den Emissionen leben. Der Erfolg des Autos ist also sein größtes Problem. Deshalb müssen wir diese Veränderung zur Elektromobilität schaffen.

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