Digital Health Atlas Biomed: Darmbakterien-Analyse per App

Im Gegensatz zu anderen Ernährungsanalyse-Apps, die sich auf die Kalorienzählung konzentrierten, biete Atlas einzigartige Daten, die aus den individuellen Mikrobiom-Ergebnissen jedes Nutzers erstellt würden.
Düsseldorf Jeder Mensch beherbergt laut Deutscher Gesellschaft für Neurologie in seinem Darm eine Art Mikrokosmos aus etwa hundert Billionen Bakterien. Dieses sogenannte Mikrobiom setzt sich aus schätzungsweise tausend verschiedenen Arten von Darmbakterien zusammen, die in den Wänden des Darms und in dessen Inhalt siedeln. Das Mikrobiom hat einerseits schützende Funktionen, andererseits können von ihm auch verschiedene Erkrankungen ausgehen.
Schon lange arbeiten Forscher daran, Darm-Mikrobiome so analysieren zu können, um daraus individuelle Rückschlüsse für die Gesundheitsvorsorge zu schließen. Das britische Gesundheitstechnologie-Unternehmen Atlas Biomed hat dafür eine App entwickelt, die jetzt in die Beta-Phase startet, wie Handelsblatt Inside vorab erfuhr. Ab Dezember 2019 soll die App weltweit verfügbar sein.
Die App soll mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz den Einfluss von aufgenommener Nahrung auf das individuelle Darm-Mikrobiom analysieren. Zu Beginn werden Nutzer befragt, um den Zustand ihres Darm-Mikrobioms festzustellen. Die App verarbeitet diese Informationen und gibt daraufhin personalisierte Empfehlungen für die Ernährung. Außerdem soll die Anwendung durch Fotografieren der Mahlzeiten bewerten, wie sich die jeweilige Ernährung auf die Mikrobiom-Gesundheit und auf bestimmte Krankheitsrisiken auswirkt.
Sergey Musienko, CEO und Mitgründer von Atlas Biomed, sagt: „Derzeit gibt es keine Technologie, die den Gesundheitszustand des Darm-Mikrobioms eines Individuums beurteilen kann. Mit der neuen Atlas-App können wir nun jedoch Verbrauchern deutlich zeigen, wie sich ihre Lebensmittelwahl auf ihr Darm-Mikrobiom auswirkt und wie sie ihre Ernährung Schritt für Schritt ändern können.“
Im Gegensatz zu anderen Ernährungsanalyse-Apps, die sich auf die Kalorienzählung konzentrierten, biete Atlas einzigartige Daten, die aus den individuellen Mikrobiom-Ergebnissen jedes Nutzers erstellt würden.
Ob diese Innovation dem Realitätstest standhalten wird, bezweifelt Britta Siegmund, Klinikdirektorin und Gastroenterologin an der Berliner Charité: „Kaum zu glauben, mit was man heute so Geld verdienen kann.“
Man wisse noch immer erschreckend wenig darüber, wie die Ernährung die Mikrobiota des Darms beeinflussen könnten. „Kausale Verbindungen zwischen dem, was ich esse und was mit meiner Mikrobiota passiert, gibt es kaum und in jedem Fall zu wenig, um daraus eine App zu basteln.“ Atlas Biomed widerspricht: Mehrere Studien bewiesen, dass es eine Verbindung zwischen Ernährung und dem Mikrobiom gebe.

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