Druckmaschinen-Hersteller Koenig & Bauer wirft Rettungsanker aus

Blick in die Produktion bei Koenig & Bauer in Würzburg: Eine Neuausrichtung soll dem Unternehmen schwarze Zahlen ermöglichen.
München Der Abwärtsstrudel in der Zeitungsbranche hat den Druckmaschinen-Hersteller Koenig & Bauer tief in die roten Zahlen gerissen. In den ersten neun Monaten fiel unter dem Strich ein Verlust von 20,2 Millionen Euro an, wie der Konzern aus Würzburg am Montag berichtete. Vor Jahresfrist hatte noch ein Gewinn in den Büchern gestanden. Allein im dritten Quartal fiel fast die Hälfte der Verluste an – damit war das Minus weit größer als von Analysten erwartet. Nachdem immer neuer Stellenstreichungen und ein Sparkurs die Ertragslage in der Vergangenheit nicht dauerhaft gefestigt hatten, soll Koenig & Bauer (KBA) jetzt „eine weitergehende Neuausrichtung des Konzerns“ als Rettungsanker dienen. Dazu gehören der Ausbau des Servicegeschäfts und neue Produkte.
Die Franken, die in der vergangenen Woche ihre Prognose für 2013 kassiert und sich vom Ziel der schwarzen Zahlen im Gesamtjahr verabschiedet hatten, machten für die jüngsten Verluste vor allem das stark gesunkene Marktvolumen bei Rollenrotationen für den Zeitungsdruck verantwortlich. KBA leidet wie die gesamte Druckmaschinenbranche unter der Malaise der Printprodukte. Statt Zeitungen und Zeitschriften aus Papier zu kaufen oder in gedruckten Katalogen und Prospekten zu blättern, stöbern immer mehr Nutzer lieber im Internet, wo sie kostenlos Texte lesen, Bilder und Videos ansehen und per Mausklick einkaufen können.
Bei KBA ging zuletzt auch das Geschäft mit Bogenoffset-Anlagen für die Herstellung von Katalogen und mit Spezialmaschinen für den Druck von Geldscheinen zurück. Von Januar bis Ende September brach der Konzernumsatz um ein Fünftel ein. Besserung ist angesichts schrumpfender Auftragseingänge nicht in Sicht. Für 2013 erwartet das Unternehmen einen Rückgang der Erlöse auf 1,1 (1,3) Milliarden Euro. Nur in den Nischen Blechdruck oder industrieller Kennzeichnung dürften die Geschäfte besser laufen.
Hoffnung setzt der Maschinenbauer zudem auf neue Felder wie Verpackungsdruck, etwa bei Folien oder Glasflakons. Details zur neuen Konzernstrategie will KBA „noch vor dem Jahresende“ bekanntgeben, kündigte Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann an. Bis Ende November, Anfang Dezember soll feststehen, wie viele weitere Stellen das Unternehmen streicht. Ein erneuter Jobabbau war bereits im August angekündigt worden, ohne Zahlen zu nennen. Jetzt hieß es, die Beschäftigtenzahl werde durch die geplante Neuausrichtung weiter sinken. KBA hatte in den vergangenen vier Jahren mehr als 2000 Arbeitsplätze gestrichen und sich so in die Gewinnzone zurückgespart. Derzeit arbeiten gut 6200 Menschen für das Unternehmen.
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