E-Autobauer Tesla trotzt Lieferengpässen und schreibt Rekordgewinn von 1,6 Milliarden US-Dollar

Der Tesla-Chef hat allen Grund zu feiern.
San Francisco Es war das erste Mal in der zehnjährigen Börsengeschichte von Tesla, dass Elon Musk – Kopf und Gründer des kalifornischen E-Autobauers – es sich nehmen ließ, bei der Vorlage der Quartalszahlen persönlich anwesend zu sein. Stattdessen führte Finanzchef Zachary Kirkhorn durch die Geschäftszahlen. Dabei hatte der 37-Jährige den anwesenden Investoren und Analysten am frühen Mittwochabend (Ortszeit) in einer Telefonkonferenz neue Rekorde zu verkünden.
„Unser Unternehmen hat bei der Erreichung aller relevanten Finanzkennzahlen im dritten Quartal wichtige Fortschritte gemacht“, sagte Kirkhorn. „Insgesamt haben wir mehr als 240.000 Fahrzeuge ausgeliefert, das sind 20 Prozent mehr als im vergangenen Quartal und mehr als 70 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.“ Dabei stiegen nicht nur die Absatz- und Produktionszahlen trotz der Pandemie deutlich, sondern auch die Profitabilität.
Mit einem Gewinnzuwachs um fast das Fünffache auf 1,6 Milliarden US-Dollar schloss der Konzern die Monate zwischen Juli und September mit dem besten Ergebnis der Konzerngeschichte ab. Der Umsatz wuchs um immerhin 57 Prozent auf 13,8 Milliarden Dollar. Die Erwartungen vieler Analysten hat der Konzern damit übertroffen – wenngleich die Aktie zunächst verhalten reagierte, nachdem der Tesla-Kurs in den vergangenen Tagen bereits deutlich angestiegen war.
Tesla ist hochprofitabel
Dabei ist die Botschaft, die Kirkhorn mit den Zahlen senden will, klar: Der kalifornische Autobauer hat sich vom einst kapitalintensiven Start-up zu einem profitablen Weltkonzern entwickelt – und dabei weitgehend auch der globalen Chipkrise getrotzt, die bei Konkurrenten wie VW zeitweise sogar zu Produktionsstopps führte.
Bei Tesla hingegen sorgen die eigenen Kapazitäten für Probleme: Der Konzern kann in seinen Werken nicht so viele Autos bauen, wie die Kunden gern hätten.
Neben mehreren Werken in den USA und China baut der Konzern derzeit eine neue Gigafactory im brandenburgischen Grünheide. Hier laufen die Arbeiten nach Plan. So heißt es im Quartalsbericht, der Konzern rechne damit, die abschließenden Genehmigungen noch vor Ende des Jahres zu erhalten.
Ursprünglich hatte Tesla das Werk bereits im Juli in Betrieb nehmen wollen, war aber wegen offener genehmigungsrechtlicher Fragen zunächst daran gehindert worden.
„Wir versuchen alles, was wir können, um unsere Kapazitäten zu vergrößern und so die Nachfrage zu bedienen, die uns erreicht“, stellte Kirkhorn in Aussicht. Derzeit könne es je nach Region einige Monate dauern, bis ein Tesla-Fahrzeug nach der Bestellung an einen Kunden ausgeliefert wird. Dabei steht zu erwarten, dass sich der Zeitraum eher vergrößert. „Unter dem Strich werden wir nicht in der Lage sein, unsere Produktionskapazitäten schnell genug zu vergrößern“, so der Manager.
Eigene Tesla-Versicherung
Angesichts der gleichzeitigen Verteuerung bei vielen wichtigen Basiswerkstoffen müssen sich Kunden neben längeren Wartezeiten auch auf höhere Preise einstellen. So hat sich etwa Nickel in den vergangenen zwölf Monaten um 40 Prozent, Aluminium gar um knapp 70 Prozent verteuert. Beide Materialien spielen einerseits in der Batteriezelle, andererseits auch in der Karosserie eine wichtige Rolle – und wirken sich somit auch auf den Preis des Gesamtfahrzeugs aus.
So betonte Kirkhorn, die Preisfindung sei zuletzt eine große Herausforderung für Tesla gewesen. „Wir sehen derzeit zunehmende makroökonomische Einflüsse auf unsere Kostenstruktur.“ Wegen der langen Lieferzeiten sei es schwierig, vorherzusagen, ob ein beim Kauf vereinbarter Preis noch bei der Produktion die tatsächlichen Kosten abbilde. „Deshalb werden unsere Preise immer wieder steigen und sinken – und manchmal werden unsere Preisentscheidungen dem Kunden auch unsinnig vorkommen“, so der Finanzchef. Dahinter stecke aber eine Strategie, die mehrere Faktoren berücksichtige.
Zudem versucht Tesla gleichzeitig, die laufenden Kosten seiner Kunden zu senken. Seit der vergangenen Woche erprobt der Autobauer einen eigenen Versicherungstarif, nachdem Kunden darüber geklagt haben, dass viele Versicherer angeblich zu hohe Prämien für die Tesla-Modelle verlangten. „Die laufenden Kosten sind für viele Autokäufer entscheidend“, sagte Kirkhorn. Deshalb hat der Konzern einen Tarif entwickelt, der die klassischen Versicherer preislich deutlich unterbieten soll.
Zentral ist dabei die Auswertung der Fahrzeugdaten, anhand derer Tesla das individuelle Unfallrisiko berechnet und danach die Kosten des Vertrags ausrichtet. Derzeit richtet sich das Angebot nur an Kunden in Texas, da viele US-Bundesstaaten ihre Versicherungswirtschaft selbstständig regulieren. Langfristig wolle Tesla die Versicherung aber in allen wesentlichen Märkten anbieten, in denen der Konzern tätig sei, so Kirkhorn.
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