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E-Mobilität Elektroautos und der „Mut zur Lücke“

Für Bundeskanzlerin Angela Merkel steht fest, dass Deutschland Batteriezellen produzieren muss. Doch die deutsche Automobilbranche hält sich bislang vornehm zurück. Warum Unternehmen die Milliardeninvestition scheuen.
04.07.2017 - 11:02 Uhr 17 Kommentare
Das Elektroauto i3 von BMW sucht Anschluss. Wie auch die anderen deutschen Autohersteller scheut der Münchener Autokonzern den Aufbau einer eigenen Fabrik für Batteriezellen. Quelle: dpa
Kein Anschluss für Elektroautos

Das Elektroauto i3 von BMW sucht Anschluss. Wie auch die anderen deutschen Autohersteller scheut der Münchener Autokonzern den Aufbau einer eigenen Fabrik für Batteriezellen.

(Foto: dpa)

Berlin/Düsseldorf Klarer hätte die Aussage nicht sein können. „Deutschland soll wieder Standort für eine Batteriezellproduktion werden“, steht im neuen Wahlprogramm, das CDU und CSU am Montag präsentiert haben. Hinter dieser Forderung steht auch die Bundeskanzlerin. Schließlich befinde sich die Automobilindustrie in einer „Transformationsphase“, wie Angela Merkel selbst attestiert.

Auch wenn sie ihr 2010 ausgerufenes Ziel, dass binnen zehn Jahren eine Million strombetriebene Fahrzeuge in Deutschland auf der Straße sind, längst widerrufen hat, so hofft sie darauf, dass in Deutschland eine Fabrik für Elektroauto-Batterien entsteht. Erst in der vergangenen Woche stellte sie auf einem Kongress der Unionsfraktion im Bundestag Staatshilfen über den Europäischen Fonds für strategische Investitionen in Aussicht – sofern es die Autobranche wünscht.

Merkel weiß, dass die Unternehmen das Risiko einer Investition scheuen. Immerhin geht es um gut fünf Milliarden Euro, die eine Fabrik kosten würde. Lithium-Ionen-Zellen werden heute schon in Massen und preiswert in Asien produziert. Unklar ist, wie sich die Technologie entwickelt und ob die Zelle überhaupt das Herz des Elektroautos sein wird oder nicht doch eher eines von vielen Zulieferteilen. Völlig unklar ist es auch, ob jeder Autohersteller allein agiert oder ob es gemeinsame Werke der deutschen Konzerne geben wird. Merkel fordert „Signale aus der Wirtschaft, um in dem Bereich dann auch wirklich voranzukommen“.

In der Autobranche heißt es dazu, es sei nur ein Konsortium unter Führung einer der großen Zulieferer wie Bosch oder Continental denkbar. Rolf Bulander, Chef der Mobilitätssparte von Bosch, will sich von der Bundeskanzlerin jedoch nicht unter Druck setzen lassen. „Wir werden wie angekündigt erst zum Jahresende entscheiden, ob wir eine Batteriezellenfabrik bauen.“ Für Bosch ist es eine heikle Entscheidung, geht es doch um das größte Investment der Firmengeschichte. Scheitert das Projekt, bestellen die Kunden aus der Autoindustrie weiter in Asien. Bosch bliebe auf seinem Milliarden-Investment sitzen. Zudem haben die Stuttgarter bereits negative Erfahrungen mit vermeintlichen Zukunftstechnologien gemacht: Bosch hatte in die Solarindustrie investiert – und verbrannte mit seinem Engagement deutlich über drei Milliarden Euro.

Bei Continental heißt es aus Konzernkreisen, dass frühestens nach der Bundestagswahl mit einer Entscheidung zum Bau einer Batteriezellenfabrik gerechnet werden könne. Zudem werde die Produktion eher in einem östlichen EU-Land aufgebaut – wegen der hohen Energiepreise in Deutschland. Da eine solche Fabrik hochautomatisiert sei und nur wenige Arbeitsplätze biete, hätten auch die Gewerkschaften nichts gegen einen Standort in Osteuropa, heißt es in der Branche.

Die Elektro-Schocker
Die Speerspitze einer neuen Bewegung
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Sprintzeiten von unter drei Sekunden sind für konventionell angetriebene Supersportler eher die Ausnahme als die Regel. In der Elektroauto-Szene gehören solche Fabelwerte hingegen fast schon zum guten Ton. Um Aufmerksamkeit und Überzeugungsarbeit für den lokal emissionsfreien Elektroantrieb zu leisten, haben einige Hersteller atemberaubend schnelle Sportwagen auf die Räder gestellt, die ohne wild fauchende Benzinmotoren aberwitzige Fahrleistungen ermöglichen. Die ultraschnellen Stromer, wie dieser Nio EP9 von Next EV, bringen selbst eingefleischte Verbrennungsmotor-Fetischisten ins Grübeln...

(Foto: Hersteller)
Einer dieser neuen Wilden ist der Nio EP9, mit dem die chinesische Firma NextEV gleich in die Megawatt-Klasse eingestiegen ist
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Will heißen: Die insgesamt vier E-Motoren mobilisieren zusammen 1.000 Kilowatt (kW), was 1.360 PS entspricht. Zudem kann jede E-Maschine unglaubliche 1.480 Newtonmeter Drehmoment aus dem Stand heraus zur Verfügung stellen. Entsprechend dauert der Sprint auf 100 km/h nur 2,7 Sekunden, bis Tempo 200 verstreichen lediglich 7,1 Sekunden. Mit maximal 313 km/h gilt der EP9 als schnellster E-Sportwagen der Welt.

(Foto: Hersteller)
Im Frühjahr 2017 erzielte der Nio mit 6 Minuten 45,9 Sekunden sogar einen neuen Nordschleifenrekord
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Die Wunder-Flunder kann man übrigens kaufen. Rund 1,4 Millionen Euro soll ein Exemplar kosten. Vertrieben wird der atemberaubend schicke und mit viel Know-how europäischer Ingenieure entwickelte Stromsportler allerdings ausschließlich in China.

(Foto: Hersteller)
Techrules Ren
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Die ebenfalls in China beheimatete Firma Techrules will mit dem Ren dem Nio EP9 den Titel als schnellstes E-Mobil der Welt streitig machen. Im März 2017 wurde die Serienversion des Hypercars vorgestellt, die mit progressivem Design als auch aberwitzigen Leistungseckdaten imponiert.

In der stärksten Ausführung soll der Stromer mit Hilfe von gleich sechs E-Maschinen 960 kW/1.305 PS und 7.800 Newtonmeter in den Vortrieb werfen. Dank dieser Kraft sprintet der 1,7-Tonner in 2,5 Sekunden auf 100 km/h und erreicht maximal 320 km/h.

(Foto: Hersteller)
Techrules Ren
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Als Besonderheit bietet der Ren einen Reichweitenverlängerer in Form einer mit Diesel getriebenen Microturbine. Dieses Hochleistungstriebwerk soll dank 80-Liter-Tank in Kombination mit einer 25-kWh-Batterie eine Reichweite von 1.170 Kilometer erlauben. Preise werden nicht genannt, vermutlich wird der in kleiner Stückzahl in Handarbeit gefertigte Hightech-Renner jedoch einige Millionen kosten. Euro oder Dollar, versteht sich.

(Foto: Hersteller)
Rund eine Million Euro verlangt die kroatische Firma Rimac für ihr Hypercar Concept One
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In seiner jüngsten Ausbaustufe leistet der Stromer mächtige 900 kW/1.224 PS und 1.800 Newtonmeter Drehmoment, was eine Sprintzeit aus dem Stand auf 100 km/h in 2,5 Sekunden erlaubt. Die Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 300 km/h knackt der Balkan-Bolide nach nur 14 Sekunden.

Die insgesamt vier Motoren treiben jeweils ein Rad an, was ein besonders agiles Torque-Vectoring erlaubt...

(Foto: Hersteller)
Rimac Concept One
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Insgesamt vier Motoren treiben jeweils ein Rad an, was ein besonders agiles Torque-Vectoring erlaubt. Trotz dieser bei schnellen Kurvenfahrten hilfreichen Technik ist The-Grand-Tour-Moderator Richard Hammond mit einem Concept One jüngst beim Hemberger Bergrennen in der Schweiz mit einem Rimac von der Straße abgekommen. Der Brite brach sich ein Knie, der Rimac wurde ein Opfer der Flammen.

(Foto: Hersteller)

Bei den Automobilherstellern stößt die Politik auf taube Ohren, von einer eigenen Batteriefertigung wollen sie vorerst nichts wissen. Alles zu unsicher, unklar und viel zu teuer. Ob nun Volkswagen, Daimler oder BMW, sie alle warten ab. Der Aufbau einer eigenen Produktion komme – wenn überhaupt – erst Mitte des nächsten Jahrzehnts in Frage - mit der nächsten Batteriegeneration, die für Elektroautos eine deutlich größere Reichweite verspreche.

Dass das Auto mit Batterieantrieb eine große Zukunft hat, daran gibt es in den Chefetagen der Autohersteller allerdings keine Zweifel. Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller sprach auf der Hauptversammlung davon, dass die Batterie den Charakter der neuen Fahrzeuge präge, „sie wird zum Herz des Automobils“. Bis zum Jahr 2025 soll Volkswagen zum weltweit wichtigsten Hersteller von Elektrofahrzeugen aufgestiegen sein, schon in den nächsten fünf Jahren will der Wolfsburger Konzern rund neun Milliarden Euro in die Entwicklung alternativer Antriebe investieren.

In Stuttgart klingt das ähnlich. Bis 2022 sollen bei Daimler mehr als zehn neue Elektroautos in Serie gehen: vom Smart bis zum großen SUV-Geländewagen. Zehn Milliarden Euro werden in den nächsten Jahren in den Ausbau der Elektroflotte fließen. Der Daimler-Konzern erwartet, dass der Anteil der Elektromodelle am Gesamtabsatz von Mercedes-Benz im Jahr 2025 zwischen 15 und 25 Prozent liegen wird.

VW-Chef Müller lässt keinen Zweifel daran, wie groß die Bedeutung der Batterie beim Aufstieg der Elektromobilität sein wird. Doch er und seine Kollegen aus den anderen Autokonzernen sind extrem vorsichtig, sie scheuen die großen Investitionen. Sie nehmen nur vergleichsweise kleine Beträge für den Aufbau der erforderlichen Batteriekapazitäten in die Hand. Die deutschen Hersteller fahren bei der Batterie das Prinzip „Mut zur Lücke“.

Hoffen auf staatliche Hilfen
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17 Kommentare zu "E-Mobilität: Elektroautos und der „Mut zur Lücke“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Das ist doch hinterher eine schöne Ausrede, wenn Volvo, nach seinem mutigen Schritt in die "richtige" Richtung, ganz vom Markt genommen wird. "Der Verbraucher war noch nicht so weit."

  • Welche Batterien in Deutschland fertigen? Die gegenwaertigen sind zu teuer, zu schwer und haben zuwenig Kapazitaet. Die zukuenftigen muss man erst erfinden.
    Die Autokonzerne sind nicht bloed. Sobald die Fertigung ein Geschaeft ist, werden
    sies tun - da braucht es keinen Druck von der Regierung. Aber beim derzeitigen
    Stand der Technik ist es Bloedsinn mit Oel und Gas zu heizen und mit Strom Auto
    zu fahren.

  • @Frau Edelgard Kah
    "Als Zwischenschritt zwischen Verbrennungs- und Elektromotoren bieten sich Hybrid-Fahrzeuge an."

    Das wäre nur gut, um das Vormachtstreben machtbesessener Gutmenschen zu befriedigen, denn am Ende fährt dann jeder seinen Hybrid mit Benzin und muss zusätzlich noch das Gewicht von Batterie und Elektromotor transportieren. Welch ein Gewinn für die Umwelt!

  • Frau Edelgard Kah - 04.07.2017, 13:05 Uhr

    @Frau Kah: Nach "strassen-in-Deutschland" hat Stuttgart 4256 Straßen. Da werden Sie doch in jeder 21. Straße sicher eine Ladestation finden. ;)

  • Auch von diesem Thema hat Merkel keine Ahnung. Das einzige was sie wirklich "kann" ist
    - Sozialismus
    - Kirchentag

    Gerade weil sie so überaus mittelmässig und durchschnittlich ist, wählen sie die meisten Deutschen wieder, da weiss man was man hat oder auch nicht.

  • Die meisten Befürworter des E-Autos sind Leute die kein eigenes Auto haben wollen und deshalb mit dem E-Bike bestens bedient . Weiteres regelt der Markt wenn man ihn lässt !

  • @ Frau Edelgard Kah04.07.2017, 13:05 Uhr

    Die Mieter in den Plattenbauten der Städte müssen halt vom Balkon aus ihre Kabelrolle ablassen, wo ist das Problem? Und des nächstens bewachen, damit auch keiner der Nachbarn umstöpselt und den Strom klaut.....

    :)

    Ich gebe Ihnen recht. Es gibt zwar politische "Visionen", einen praktikablen Masterplan hinsichtlich Ladenetz und Ladezeiten sucht man vergeblich.

  • Warum um alles in der Welt sollen denn Batteriezellen in Deutschland gefertigt werden? Das ist wirtschaftlicher Irrsinn! Solche Fabrikationen gehören nach Asien, Strom billig, Leute billig, Steuern gering, Umweltauflagen gering.

    Politischer Druck ist das, dass die Größen der deutschen Automobilbranche doch gefälligst einem Musk Paroli bieten sollen, auch wenn es garkeinen großen Markt für diese Fahrzeuge gibt.

    Eine Physikerin forciert hier Entwicklungen, die aus physikalischer und marktwirtschaftlicher Sicht völlig unangebracht sind. Wer ein Batteriefahrzeug oder einen Vollhybriden fahren möchte, kann das heute schon. Mit Ampera und eGolf sogar aus deutschen Landen.

  • Wird denn in Deutschland überhaupt noch ein elektrisches Teil hergestellt?

    Ich dachte immer die sind alle gen Richtung Asien abgewandert, einschlisslich Handys & Co.

    Und die Autos sollen dann als Elektroautos hier im Land bleiben?

    Wenn sich da unsere Politik sich nicht wieder mal irrt oder gar mitschuldig macht!


    Sollte diese Bastion in Deutschland fallen und die E-Autos dann von woanders herkommen -glaubt zwar noch keiner- wird das einen Krater in Europa hinterlassen, wo kein Mensch weiß, wie groß dieser werden wird.


    Aber sicherlich und hoffentlich haben unseren Linken und Grünen und große Teile der sog. Konservativen ein As im Ärmel.


  • Wird denn in Deutschland überhaupt noch ein elektrisches Teil hergestellt?

    Ich dachte immer die sind alle gen Richtung Asien abgewandert, einschlisslich Handys & Co.

    Und die Autos sollen dann als Elektroautos hier im Land bleiben?

    Wenn sich da unsere Politik sich nicht wieder mal irrt oder gar mitschuldig macht!


    Sollte diese Bastion in Deutschland fallen und die E-Autos dann von woanders herkommen -glaubt zwar noch keiner- wird das einen Krater in Europa hinterlassen, wo kein Mensch weiß, wie groß dieser werden wird.


    Aber sicherlich und hoffentlich haben unseren Linken und Grünen und große Teile der sog. Konservativen ein As im Ärmel.


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