Eduard Dörrenberg Alpecin-Hersteller macht aus Kampf gegen Corona ein profitables Geschäft

Schon im Februar vergangenen Jahres ahnte der geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens, dass radikale Maßnahmen nötig sein würden.
Düsseldorf Für Eduard Dörrenberg hätte 2020 ein düsteres Jahr werden können. Die Friseure, wichtige Kunden seines Unternehmens Dr. Wolff, mussten wegen der Pandemie monatelang schließen. Und auch sein prominentestes Produkt, das Männer-Shampoo „Alpecin“, geriet in die Flaute. „Weniger Büro, weniger Sport, weniger Party“, fasst Dörrenberg zusammen, warum sich Männer in der Corona-Zeit offenbar seltener die Haare waschen.
Trotzdem schaffte das Unternehmen 2020 mit einem Plus von neun Prozent auf 341,1 Millionen Euro den höchsten Umsatz der Unternehmensgeschichte. Denn mit mutigen unternehmerischen Entscheidungen konnte Dörrenberg nicht nur die Folgen der Krise abmildern, sondern daraus ein neues Geschäftsmodell entwickeln.
Schon im Februar vergangenen Jahres ahnte der geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens, dass radikale Maßnahmen nötig sein würden. Weil er selbst einige Jahre in Asien gelebt und von dort das Unternehmen geführt hatte, pflegt er einen engen Kontakt nach China. Und deshalb war ihm früh klar, mit welcher Wucht die Pandemie auch Deutschland treffen würde.
So organisierte er nicht nur die Produktion so um, dass sie auch unter Pandemiebedingungen gefahrlos arbeiten kann. Zusammen mit seinem Führungsstab prüfte er sofort, wie das Unternehmen mit neuen Produkten am Kampf gegen Corona auch mitverdienen kann. „Wir haben morgens Krise und nachmittags Chance gemacht“, beschreibt Dörrenberg die Stimmung im Unternehmen.
So baute das Unternehmen in kürzester Zeit eine Produktion für Desinfektionsmittel auf. Binnen weniger Tage wurde ein Hand-Desinfektionsgel zur Marktreife gebracht. Bis Anfang Juni 2020 wurden davon bereits sechs Millionen Einheiten abgesetzt. Damit konnte es mehr als kompensieren, dass der Umsatz mit dem bekanntesten Produkt, dem Shampoo Alpecin, im vergangenen Jahr sogar zurückging. „Das war ein wirklicher Best-Practice-Case für ein Familienunternehmen“, sagt Dörrenberg nicht ohne Stolz.
Asien als Vorbild für das Krisenmanagement
Denn das Unternehmen entwickelte weitere Produkte, die in der Bekämpfung des Virus eingesetzt werden können. So bietet Dr. Wolff als erstes Unternehmen weltweit eine Handcreme an, die Coronaviren abtötet.
Im Januar dieses Jahres folgte dann eine Mund- und Rachenspülung, die prophylaktisch gegen Coronaviren wirken soll. Das Unternehmen hat eine Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie in Auftrag gegeben, die die Wirksamkeit bestätigen soll. In ersten Anwendungsbeobachtungen an Covid-19-Patienten soll eine Reduzierung der Viruslast von 90 Prozent erreicht worden sein.
Aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen unterstützen das. Und der Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, sagte kürzlich: „Wenn die Virusmenge in Aerosolen deutlich verringert ist, weil die Viruslast im Rachen verringert ist, dann sollte dies dazu führen, dass Kontaktpersonen weniger häufig oder gar nicht angesteckt werden.“
Dörrenberg stellt klar: „Wir ersetzen damit keine Impfungen, aber die bisher erzielten Schritte und Maßnahmen reichen nicht.“ Aus seiner Sicht braucht es weitere Maßnahmen neben den staatlich verordneten, um das Virus einzudämmen und die Übertragungsketten zu brechen.
Im Januar konnte der Unternehmer nach mehr als einem Jahr wieder die Firmen-Dependance in Singapur besuchen. Sein Fazit von dieser Reise: Asien habe deutlich bessere Strategien entwickelt, das Leben im Umgang mit der Pandemie zu normalisieren und könne deshalb zum Gewinner der Krise werden. „Europa wird hingegen länger benötigen, vielleicht sogar Boden verlieren“, fürchtet er.
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