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Effiziente Elektromotoren ABB will die Stromfresser der Industrie ersetzen – Ein Profiteur wäre das Klima

Millionen von Elektromotoren treiben in der Industrie Fließbänder oder Pumpen an. Viele verschwenden Energie. Der Schweizer Konzern ABB wittert einen Milliardenmarkt.
12.04.2021 - 13:49 Uhr Kommentieren
ABB setzt auf drei Säulen, um das Wachstum im Bereich effizienter Elektromotoren weiter voranzutreiben. Quelle: Reuters
ABB

ABB setzt auf drei Säulen, um das Wachstum im Bereich effizienter Elektromotoren weiter voranzutreiben.

(Foto: Reuters)

Zürich Viel Aufmerksamkeit erfahren Elektromotoren in Branchen, in denen sie bislang kaum zum Einsatz kommen: etwa in der Automobilindustrie. Doch nicht nur durch den Austausch von Benzin- und Dieselmotoren lässt sich viel CO2 einsparen. Auch in Fabriken, in denen Elektromotoren seit jeher Fließbänder, Ventilatoren oder Pumpen antreiben, ist das Einsparpotenzial riesig.

Morten Wierod, Vorstand und Chef der Antriebstechnik beim Schweizer Industriekonzern ABB schätzt, dass weltweit in Gebäuden und Fabriken 300 Millionen Elektromotoren verbaut sind. Rund 70 Prozent des Stroms, den Industriebetriebe verbrauchen, entfallen ABB zufolge auf elektrische Antriebssysteme.

Daher ließen sich zehn Prozent des weltweiten Stromverbrauchs einsparen, wenn die mitunter veralteten Elektromotoren durch neue, effizientere Systeme ersetzt werden. „Die grünste Energie ist jene, die gar nicht erst gebraucht wird“, sagt Wierod im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Die am Montag gestartete Hannover-Messe, eine international Messe für Industrie, Technik und IT, legt ebenfalls einen Schwerpunkt auf die Frage, wie die Industrie in Zukunft klimaneutral produzieren kann. Ohne den Einsatz von effizienten Elektromotoren in Förderbändern oder Klimaanlagen, wird das nicht gehen, ist Wierod überzeugt. Der ABB-Manager setzt auf drei Säulen, um das Wachstum im Bereich effizienter Elektromotoren weiter voranzutreiben.

Alle Elektromotoren sollten am Ende ihres Lebenszyklus durch effiziente Modelle ersetzt werden. Wo sich ein Austausch noch nicht lohnt, kann die Installation einer Antriebssteuerung viel Energie sparen, erläutert Wierod. Denn in vielen Industrieanlagen kommen noch immer vergleichsweise simple Elektromotoren zum Einsatz, etwa in Kompressoren von großen Kühlanlagen oder in Mahlwerken, die Eisenerz zerkleinern.

EU-Kommission will bei Elektromotoren Energie sparen

Diese Motoren laufen meist in konstanter Geschwindigkeit – sodass immer die maximal benötigte Leistung zur Verfügung steht, selbst in Zeiten, in denen diese Leistung gar nicht abgerufen wird. „Das verschwendet unnötig Energie“, sagt Wierod. Eine Antriebssteuerung ermögliche es, die Geschwindigkeit des Motors zu bremsen, wenn er nicht benötigt wird. Damit ließen sich bei Pumpen, Kompressoren und Ventilatoren bis zu 50 Prozent des Energiebedarfs einsparen.

Die dritte Säule in Wierods Wachstumsstrategie sind Dienstleistungen wie eine umfassende Energiesparberatung für Industriekunden sowie digitale Wartungstools für Elektromotoren. Der ABB-Manager bezeichnet diese in Anlehnung an die populären Fitnessarmbänder als „Fitbit für Maschinen.“

Die Hannover Messe ist normalerweise die größte Industrieschau der Welt. Wegen der Coronakrise findet sie als reines Digitalformat statt. Quelle: dpa
Hannover Messe 2021

Die Hannover Messe ist normalerweise die größte Industrieschau der Welt. Wegen der Coronakrise findet sie als reines Digitalformat statt.

(Foto: dpa)

ABB hat diese Produkte schon seit Jahren im Portfolio. Die Antriebstechnik ist schon jetzt einer der Ertragsbringer bei ABB. Die Sparte steht mit 6,4 Milliarden Dollar für rund 23 Prozent des Umsatzes, jedoch für rund 31 Prozent des Ertrags, ohne Berücksichtigung von Zinsen und Abschreibungen.

Doch neu ist, dass nun vonseiten der Politik der Druck auf die Unternehmen verstärkt wird. Ab Juli tritt eine neue Ökodesign-Anforderung der EU für Elektromotoren in Kraft. Die Vorgaben zur Energieeffizienz für Elektromotoren werden unter anderem auf kleine und sehr große Elektromotoren ausgeweitet, die von den bisherigen Regeln nicht erfasst wurden.

Der EU-Kommission zufolge sollen so jährlich 110 Terrawattstunden Strom eingespart werden, was dem gesamten Stromverbrauch der Niederlande entspreche. 40 Millionen Tonnen CO2-Emissionen könnten vermieden und die Energiekosten von Haushalten und der Industrie bis 2030 um 20 Milliarden Euro sinken, rechnet die EU-Kommission vor.

ABB-Manager Wierod bestätigt, dass das Potenzial, Kosten zu sparen, für Industriekunden groß sei. Zwar sind effizientere Elektromotoren oder eine Antriebssteuerung auf den ersten Blick teurer, als eine veraltete Anlage einfach weiterlaufen zu lassen. Doch: „Eine Investition zahlt sich oft schon nach einem Jahr oder wenigen Monaten aus.“

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Trotzdem müssten seine Mitarbeiter immer wieder mühevoll Überzeugungsarbeit leisten. Er beobachtet: „Viele Unternehmen sind bestrebt, den Kaufpreis zu drücken, statt die Gesamtkosten zu betrachten.“ Investitionen und laufende Kosten seien in großen Konzernen viel zu oft verschiedene Budgets. Daher würden sie auch nicht zusammen berücksichtigt.

Doch die in wenigen Monaten verschärfte EU-Verordnung dürfte immer mehr Betriebe zum Handeln zwingen. Wierod erwartet daher ebenfalls nach einem leichten Umsatzrückgang in seiner Sparte im vergangenen Jahr mittelfristig deutliches Wachstum und „bessere Margen“. Zukäufe schließt er nicht aus. Der ABB-Manager setzt jedoch auf „kleinere, strategische Übernahmen“ etwa bei Softwarelösungen.

Mehr: Zehn Jahre Industrie 4.0: So stark hat sich die Branche in der letzten Dekade digitalisiert

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