Elektroautos Audi kämpft beim e-tron offenbar mit Batterie-Lieferschwierigkeiten

Lieferengpässe bereiten Audi Probleme bei der Produktion des Elektroautos.
Düsseldorf, Stuttgart Die Produktion von Elektroautos stellt die deutschen Autohersteller vor größere Probleme. Nach Daimler trifft es nun auch Audi. „Bei der Produktion des e-tron in Brüssel gibt es Lieferengpässe“, sagte ein Sprecher des Autokonzerns am Montag. An dem belgischen Standort beschäftigt Audi 3000 Mitarbeiter.
Auslöser sollen Branchenkreise zufolge Lieferschwierigkeiten bei Batteriekomponenten sein. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht konkret äußern. Audi erklärte lediglich, dass es Schwierigkeiten bei der Koordinierung der rund 300 Zulieferer gebe. Ein Produktionsstopp drohe zwar nicht, allerdings erwäge Audi, im Werk Kurzarbeit zu beantragen. Außerdem könnten Zeitarbeitsverträge nicht verlängert werden.
Bei Elektroautos sind die Batterien der größte Kostenfaktor. Dementsprechend umkämpft ist der Batteriemarkt, der von südkoreanischen und chinesischen Unternehmen dominiert wird. Audi bezieht seine Batteriezellen unter anderem von LG Chem und Samsung SDI.
Vor allem das über 41.000 Quadratmeter große Batteriewerk von LG Chem im polnischen Breslau gilt als zentraler Batteriestandort in Europa. Neben Audi liefert das Unternehmen Zellen auch an Volkswagen, Jaguar und Renault.
Die Nachfrage scheint groß zu sein. Denn für das Werk in Breslau hat das Unternehmen ambitionierte Ziele. Die ursprüngliche Investitionssumme von 320 Millionen Euro hat LG Chem auf knapp 1,4 Milliarden Euro mehr als vervierfacht. Von Polen aus will LG Chem über 300.000 Elektroautos jährlich mit Batteriezellen beliefern. Also eigentlich mehr als genug, um Audis Bedarf zu decken. Im vergangenen Jahr haben die Ingolstädter 26.000 Exemplare des e-tron ausgeliefert.
Es ist nicht das einzige Problem, mit dem sich Audi beim e-tron herumschlägt. Auch die fertig produzierten Fahrzeuge bereiten dem Autobauer Kopfzerbrechen. Schon kurz nach Markteinführung im vergangenen Jahr musste Audi eine Rückrufaktion starten, da Brandgefahr von den Batterien des e-tron ausgegangen war. Audi verkauft den Wagen seit März 2019 in Europa. Im Sommer wurden die ersten Fahrzeuge in die USA ausgeliefert, China folgte im Herbst.
Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten
Nicht nur Audi kämpft mit Problemen bei der Produktion von E-Autos. Auch die ersten Käufer des Porsche-Elektrosportwagens Taycan werden einige Wochen länger auf ihre neuen Autos warten müssen als ursprünglich gedacht.
Aufgrund der „hohen Komplexität“ gehe man von einer Verschiebung der Liefertermine um acht bis zehn Wochen aus, teilte Porsche Ende November 2019 mit. „Der Wagen ist ein von Grund auf neu entwickeltes Produkt, das in einer komplett neuen Fabrik produziert wird“, teilte Porsche weiter mit. Man bedauere die Verzögerung sehr und setze alles daran, sie so gering wie möglich zu halten. Porsche hatte den Taycan Anfang September präsentiert. Nach den USA soll das Fahrzeug in diesem Jahr auch in Europa und Asien ausgeliefert werden.
Medienberichten zufolge hat Daimler wiederum seine Absatzziele für den Elektro-SUV EQC im laufenden Jahr nach unten korrigiert. Daimler dementierte den Bericht zwar. Dennoch – und das zeigt der aktuelle Fall bei Audi – stellt sich der verlässliche Bezug von Batteriezellen offenbar als größtes Problem für die Autobauer bei der Produktion von Elektroautos dar.
Die Entscheidung zahlreicher Autobauer und Zulieferer wie Bosch oder Continental, auf eine eigene Zellfertigung in Deutschland zu verzichten, könnte sich vor dem Hintergrund der aktuellen Schwierigkeiten von Daimler und Audi letztlich als Fehler erwiesen haben.
Zuletzt äußerte auch Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht in einem Interview mit dem „Manager Magazin“ Bedenken, dass sich deutsche Autohersteller durch die Abhängigkeit von asiatischen Unternehmen bei Batteriezellen in eine ungünstige Lage gebracht haben.
Mit Agenturmaterial
Mehr: Die Nachfrage nach Rohstoffen wird dramatisch steigen. Experten rechnen mit einem weltweiten Investitionsbedarf von 140 Milliarden Dollar bis 2030.
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