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Elektromobilität VW-Chef Diess macht Druck für ein europäisches Ladenetz

In Brüssel verlangt Herbert Diess von der EU bindende Ausbaupläne für die Lade-Infrastruktur. Ein Preis von 100 Euro pro Tonne CO2-Ausstoß sei „nicht unerhört“.
27.01.2020 Update: 27.01.2020 - 19:41 Uhr 1 Kommentar
Die EU müsse den Mitgliedsstaaten helfen, die beim Ausbau der Ladeinfrastruktur am weitesten zurücklägen. Quelle: dpa
Herbert Diess mit Elektroauto ID.3

Die EU müsse den Mitgliedsstaaten helfen, die beim Ausbau der Ladeinfrastruktur am weitesten zurücklägen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Volkswagen geht der Aufbau eines europäischen Ladenetzes für Elektroautos nicht schnell genug. „Wir brauchen bindende Ausbaupläne für jeden einzelnen Mitgliedsstaat“, sagte VW-Konzernchef Herbert Diess laut Redemanuskript am Montagabend auf dem Neujahrsempfang des Konzerns in Brüssel.

Zudem müsse die EU den Mitgliedsstaaten helfen, die beim Ausbau der Ladeinfrastruktur am weitesten zurücklägen. Nur wenn es ausreichend Ladepunkte gebe, könnten sich die Elektroautos bei den Kunden auch tatsächlich durchsetzen.

VW-Chef Diess bezeichnete die Niederlande in Bezug auf den Ausbau des Ladenetzes als besonders fortschrittlich, Deutschland bewege sich allenfalls im Mittelfeld. „Die Niederlande kommen auf beinahe 20 Ladepunkte je 100 Kilometer Straße, in Deutschland sind es weniger als drei“, hob Diess hervor. Eine Million Ladepunkte zu erreichen, sei ein durchaus realistisches Ziel.

Diess kritisierte erneut den hohen Kohleanteil in der europäischen Stromerzeugung, allen voran in Deutschland und in Osteuropa. Sieben der zehn größten Kohlendioxid-Emittenten stünden in der Bundesrepublik. Der VW-Chef zielte damit besonders auf die vergleichsweise große Zahl deutscher Kohlekraftwerke ab.

Der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen verlangte einen europäischen Ausstiegsplan aus der Kohle. „Wir brauchen eindeutige Ausstiegszeiten für jedes einzelne Mitgliedsland der EU“, forderte Diess. Andernfalls würden die angestrebten Klimaziele in Europa nicht erreicht.

Im Pariser Klimaabkommen ist eine Erderwärmung von maximal zwei Grad bis zum Jahr 2050 festgeschrieben. Dazu gehört eine deutliche Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen. Volkswagen will bis 2050 ein komplett CO2-freies Unternehmen werden. Bis 2024 investiert der Konzern 33 Milliarden Euro in den Aufbau der Elektromobilität.

Diess verteidigte die Strategie von Volkswagen, in der Zukunft vor allem auf Elektroautos zu setzen. Der Wechsel zur Elektromobilität sei aber nicht glaubwürdig vermittelbar, wenn die Stromversorgung weiterhin vor allem auf die Kohle setze und damit die Kohlendioxid-Belastung nicht entscheidend gesenkt werden könne.

„Die Energie für Elektrofahrzeuge muss kohlendioxidfrei sein“, betonte der Volkswagen-Chef. Dabei müsse vor allem die Europäische Union verstärkt die Initiative übernehmen. Die Versorgung mit Strom könne nicht länger ein Flickenteppich einzelner Nationalstaaten sein. „Das muss sich ändern“, so Diess.

Zuversichtlich für Handelsabkommen

Unverzichtbar sei ein umfassendes System für den Emissionshandel, das alle Sektoren und damit auch den Verkehrsbereich umfasse. Die EU habe die Kompetenz und die Möglichkeiten, solch einen umfassenden Emissionshandel zu errichten.

„Wir brauchen einen eindeutigen CO2-Preis für alle Sektoren“, sagte Diess. Mit einem klaren Preissignal werde es möglich sein, Industrie und private Verbraucher zu einem stärkeren Verzicht auf Kohlendioxid-Emissionen zu bewegen. „Wir müssen dabei einfach nur mutiger sein“, ergänzte der VW-Chef.

Ein Preis von 100 Euro pro Tonne CO2 sei „nicht unerhört“. Die Große Koalition hatte sich in ihrem Klimapaket auf einen Preis von lediglich 25 Euro pro Tonne CO2-Ausstoß ab dem kommenden Jahr verständigt.

Der VW-Chef äußerte sich zuversichtlich, dass sich die EU und die USA auf ein umfassendes Handelsabkommen verständigen würden. Alle Sektoren aus Wirtschaft und Handel müssten Teil einer solchen Vereinbarung sein. Ziel müsse es dabei bleiben, Zölle entscheidend zu reduzieren. Dies gelte entsprechend auch für die Automobilindustrie.

Ein solch umfassendes Handelsabkommen mit den USA würde dann auch der Gefahr ein Ende setzen, dass die US-Regierung Einfuhrzölle auf europäische Autos erhebt. Seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren droht US-Präsident Trump mit solchen Zöllen.

Europa müsse in der Zukunft innerhalb der Weltwirtschaft eine größere Rolle einnehmen. Helfen würde dabei ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz. Europa könnte ein Vorreiter beim Klimaschutz für die gesamte Welt werden, weil die Staaten aus der EU dafür alle nötigen technologischen Voraussetzungen mitbrächten.

Auch bei der Digitalisierung müsse Europa nicht immer nur den USA und China das Feld überlassen. Dabei könnte dann sogar die europäische Automobilindustrie helfen. Fahrzeuge würden künftig viel stärker digitalisiert, Automobilhersteller wandelten sich auch zu großen Software-Konzernen. Über diesen Umweg könnte sich Europa eine viel stärkere Position in einer digitalisierten Welt erarbeiten.

Mehr: Auf neue Attacken gegen den VW-Chef Herbert Diess verzichtet Bernd Osterloh. Die einflussreiche Arbeitnehmerseite trägt den Wandel zum Elektrokonzern vielmehr mit.

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1 Kommentar zu "Elektromobilität: VW-Chef Diess macht Druck für ein europäisches Ladenetz"

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  • Wer bezahlt das - was kostet Strom? Ich vermute, dass die Strom-Rechnungen an den Ladesäulen reichlich Geld kostet.

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