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Elektromobilität Warum Lithium-Ionen-Batterien teurer bleiben als erhofft

Experten warnen vor zu viel Optimismus: Die Rekordpreise für Rohstoffe könnten dazu führen, dass E-Autos doch nicht so schnell für jedermann erschwinglich sind.
30.09.2021 - 16:51 Uhr Kommentieren
Die Preise für den wichtigen Rohstoff steigen schon seit Monaten immer weiter.  Quelle: REUTERS
Lithium

Die Preise für den wichtigen Rohstoff steigen schon seit Monaten immer weiter. 

(Foto: REUTERS)

Düsseldorf, Lyon Es ist die magische Grenze in der Batterietechnik für E-Autos: Rund 100 Dollar, mehr sollte eine Lithium-Ionen-Batterie pro Kilowattstunde Kapazität nicht kosten, damit Elektroautos deutlich preiswerter werden. Diese Grenze sollte eigentlich in spätestens zwei Jahren erreicht sein. Doch Experten sind skeptisch.

„Die Preise für Lithium-Ionen-Batterien werden nicht so schnell sinken wie erhofft“, warnt der Chef der französischen Energieberatung Avicenne, Christophe Pillot. Grund seien die massiv steigenden Kosten für wichtige Rohstoffe, sagte er auf einer Branchenkonferenz im französischen Lyon.

Vor zehn Jahren galt ein Elektroauto noch als unbezahlbar. 1100 Dollar kostete die Kilowattstunde (kWh) einer Lithium-Ionen-Batterie damals. Seitdem sind die Preise in einem rasanten Tempo gefallen: um mehr als 89 Prozent auf 137 Dollar pro kWh 2020.

Trotzdem koste ein E-Auto auch heute noch 10.000 bis 15.000 Euro mehr als ein Auto mit Verbrennungsmotor, sagt ACC-Chef Yann Vincent auf der Batteries Event-Konferenz. Der CEO des europäischen Zellkonglomerats warnt: „Das funktioniert für Privatkunden nicht“. Die Preise müssten runter, das sei mit die größte Herausforderung in den nächsten Jahren. Denn fast die Hälfte der Wertschöpfung eines jeden E-Autos liegt in der Zelle. 

Steigende Rohstoffkosten könnten die Preissenkung bei E-Auto-Batterien in Zukunft jedoch deutlich verlangsamen. „Die Zellkosten sind ein wichtiger Preisfaktor für Batterien. Und Rohmaterialien wie Lithium, Kobalt und Nickel machen immer noch 50 Prozent der Kosten aus“, erklärt Pillot.

Zum einen spielten dabei politische Unwägbarkeiten in schwierigen Regionen wie der Demokratischen Republik Kongo, dem Hauptförderland für Kobalt, eine wichtige Rolle. „Nächsten Monat könnte ein Streik im Kongo den Preis für Kobalt in die Höhe treiben“, warnt Pillot.

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Auf der anderen Seite sind Rohstoffe auf der ganzen Welt gerade in einem sogenannten „Superzyklus“ und brechen einen Preisrekord nach dem anderen. Am Dienstag wurde an den Spotmärkten in China, wo kurzfristige Lieferverträge abgeschlossen werden, ein neuer Rekordpreis von 182 Yuan pro Kilogramm Lithiumcarbonat erreicht.

Investitionen der Minenindustrie steigen langsamer als Metallpreise

Der steigende Lithiumpreis ist auch ein Zeichen dafür, dass das Angebot schon jetzt nicht mehr mit der boomenden Nachfrage mithalten kann. Laut Avicenne wird das weltweit geförderte Lithium 2030 fast vollständig (zu 80 Prozent) in die Produktion von E-Auto-Batterien gehen. Bei Kobalt sind es 70 Prozent der Fördermenge, bei Nickel immerhin noch 25 Prozent.

Die Minenindustrie reagiert nur mäßig auf die sich abzeichnenden Knappheiten bei den Batteriemetallen. Die Investitionen der großen Konzerne sind deutlich langsamer gestiegen als die Metallpreise. Die Vorsicht der Minenunternehmen bedeutet: Das Ringen um Rohstoffe dürfte in Zukunft härter werden.

Die gesamte Batterieindustrie setzt daher große Hoffnungen auf Recyclingverfahren, mit denen die Metalle aus den aussortierten Batterien zurückgewonnen werden können. Avicenne prognostiziert, dass 2030 die Marke von 500.000 Tonnen an recycelbaren Batteriematerialien allein in Europa erreicht werden kann. Bis zu 25 Prozent der Rohstoffnachfrage könnten zukünftig über die Kreislaufwirtschaft gestillt werden. ACC-Chef Vincent geht sogar so weit und sagt: „Recycling wird die neue Mine“.

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Das wissen auch die Batteriezulieferer, die Nickel, Kobalt und Co. verarbeiten. BASF bezieht die Metalle für die Produktion von Kathoden aktuell etwa vom russischen Bergbaukonzern Norilsk Nickel und der französischen Eramet. Doch angesichts der Rohstoffknappheit baut der Konzern parallel seine Recyclingtechnologie aus.

So entsteht direkt neben der im kommenden Jahr startenden Kathodenfertigung im ostdeutschen Schwarzheide eine Anlage für das chemische Recycling von Altbatterien. Die Technik soll stetig verfeinert werden. Vor wenigen Tagen hat sich BASF dafür mit dem chinesischen Batteriegiganten CATL in einer Recycling-Partnerschaft verbündet.

BASF-Vorständin Melanie Maas-Brunner hält die Wiederverwertung von Metallen für erfolgsentscheidend: „Wir müssen die Rohstoffe geschickt im Kreislauf halten, weil sie de facto nicht genügend vorhanden sind“, sagt die Technologiechefin des Chemiekonzerns.

„Wenn wir erst ein komplettes Kreislaufsystem aufgebaut haben, sind die Preisschwankungen bei Rohstoffen egal“, glaubt Tom van Bellinghen, Manager beim belgischen Recyclingspezialisten Umicore. Dabei sollten die Unternehmen aber nicht nur auf ausgediente Altbatterien, sondern auch auf Abfälle bei der Produktion der E-Auto-Batterien setzen.

Mehr: Rally bei den Rohstoffpreisen treibt Kosten für die Energiewende in die Höhe

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