Energieriesen EnBW plante Gasgeschäft mit Bykov

Das Logo des Energieversorgers Energie Baden-Württenmberg (EnBW) an einem Umspannwerk in Karlsruhe.
Mannheim Die Geschäftsbeziehung der Energie Baden-Württemberg (EnBW) zum umstrittenen russischen Lobbyisten Andrey Bykov war nach Informationen des Handelsblatts enger als bislang bekannt. Der scheidende EnBW-Chef Hans-Peter Villis arbeitete mit Bykov 2008 an einem Milliarden schweren Gasdeal in Russland. Dies bestätigte das Unternehmen, nachdem es mit entsprechenden Recherchen des Handelsblatts konfrontiert wurde.
Die dubiosen Geschäfte der EnBW mit Bykov beschäftigen zurzeit die Staatsanwaltschaft Mannheim. Sie hat Vorermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und Steuerhinterziehung eingeleitet. Es geht um 120 Millionen Euro, die die EnBW von Bykov zurück fordert, weil es laut EnBW keine Gegenleistung gibt.
Wie das Handelsblatt erfuhr, wollte sich die EnBW 2008 an einem Bieterverfahren für zwei Gasfelder des russischen Staatskonzerns Alrosa beteiligen. „Herr Bykov übernahm die Aufgabe der Koordination der evtl. Abgabe eines Angebots durch EnBW“, erklärte die EnBW in einer Stellungnahme. Das Geschäft war weit fort geschritten.
Investmentbanken und Anwälte hatten den Deal vorbereitet, sogar eine Due-Dilligence-Prüfung gab es bereits. Das Geschäft, das nach Angaben aus mit der Transaktion vertrauten Kreisen ein Volumen von zwei Milliarden Euro haben sollte, scheiterte jedoch im Juli 2008.
Dies soll der Auslöser für den folgenden Rechtsstreit gewesen sein. Bykov fühlte sich, den Kreisen zufolge, um seine Erfolgsprämie betrogen. Er stellte deshalb 2009 seine Lieferungen aus Verträgen, die er 2005 bis 2008 mit der EnBW im kerntechnischen Bereich geschlossen hatte ein, und behielt eine Vorauszahlung von 120 Millionen Euro zurück.
Die EnBW fordert die Summe vor internationalen Schiedsgerichten zurück. Bykov spricht hingegen von Scheinverträgen, die zur Verschleierung seiner Lobbytätigkeit im Gasbereich dienten.
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