Erneuerbare Energien Nordex rutscht im Corona-Jahr tiefer in die roten Zahlen

Der Umsatz des Unternehmens ist 2020 um 41,6 Prozent auf 4,65 Milliarden Euro gestiegen.
Rostock Der Windkraftanlagenbauer Nordex ist im abgelaufenen Jahr tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust lag unterm Strich bei knapp 130 Millionen Euro, im Vorjahr waren es noch knapp 73 Millionen Euro. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren für unser Geschäft wirklich substanziell“, sagte Nordex-Chef José Luis Blanco dem Handelsblatt.
Wegen Covid-19 sei es im Laufe des Jahres immer wieder zu Störungen in der Projektabwicklung gekommen. „Im März 2020 standen die Werke in China still, wo viele unserer Bauteile für die Rotorblattfertigung hergestellt werden. Und als die Fabriken in China wieder liefen, ist Europa in den Lockdown gegangen“, erklärt Blanco.
Die Verzögerungen haben den Turbinenhersteller einiges gekostet. In Südafrika und Argentinien mussten Projekte unterbrochen werden, in anderen Ländern kam es zu starken Verzögerungen. Eine Million Euro kostete das den Konzern pro Projekt im Monat. Obendrauf kamen Entschädigungszahlungen.
Insgesamt lagen die dadurch verursachten Mehrkosten im vergangenen Jahr laut Konzernchef Blanco bei knapp 150 Millionen Euro. Obwohl der Umsatz um 41,6 Prozent auf 4,65 Milliarden Euro stieg, blieb das operative Ergebnis (Ebitda) deutlich hinter dem Vorjahr zurück und sank um knapp ein Viertel auf 94 Millionen Euro.
„Jetzt konzentrieren wir uns vor allem darauf, unsere Kosten zu senken und die Qualität pro Projekt zu optimieren“, kündigt Blanco an. Dass es 2021 endlich wieder schwarze Zahlen für den Hamburger Windkonzern gibt, will der gebürtige Spanier allerdings nicht versprechen. Seit drei Jahren hat es Nordex nun nicht mehr aus der Verlustzone geschafft.
Harter Preiskampf
Da beim Bau von Windrädern das System in immer mehr Ländern von festen Vergütungen auf freie Ausschreibungen umgestellt wird, bei denen nur noch das günstigste Gebot gewinnt, herrscht ein harter Preiskampf. Gleichzeitig ist der deutsche Markt, auch für Nordex einer der Hauptabsatzmärkte, in den vergangenen Jahren stark eingebrochen.
Neue Windkraftanlagen werden kaum noch gebaut, auch weil es in der Bevölkerung erhebliche Widerstände dagegen gibt. Die Genehmigungsverfahren können mittlerweile zwischen drei und fünf Jahren dauern.
Heimische Weltmarktführer wie Siemens Gamesa, Nordex und Enercon mussten bereits Tausende Stellen streichen und verbuchen sinkende Renditen. Im April 2019 meldete mit Senvion schließlich einer der ältesten deutschen Windkonzerne Insolvenz an.
Viele Windkonzerne können in Zeiten der Krise trotzdem auf ein prall gefülltes Auftragsbuch verweisen. Aber auch die Auftragseingänge für neue Turbinen schrumpften bei Nordex 2020 im Vergleich zum Vorjahr um über vier Prozent.
Jetzt will sich der Windkonzern auf weniger Märkte konzentrieren. „Priorität ist für uns mehr Volumen in weniger Märkten“, sagt Blanco. Besonders gut laufe es derzeit in Südafrika und Australien. Aber auch in Europa steige die Nachfrage mit Blick auf die Klimaziele in Zukunft deutlich. „Wir sehen es zwar noch nicht im Auftragsbuch, aber wir sind optimistisch, dass die neuen Klimaziele vieler Länder uns noch mehr Aufschwung geben werden“, ist er überzeugt.
In die Zukunft blickt der Konzern deswegen trotzdem optimistisch: Nordex erwartet, dass sich die Auswirkungen der Krise ab dem zweiten Quartal verringern. Die Marge soll sich von aktuell zwei Prozent, auf mindestens vier Prozent verdoppeln. Außerdem sollen sich Umsatz und operativer Gewinn (Ebitda) wieder steigern.
Die Börse zumindest scheint den Optimismus zu teilen: Am Dienstag legte die Aktie des seit März im MDax gelisteten Konzerns um fast fünf Prozent zu.
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