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Opel

Der Graben zwischen Management und Betriebsrat wird immer größer.

(Foto: dpa)

Eskalation in Rüsselsheim Opel macht Werkzeugbau im Stammwerk dicht – Betriebsrat spricht von „Vertragsbruch“

Weil der Abbau von 2100 Stellen stockt, soll nun der Werkzeugbau nicht nur verkleinert, sondern geschlossen werden. Die Gewerkschaft ist empört.
27.10.2021 - 15:19 Uhr 1 Kommentar

München Beim hessischen Autobauer Opel droht der Streit zwischen Management und Gewerkschaft zu eskalieren. Nachdem die Stellantis-Tochter bereits jüngst wegen der geplanten Ausgliederung der Fabriken in Rüsselsheim und Eisenach heftige Kritik einstecken musste, sei nun ein „neuer Tiefpunkt“ erreicht, schreiben die Opel-Betriebsräte in einem internen Flugblatt, das dem Handelsblatt vorliegt.

Ausgangspunkt ihrer Empörung: Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz und Arbeitsdirektor Ralph Wangemann hätten die Arbeitnehmervertreter am Mittwoch über ihren Plan informiert, den Werkzeugbau (TDO) in Rüsselsheim „entgegen der bisherigen Vereinbarung nicht nur zu verkleinern, sondern komplett zu schließen“, heißt es in dem Rundbrief an alle Beschäftigten von Opel in Deutschland.

Der Fahrzeughersteller bestätigte, den Werkzeugbau in wenigen Wochen dichtmachen zu wollen. „Bestehende Projekte werden hier zum Jahresende auslaufen“, erklärte Opel in einer Stellungnahme. Hintergrund sei, dass im Zuge der Antriebswende weg vom Verbrenner hin zu Elektromotoren immer weniger Arbeit in dem Bereich anfalle.

Das Unternehmen habe zwar versucht, alles zu unternehmen, um die Auslastung und den Personalbedarf im Werkzeugbau in einer angemessenen Balance zu halten. „Trotz aller Anstrengungen wird jedoch ab 2022 dauerhaft keine angemessene Auslastung mehr möglich sein“, betonte Opel.

Die Arbeitnehmervertreter reagierten schockiert und kündigten Widerstand an. Schließlich sei erst vor vier Monaten ein Teil-Interessensausgleich in der Abteilung beschlossen worden. Demnach hätten 100 der rund 260 Mitarbeiter im Werkzeugbau einen gleichwertigen Job anderswo erhalten sollen. Der Wegfall der 160 übrigen Arbeitsplätze sei „nicht akzeptabel“.

Opel-Betriebsräte fordern Stopp der Schließungspläne

Die Betriebsräte sprechen von einem „Vertragsbruch“ auf zwei Ebenen: Einerseits werde der Teil-Interessensausgleich durch das geplante Vorgehen aufgekündigt. Andererseits verstoße Opel gegen den Zukunftstarifvertrag, in dem es heißt, dass der Autobauer sich dazu verpflichtet, Investitionen „in allen Betrieben, die zu deren Bestandserhaltung und zur Beschäftigungssicherung erforderlich sind, vorzunehmen“.

Die Betriebsräte fordern den Stopp der Schließungspläne und ein Ende der „permanenten und nie endenden Restrukturierung“. Das Unternehmen selbst betont dagegen, im Einklang mit den tariflichen Regelungen zu handeln. Der grundsätzliche Streit zwischen Management und Betriebsrat schwelt schon lange.

Hintergrund der Auseinandersetzung: Anfang 2020 vereinbarte Opel mit den Arbeitnehmervertretern, den Kompaktwagen Astra wieder im Stammwerk in Rüsselsheim zu bauen und den Kündigungsschutz für die Beschäftigten bis Mitte 2025 zu verlängern. Im Gegenzug stimmten Betriebsrat und Gewerkschaft dem Abbau von bis zu 2100 Stellen in Deutschland bis Ende 2021 über freiwillige Maßnahmen wie Altersteilzeit, Vorruhestand oder Abfindungen zu.

Das Problem: Es finden sich einfach zu wenige Freiwillige. Das Opel-Management erhöhte in den vergangenen Monaten daher fortwährend den Druck und etablierte so etwas wie eine Abschussliste. Darauf finden sich Hunderte Beschäftigte, die am Stammsitz in Rüsselsheim im Prototypenbau, Teilelager, Werkzeugbau, Design, Einkauf oder den Werkstätten des Engineerings arbeiten. Ihre Jobs fallen im Zuge der Branchentransformation weg. Daher will sie Opel priorisiert loswerden – mit nahezu allen Mitteln.

Vor mehr als einem Jahr drohte Arbeitsdirektor Ralph Wangemann den Mitarbeitern in den sogenannten „Fokusbereichen“ sogar mit betriebsbedingten Kündigungen. Vor der Umsetzung schreckte der Manager dann aber doch zurück. Stattdessen ließ er eine Transfergesellschaft gründen und rief neue Fokusbereiche aus.

Beides brachte nicht viel. In einem Townhall-Meeting Mitte Mai beklagte sich Wangemann etwa darüber, dass teils lediglich acht Verträge zum Wechsel in die Transfergesellschaft pro Woche abgeschlossen würden. Viel zu wenig aus der Sicht des Managers.

Im Sommer wandte sich Wangemann dann mit Briefen direkt an die Mitarbeiter. „Die von Ihnen bisher besetzte Stelle im Fokusbereich entfällt“, bekundete er und forderte die Betroffenen auf, das Unternehmen zu verlassen oder sich intern schleunigst auf Stellen in anderen Bereichen zu bewerben. Wer dies unterlasse, könne „einseitig“ versetzt werden, drohte Wangemann. Mit der Schließung des Werkzeugbaus riskiert der Manager nun die maximale Eskalation mit den Arbeitnehmervertretern.

Mehr: „Flucht aus Mitbestimmung“ – Geplante Opel-Zerstückelung sorgt für heftige Kritik

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1 Kommentar zu "Eskalation in Rüsselsheim: Opel macht Werkzeugbau im Stammwerk dicht – Betriebsrat spricht von „Vertragsbruch“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Hintergrund sei, dass im Zuge der Antriebswende weg vom Verbrenner hin zu Elektromotoren immer weniger Arbeit in dem Bereich anfalle.

    Und das ist erst der Anfang. Wieso beschweren sich die Arbeitnehmer nicht bei der Politik, die die Antriebswende ja nun mal ausgerufen hat?

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