Exklusive Studie Skandinavien hat Deutschland bei Digitalisierung längst abgehängt

Videosprechstunden werden vor allem von bessergestellten Patienten in der Corona-Pandemie genutzt.
Berlin Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen spielen im Gesundheitswesen eine immer größere Rolle. Doch die praktische Anwendung findet vor allem in skandinavischen Ländern statt. Zu diesem Ergebnis kommt das Trendbarometer des Digital-Verbands HIMSS in Kooperation mit der Unternehmensberatung McKinsey. Für die Studie wurden insgesamt 573 Gesundheitsdienstleister in europäischen Ländern befragt.
14 Prozent aller deutschen Teilnehmer halten Hardware-Anwendungen für wichtig, um in der Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzukommen. In skandinavischen Ländern landet das Thema mit einem Prozent ganz unten auf der Agenda. „Hardware zu priorisieren, macht aus deutscher Perspektive Sinn, weil die IT-Infrastruktur noch nicht ausgereift ist“, sagt Jörg Studzinski, Leiter der Forschungsabteilung bei HIMSS.
Schließlich sei der erste Konnektor, der den Austausch zwischen Apotheken, Ärzten und Patienten ermöglicht, erst vor wenigen Monaten zugelassen worden. Länder im Norden seien mit derartigen Techniken schon lange vertraut. „Vor sieben bis acht Jahren sahen die Prioritäten in Skandinavien und Estland genauso aus wie heute in Deutschland“, sagt Jochen Messemer, Gesundheitsökonom von McKinsey. Während Deutschland also noch im Keller werkle, kümmere man sich in diesen Ländern schon um die Inneneinrichtung.
Die Umfrage stützt diese These: Während 26 Prozent aller Befragten im Norden Europas Künstliche Intelligenz (KI) als Thema mit Priorität angaben, sind es in Deutschland gerade einmal acht. KI liegt damit hierzulande auf dem vorletzten Platz der Prioritäten.
„Die IT-Sicherheit bleibt auch 2019 das wichtigste Thema unter den Befragten“, so Studzinski. 46 Prozent aller Deutschen bezeichneten die IT-Sicherheit als Priorität. Damit liegen sie nur knapp hinter dem Höchstwert von Italien mit 50 Prozent. „Der Datenschutz ist in der DSGVO umfänglich geregelt, den Befragten geht es hier eher um die IT-Infrastruktur und den Umgang von Mitarbeitern damit“, sagt Studzinski. Neben der Finanzierung und Interoperabilität hält die Mehrheit der Teilnehmer die Schulung des Personals nämlich für die größte Herausforderung.
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