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Forderung nach Fusion US-Firmenjäger Guy Wyser-Pratte attackiert Stada

Der berüchtigte Firmenjäger Guy Wyser-Pratte kauft sich stärker beim Arzneimittelhersteller Stada ein und fordert einen Umbau. Was das Unternehmen erwartet, zeigt das Beispiel Kuka, wo der Investor einst keinen Stein auf dem anderen ließ.
27.06.2016 - 17:10 Uhr Kommentieren
Investor Guy Wyser-Pratte hält Stada nicht für ein gesundes Unternehmen. Quelle: dpa
Pillen-Produktion bei Stada

Investor Guy Wyser-Pratte hält Stada nicht für ein gesundes Unternehmen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf, Frankfurt Seit Wochen braut sich ein Sturm über dem hessischen Arzneimittelhersteller Stada zusammen. Investoren grollen, der Konzern bleibe weit unter seinen Möglichkeiten und die seit Jahren fest zementierten Führungsstrukturen im Aufsichtsrat verhinderten Besserung.

Jetzt tritt ein Mann auf die Bildfläche, der zum Donner auch die Blitze schleudert. Nach Informationen des Handelsblatts hat sich der US-Investor Guy Wyser-Pratte mit Stada-Aktien eingedeckt. Er tritt damit an die Seite der Finanzinvestoren Active Ownership, der bereits mehr als fünf Prozent hält, und CVC Capital Partners. Der milliardenschwere Private-Equity-Fonds wollte Stada kürzlich übernehmen. Freundlich seien die Gespräche gewesen, hieß es aus Finanzkreisen. Dann dementierte Stada, dass es Gespräche überhaupt gab. Nun steht offenbar eine andere Tonart bevor.

Guy Wyser-Pratte ist dafür Spezialist. Kaum ein Gast ist für deutsche Vorstände und Aufsichtsräte bei Hauptversammlungen unangenehmer. „Wacht auf und riecht das Napalm“, ruft Wyser-Pratte ihnen vom Rednerpult gern zu. Wyser-Pratte ist 74, doch an der Sprache aus seiner Zeit bei den US-Marines hält er fest. Überraschungsangriffe, Dauerfeuer, Zermürbungsstrategien – Geschäft ist für den Amerikaner Krieg. Gefangene macht er selten.

Wer bei Stada wissen möchte, was ihn erwartet, sollte in Karlsruhe anrufen. Seit Wyser-Pratte 2003 bei IWKA (heute: Kuka) einstieg, blieb dort kaum ein Stein auf dem anderen. Doch der Konzern gesundete. Und Wyser-Pratte vervielfachte seinen Einsatz.

Für solche Gewinne übt der Amerikaner selten Rücksicht, am wenigsten auf alteingesessene Mittelstandsfürsten. 23 Jahre stand Hartmut Retzlaff an der Spitze von Stada, bevor er vor wenigen Wochen sein Amt wegen Krankheit vorübergehend aufgab. Ein „besserer Hasenstall“ sei Stada damals gewesen, sagt Retzlaff gern. 100 Millionen Euro Umsatz, kaum Ertrag. Retzlaff formte daraus einen internationalen Konzern mit den Sparten Generika, also Nachahmermedikamente, und Marken-Arzneimittel wie Grippostad, das mehr als zwei Milliarden Euro umsetzt und zuletzt 110 Millionen Euro Gewinn machte.

Große Verdienste für den Konzern. Quelle: dpa
Langjähriger Stada-Chef Retzlaff

Große Verdienste für den Konzern.

(Foto: dpa)

Doch so unbestreitbar Retzlaffs Verdienste sind, unumstritten ist er nicht. So stand er wegen seiner hohen Pensionsansprüche von mehr als 30 Millionen Euro in der Kritik. Und als 2014 der Gewinn von Stada fast um die Hälfte einbrach, stiegen Retzlaffs Bezüge um 5,4 Prozent auf 3,4 Millionen Euro.

Auch dass sein Sohn Steffen von einem hochdotierten Posten auf den anderen sprang und mit 36 Jahren inzwischen für den Vertrieb in ganz Asien sowie zwei Tochtergesellschaften verantwortlich ist, erregt die Gemüter. Zudem stoßen sich Kritiker an dem Beraterstab, den Retzlaff senior um sich herum aufgebaut hat.

Das „System Retzlaff“ bekommt ein Update

Doch das „System Retzlaff“ wird gerade korrigiert – von seinem Nachfolger. Dem Handelsblatt liegt ein Brief vor, den der neue CEO Matthias Wiedenfels in der vergangenen Woche an seine Mitarbeiter schrieb. Steffen Retzlaff gibt zwei von drei Ämtern ab, Stada trennt sich von zwei externen persönlichen Beratern seines Vaters. „Derzeit ist der Vorstand damit beschäftigt, die Unternehmensstrategie zu aktualisieren und konkrete Ziele und Zielstrukturen für die Zukunft zu definieren“, schreibt der Vorstand. „Wir werden Sie in Kürze erneut über Governance-Änderungen und andere Anpassungen informieren.“ Ein Insider verrät: „Hier geht es kräftig zur Sache.“

Ob das den neuen Aktionären reicht, scheint fraglich. „International hat Stada seit Jahren viele Chancen liegen lassen“, rügt Wyser-Pratte. Er glaubt nicht mehr an Besserung. „Stada ist zu klein und zu lokal aufgestellt.“ Das Unternehmen solle sich mit einem internationalen Player zusammenschließen, um die Wachstumspotenziale zu heben.

Die Kritik weist ein Stada-Sprecher zurück. „Stada ist national und international wettbewerbsfähig aufgestellt. Wir haben eine tragfähige Strategie.“ Das würde Stada aus dem Markt bestätigt.

Doch der Markt ist in Bewegung. Im Frühjahr kaufte sich die Investorengruppe Active Ownership bei Stada ein und forderte eine Neubesetzung des Aufsichtsrats. Stada will nun eigene Kandidaten suchen und hat die für Juni geplante Hauptversammlung auf Ende August verschoben.

Dies sind Szenen, die Wyser-Pratte gut kennt. Unternehmen, die sich den Wünschen ihrer Aktionäre nicht beugen, reizen den Investor zur Hochform. Noch hält der US-Investor unter drei Prozent an Stada, kaufte aber noch am Freitag nach. „Wir werden dem Vorstand schon zeigen, wo es langgeht“, sagt Wyser-Pratte. „Es wird Zeit, dass Stada erwachsen wird.“

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