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Freihandelsgespräche Der Streit um Indiens Medikamente eskaliert

Für die Pharmabranche riskiert Indiens Premierminister Narendra Modi eine ernste Auseinandersetzung mit der EU. Er kämpft für das Ansehen der umstrittenen Hersteller – und um milliardenschwere Exportgeschäfte.
07.08.2015 - 10:40 Uhr Kommentieren
Der Pharmaskandal in Indien belastet das Verhältnis zur EU. Quelle: dapd
Pharmalabor in Indien

Der Pharmaskandal in Indien belastet das Verhältnis zur EU.

(Foto: dapd)

Bangkok Es ist nicht lange her, da konnte es dem indischen Premierminister Narendra Modi nicht schnell genug gehen. Ein Freihandelsabkommen mit der EU sollte so bald wie möglich zurück auf die Agenda kommen. „Ich habe Kanzlerin Merkel darum gebeten, dass die Verhandlungen zügig fortgesetzt werden und frühestmöglich zu einer beiderseitig vorteilhaften Vereinbarung führen“, sagte er noch im April bei seinem Besuch in Deutschland.

Doch nun macht seine Regierung eine 180-Grad-Wende: Statt einer Wiederbelebung der seit Jahren festgefahrenen Verhandlungen, kommt es zum offenen Streit. Der Neustart der Handelsgespräche, der noch für diesen Monat geplant war, wird bis auf weiteres ausgesetzt, hieß es in einer am Mittwoch verbreiteten Pressemitteilung. Zur Eskalation kommt es aufgrund fragwürdiger Geschäfte eines einzigen Unternehmens. Aber auch verletzter Nationalstolz spielt offenbar eine Rolle.

Indiens Regierung sei „enttäuscht“ von der EU, die im Juli als Folge eines Pharmaskandals in Indien 700 Zulassungen für Arzneimittel auf Eis gelegt hatte, heißt es in einem Schreiben des Handelsministeriums. „Die Pharmaindustrie ist eines von Indiens Flaggschiffen und hat ihre Reputation über Jahre durch starke Forschung und Sicherheitsprotokolle erarbeitet“, stellt die Regierung im gleichen Atemzug fest. Tatsächlich hat sich Indiens 25 Milliarden Dollar große Arzneimittelbranche erfolgreich als einer der weltweit führenden Hersteller von billigen Generikaprodukten positionieren können. Was Modis Regierung jedoch verschweigt, sind massive Probleme mit illegalen Machenschaften und niedrigen Qualitätsstandards, die den Ruf der Produzenten zunehmend beschädigen.

Die aktuelle Auseinandersetzung mit der EU geht auf schwere Vorwürfe zurück, die europäische Behörden gegenüber der indischen Firma GVK Biosciences erheben. Das Unternehmen ist einer der größten Anbieter sogenannter Bioäquivalenzstudien auf dem Subkontinent. Die Studien werden benötigt, um nachzuweisen, dass Generika als Nachbauten von zugelassenen Medikamenten annähernd gleich wirken wie die Referenzarzneimittel. Französische Aufseher beschuldigten GVK Bio nach einer Inspektion der Niederlassung in Hyderabad, Studiendaten systematisch manipuliert zu haben. Das Unternehmen bestreitet die Anschuldigungen. Für die EU-Kommission reichten die Informationen aber aus, um die 700 Zulassungen, die in Verbindung mit GVK-Bio-Studien stehen, zurückzunehmen.

Die größten Pharmakonzerne der Welt
Platz 20: Astellas
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Gemessen am reinen Pharmaumsatz ist Astellas die Nummer zwei der japanischen Pharmaindustrie. Der Schwerpunkt liegt auf Transplantationsmedizin, Onkologie und Antiinfektiva. Die Japaner kamen im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 11,1 Milliarden Dollar.

(Foto: dpa)
Platz 19: Boehringer
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Das Labor von Boehringer Ingelheim: Der zweitgrößte deutsche Pharmakonzern ist fest in Familienhand. Die Schwerpunkte liegen auf Mittel gegen Atemwegserkrankungen wie etwa das Lungenmittel Spiriva. Ein weiteres bekanntes Mittel ist Pradaxa, das zur Thrombose-Prävention eingesetzt wird. Geschätzter Umsatz 2015: 12,6 Milliarden Dollar.

(Foto: ap)
Platz 18: Takeda
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Takeda ist der größte japanische Pharmahersteller und bietet Mittel in verschiedenen Therapiegebieten. Die Japaner haben sich 2014 durch die Fusion mit Nycomed deutlich vergrößert und kamen voriges Jahr auf einen Pharmaumsatz von 13,8 Milliarden Dollar.

(Foto: Reuters)
Platz 17: Allergan
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Allergan hieß früher einmal Actavis und ist unter anderem Hersteller von Botox. 2015 machte das Unternehmen einen Umsatz von 15,1 Milliarden Dollar.

(Foto: AP)
Platz 6: Bayer
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Der größte deutsche Pharmakonzern hat sich im Gegensatz zu dem Jahr 2015 um ganze zehn Platze verbessern können. Der Umsatz 2017: 43,1 Milliarden Dollar. Top-Produkte sind beispielsweise der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmedikament Eylea.

(Foto: dpa)
Platz 15: Novo Nordisk
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Die Produktion von Langzeitinsulin der Firma Novo Nordisk: Der dänische Arzneihersteller ist einer der weltweit führenden Anbieter von Mitteln gegen Diabetes. Er kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 16,1 Milliarden Dollar.

(Foto: Reuters)
Platz 14: Bristol-Myers Squibb
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Der New Yorker Konzern hat seinen Schwerpunkt bei Mitteln gegen HIV und in der Immunologie, aber auch in der Onkologie. Der Pharmaumsatz lag 2015 bei 16,6 Milliarden Dollar.

(Foto: ap)

Betroffen sind neben globalen Anbietern mindestens ein Dutzend indische Hersteller, unter anderem Dr. Reddy’s, Lupin, Torrent, Alembic und Glenmark sowie der zu Sun Pharma gehörende Marktführer Ranbaxy. Die Branche befürchtet erhebliche Einbußen. „Unsere Schätzung ist, dass Exporte im Wert von ein bis 1,2 Milliarden Dollar wahrscheinlich betroffen sind“, sagt P. V. Appaji, der als Chef der Exportagentur Pharmexcil mit Regierungsauftrag international für die indische Pharmaindustrie wirbt. Von den Gesamtexporten im Wert von zuletzt 15,4 Milliarden Dollar kamen bisher drei Milliarden Dollar aus Geschäften mit Europa. Die Maßnahmen der Europäer hält Appaji für falsch. „Es ist eine nicht gerechtfertigte und unfaire Entscheidung.“

Wachsende Kritik verdirbt Herstellern das Geschäft
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