Fusion von KMW und Nexter Gepanzerte Zukunft

KMW-Nexter will neue Panzer entwickeln.
Frankfurt, München Deutschland zählt zu den größten Waffenproduzenten der Welt. Nur die USA, Russland und China exportieren mehr Rüstungsgüter. Global betrachtet ist die deutsche Industrie ein Schwergewicht, allerdings eines, das sich bei genauerem Hinschauen eher als Flickenteppich präsentiert. Über 2000 Firmen produzieren Komponenten oder ganze Waffensysteme. Bis auf Airbus rangieren nationale Größen wie Rheinmetall, Thyssen-Krupp oder Krauss-Maffei Wegmann in der Weltrangliste auf den hinteren Plätzen.
In der Politik machen sich einige stark, den Boden für Fusionen zu bereiten. Ihr Kalkül: Größere Unternehmen könnten billiger produzieren. Außerdem müssten dann Panzer, Schiffe und Flugzeuge nicht für jedes Land einzeln einwickelt werden. Ein Produkt würde überall angeboten. Die Branche arbeitet daher bereits seit längerem an einer Konsolidierung. Die Neuordnung soll aber nicht auf nationaler Ebene stattfinden, sondern auf europäischer, wie ein Vorstand sagt.
Die meisten Vorstöße missglückten indes in den vergangenen Jahren. Airbus durfte nach einem Veto der Bundesregierung nicht mit BAE Systems fusionieren. Ein Zusammengehen der französischen Werftengruppe DCNS mit Thyssen-Krupp Marine Systems scheiterte an der Frage, wer die industrielle Führung haben soll.
Es sind die Eitelkeiten in der Industrie und ihren jeweiligen Regierungen, die eine Neuordnung lähmen. Das Misstrauen ist groß – allerdings auch der wirtschaftliche Druck. Da die meisten westlichen Länder ihre Verteidigungsbudgets eingedampft haben, sinken die Umsätze der Waffenbauer. Neue Märkte wie Indien oder der Nahe Osten sind für Hersteller schwierig. Neben der Konkurrenz aus Russland und den USA erschwert die grassierende Korruption die Geschäfte.
Dass die Konsolidierung nun doch in Gang kommen könnte, liegt an der Fusion von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Nexter zum führenden Panzerbauer in Europa. Zusammen wollen die deutsch-französischen Partner den Export der Waffensysteme forcieren. Die Firma dürfte bei der geplanten Entwicklung eines neuen Kampfpanzers für mehrere europäische Länder gute Chancen haben.
Durch die Gründung von KMW-Nexter kommt der deutsche Branchenprimus Rheinmetall unter Druck. Die Düsseldorfer hatten in den vergangenen Jahren wiederholt Gespräche über eine Fusion mit KMW geführt, allerdings ohne Ergebnis.
Dass nun die Franzosen zum Zug gekommen sind, ist ein Rückschlag für Vorstandschef Armin Papperger. Bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren hatte er intern die Weichen so gestellt, dass Rheinmetall einen deutlichen Sprung nach vorn machen sollte.
Einen nationalen Champion wollte er schaffen, der es mit den Schwergewichten aus den USA aufnehmen kann. Denn Masse zählt in diesem Geschäft ebenso wie Technologie und die Rückendeckung durch die eigene Regierung.
Aber nicht nur bei KMW geht Papperger leer aus, sondern auch beim Verkauf der Airbus-Aktivitäten. Erfolglos blieb zudem sein Werben um die Werftensparte von Thyssen-Krupp. Der Ruhrkonzern will den Bereich verkaufen, allerdings konnte Rheinmetall nicht die geforderten zwei Milliarden Euro auf den Tisch legen.
Rheinmetall will nun über Kooperationen Boden gutmachen. Das Unternehmen legt dazu seine Bereiche Radfahrzeuge und Kettenpanzer zusammen. Die Sparte kommt nun auf einen Gesamtumsatz von 1,4 Milliarden Euro und liegt damit auf Augenhöhe mit KMW-Nexter.
Eine erste Kooperation hat Rheinmetall mit einem polnischen Rüstungskonzern geschlossen. Gemeinsam wollen die Firmen unter anderem Amphibienfahrzeuge entwickeln und international verkaufen. Denkbar ist, dass die Rheinländer auf dem Weg weitere Regionen erschließen.
Rheinmetall ist nicht das einzige Unternehmen, das auf der Suche nach Übernahmezielen ist. Laut Branchenkreisen loten auch die Werftengruppen DCNS aus Frankreich und die italienische Fincantieri Möglichkeiten für Fusionen aus.
Akquisitionswillig soll auch der Saab-Konzern aus Schweden sein. Der konkurriert vor allem bei Kampfflugzeugen mit Airbus.