General Electric Kleiner und innovativer: So verändert sich der GE-Konzern unter CEO Larry Culp

GE hat sich unter anderem von der BioPharma-Sparte und seiner Mehrheit am Öl- und Gasausrüster Baker Hughes getrennt.
New York Pünktlich zu seinem Investorentag am Mittwoch hat General Electric seinen 30-Milliarden-Dollar-Deal im Flugzeug-Leasing bestätigt. Mitten in der Coronakrise wird der Siemens-Konkurrent seine Flugzeugleasing-Sparte Gecas mit der des irischen Konkurrenten Aercap zusammenlegen. Das soll GE 24 Milliarden in Cash bringen und den Schuldenberg weiter senken.
Es ist ein weiterer Schritt in der „Transformation in ein fokussierteres, einfacheres und stärkeres Industrie-Unternehmen“, die der Vorstandsvorsitzende Larry Culp vorantreibt. Als Externer hatte Culp im Oktober 2018 die Führung der einstigen Industrie-Ikone übernommen, die während der zweifelhaften Expansion unter Jack Welsh und Jeffrey Immelt ins Taumeln geraten war. Culps Vorgänger John Flannery war nur ein Jahr im Amt.
Culp hat seine Zeit genutzt, um General Electric grundlegend zu verändern. Der Siemens-Konkurrent hat sich bereits aus mehreren Bereichen zurückgezogen, um damit die hohen Schulden zu senken: GE hat sich unter anderem von der BioPharma-Sparte und seiner Mehrheit am Öl- und Gasausrüster Baker Hughes getrennt. Außerdem hat der Konzern auch die Produktion von Glühbirnen abgestoßen, mit denen das Geschäft von General Electric einst begonnen hatte.
Für die Zukunft will Culp GE stärker bei den erneuerbaren Energien positionieren, bei Gesundheits-Technologien und bei neuen Technologien für Energie-effizienteres Fliegen. „Dies ist der richtige Moment, um diese Transformation weiter zu beschleunigen“, sagt Culp.
Mit der Fusion von Gecas und Aercap will GE die Schulden um 30 Milliarden Dollar reduzieren. „Damit haben wir die Schulden in drei Jahren insgesamt um 70 Milliarden Dollar gesenkt“, betont Culp. „Das gibt uns ein solides Fundament, um uns mehr auf Innovationen konzentrieren zu können“, sagt er.

Als Externer hatte Culp im Oktober 2018 die Führung der einstigen Industrie-Ikone übernommen.
Gecas ist das größte Überbleibsel der einst riesigen Finanzsparte GE Capital. Diese hatte in der Vergangenheit für sprudelnde Gewinne gesorgt, den Konzern aber in der Finanzkrise in Schwierigkeiten gebracht.
Die Finanzierungssparte soll sich in Zukunft vor allem auf darauf konzentrieren, die Kunden der Energiesparte zu finanzieren. Sie soll etwa helfen, Kunden die Finanzierung zu besorgen, damit sie etwa Windturbinen kaufen können, die teils dreistellige Millionenbeträge kosten. Dabei soll die nun stark geschrumpfte GE Capital in Zukunft nicht mehr als eigene Sparte in der Bilanz ausgewiesen werden.
Wind-Energie-Geschäft wird wichtiger
Große Hoffnungen setzt der Vorstandsvorsitzende nun auf die Energie-Sparte und insbesondere auf die erneuerbaren Energien, die bisher 21 Prozent des Umsatzes ausmachen. Dabei wird GE voraussichtlich auch von dem neuen Kurs in Washington profitieren. US-Präsident Joe Biden will rund zwei Billionen Dollar investieren, um bis 2050 CO2-neutral zu sein und bis 2035 die gesamte Stromerzeugung auf erneuerbare Energien umzustellen.
„GE ist in der Position, die Energiewende anzuführen, vor allem bei der Onshore und Offshore-Windenergie“, sagt Culp. Außerdem will GE seinen Kunden verstärkt digitale Lösungen anbieten, um die bereits installierte Energieproduktion besser zu nutzen. Der Konzern investiert auch weiterhin in Wasserstoff-Technologien und Carbon Capture, bei dem CO2 eingefangen und vergraben wird.
Aktuell hat der Traditionskonzern unter anderem wegen seiner großen Triebwerkssparte mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Da die Airlines kaum Flugzeuge kaufen, ist auch die Nachfrage von Seiten der Flugzeug-Bauer drastisch eingebrochen. Im vergangenen Jahr brach der Umsatz im Industriegeschäft um 13 Prozent auf 73,2 Milliarden Dollar ein. Die Umsätze der Luftfahrtsparte sanken um 41 Prozent. Unter dem Strich stand ein Minigewinn von 109 Millionen Dollar. Die Schulden lagen Ende 2020 bei 75 Milliarden Dollar.
Auf die Frage, warum GE ausgerechnet mitten in der Corona-bedingten Luftfahrtkrise seine Tochter abspaltet und fusioniert, stellt Culp klar, dass GE seine Tochter Gecas nicht einfach für Cash verkauft, sondern 46 Prozent an dem fusionierten Unternehmen halten wird. Damit würden „GE-Aktionäre profitieren, wenn sich die Branche wieder erholt“.
Laut Culp könnte es bis zu einem Jahr dauern, bis alle Wettbewerbsbehörden dem Deal zustimmen. Tatsächlich wirft die Fusion von Gecas und Aercap einige Fragen auf. Schließlich sind die beiden schon heute die zwei größten Flugzeug-Leasing-Anbieter. Bei einem Zusammenschluss der beiden Anbieter würde die mit Abstand größte Flugzeugleasing-Gesellschaft der Welt entstehen, die gegenüber Boeing und Airbus sicher noch niedrigere Preise für die Flugzeuge aushandeln. „Sie werden viel Verhandlungsmacht haben“, sagt Eric Bernardini von der Luftfahrt-Beratung AlixPartners.
Gecas ist mit etwa 1650 Flugzeugen das größte Jet-Leasing-Unternehmen der Welt und vermietet Passagierflugzeuge von Unternehmen wie Boeing und Airbus. Die irische Aercap verfügt über mehr als 1000 eigene Flieger. Dabei hat Aercap bereits Erfahrung mit der Integration von Konkurrenten. Vor einigen Jahren hatte das Unternehmen den größeren Wettbewerber ILFC übernommen.
Die Investoren hatten den Kurs von GE zuletzt begrüßt: Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen sechs Monaten mehr als verdoppelt. Morgan Stanley hatte vergangene Woche das Kursziel von 13 auf 17 Dollar erhöht. Zuvor hatte UBS das Kursziel von 14 auf 15 Dollar angehoben. Während des Investorentags am Mittwoch gratulierten die meisten Analysten dem Management zu der geplanten Fusion von Gecas und Aercap im Flugzeug-Leasing. Andrew Obin von der Bank of America lobte den Zusammenschluss bereits im Vorfeld als „Win-Win-Situation“ und hob sein Kursziel ebenfalls von 14 auf 15 Dollar an.
Seitdem Medien am Montag über die Fusion berichtet hatten, war der Aktienkurs deutlich gestiegen. Am Mittwoch verlor er jedoch mehr als fünf Prozent, weil den Investoren die Pläne offensichtlich nicht aggressiv genug sind.
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