Getriebe-Hersteller Getrag Magna schluckt deutschen Zulieferer

Der Zuliefer-Riese Magna übernimmt das schwäbische Familienunternehmen.
Aurora/Untergruppenbach Der schwäbische Getriebe-Spezialist Getrag wird für 1,75 Milliarden Euro an den kanadischen Autozuliefer-Riesen Magna verkauft. Das Familienunternehmen aus Untergruppenbach bei Heilbronn hatte seit längerem einen potenten Partner aus der Branche gesucht, die Gründerfamilie Hagenmeyer wollte aber lange Zeit nur einen Minderheitsanteil verkaufen.
Darin sei allerdings eine Schuldenübernahme in Höhe von 700 Millionen Euro enthalten. Insgesamt werde der mehr als 80 Jahre alte Familienbetrieb aus Untergruppenbach in Baden-Württemberg bei dem Deal mit 2,45 Milliarden Euro bewertet. „Mit dem neuen Eigentümer wird Getrag künftig robuster gegenüber Marktschwankungen“, sagte Getrag-Chef Mihir Kotecha. Die Finanzkrise hatte den Konzern schwer getroffen.
Magna ist mit 36,6 Milliarden Dollar Umsatz weltweit die Nummer zwei der Branche hinter Bosch. Die Kanadier haben es vor allem auf das Doppelkupplungsgetriebe abgesehen, bei dem Getrag führend ist. „Wir haben den Ausbau unseres Getriebegeschäfts als strategisch vorrangig erkannt“, erklärte Magna-Chef Don Walker den Zukauf. Das schwäbische Unternehmen kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro. Dazu kamen weitere 1,6 Milliarden aus Gemeinschaftsfirmen mit Partnern wie Ford sowie den chinesischen Autobauern Jiangling und Dongfeng. Der operative Gewinn (Ebit) lag nach Schätzungen bei 230 Millionen Euro.
Getrag-Chef Kotecha will den Umsatz bis 2019 auf fünf Milliarden Euro steigern und setzt dabei auf China als Fabrik-Standort. In vier Jahren sollen 45 Prozent der Getrag-Produktion aus dem Reich der Mitte kommen, zuletzt war es ein Viertel. Der Konzern beliefert unter anderem BMW, Daimler, Renault und Volvo.
Getrag hatte auch einen Börsengang als Alternative geprüft. Die Gründerfamilie Hagenmeyer hatte 2007 den Minderheitsanteil des US-Zulieferers Dana zurückgekauft. 2011 verkaufte Getrag sein Achsengeschäft für gut 300 Millionen Euro an die britische GKN -Gruppe. Auch Dongfeng hatte einen Einstieg geprüft.
Getrag stellte im vergangenen Jahr 3,9 Millionen Getriebe her und beschäftigte 13.500 Mitarbeiter. Der Zulieferer war 2009 – während der weltweiten Wirtschaftskrise – mit einer Bürgschaft vom Land gestützt worden, damit die Arbeitsplätze geschützt werden. Mittlerweile kann der Zulieferer aber sein Wachstum aus dem laufenden Geschäft finanzieren. Magna will die Übernahme bis Ende 2015 abschließen.
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