Gordon Riske Wie der Kion-Chef für die Zeit nach der Krise plant

Der Kion-Chef will den Intralogistikkonzern stärker auf digitale Produkte ausrichten.
Düsseldorf Für die erfolgsverwöhnten Kion-Aktionäre war 2020 bislang ein Jahr der Höhen und Tiefen. Litt der Intralogistik-Konzern noch Anfang des Jahres unter den schweren Verwerfungen der Weltkonjunktur infolge der Corona-Pandemie, zählt das Unternehmen heute zu jenen Firmen, die die Krise bereits weitgehend hinter sich gelassen haben.
Der Auftragseingang hat sich im vergangenen Quartal wieder auf dem Niveau des Vorjahres eingependelt. Zwar liegt Kion beim Ergebnis noch weit zurück – doch schon jetzt schickt sich Vorstandschef Gordon Riske an, das MDax-Unternehmen auf eine anziehende Nachfrage einzustellen.
Als ersten Schritt will der Manager den Schuldenstand von zuletzt knapp 1,9 Milliarden Euro deutlich reduzieren. Dafür gibt Kion derzeit rund 13 Millionen neue Aktien aus, erwartet wird ein Erlös von mehr als 800 Millionen Euro. Das frische Geld will Riske aber auch nutzen, um den Konzern „für forciertes Wachstum nach der Covid-19-Pandemie vorzubereiten“, hieß es bei der Ankündigung.
Dazu gehöre die Expansion in China, die Entwicklung neuer Produkte sowie die weitere Fokussierung auf Software, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Die Kapitalerhöhung reiht sich damit ein in Riskes langfristige Strategie, das Unternehmen deutlich stärker auf digitale Geschäftsfelder auszurichten. Bislang erzielt Kion einen Großteil seines Umsatzes von zuletzt 8,8 Milliarden Euro (2019) vor allem mit physischen Produkten für die Logistik innerhalb von Unternehmen, also Gabelstaplern oder Lagertechnik.
Dabei fährt die ehemalige Linde-Tochter eine Mehrmarkenstrategie, unter deren Dach bekannte Namen wie Linde Material Handling, Still oder Fenwick geführt werden.
Doch durch die zunehmende Automatisierung in der Logistik, auch getrieben durch Versandhändler wie Amazon, steigt der Druck auf die Branche, die eigenen Produkte stärker über Software-Plattformen miteinander zu vernetzen. Das Fernziel sind sogenannte „Lights-Out“-Lagerhallen, in denen keine Beleuchtung mehr benötigt wird – weil die Arbeit darin allein von Maschinen übernommen wird, die von einer zentralen Software orchestriert werden.

Der Gabelstaplerhersteller und Intralogistikkonzern will seine durch die Coronakrise gestiegene Verschuldung zügig senken.
Schon jetzt gilt Kion mit seiner Automatisierungstochter Dematic, die laut Branchenkreisen auch Amazon beliefert und trotz Krise zuletzt hohe Einnahmen erzielte, als führend auf dem Gebiet.
Auch wenn Riskes Wachstumsstrategie schlüssig wirkt, reagierten Anleger zunächst mit Skepsis auf die Kapitalerhöhung. Nach der Ankündigung schickten sie die Kion-Aktie zunächst auf Talfahrt. In den vergangenen Tagen verlor das Papier so mehr als 4,2 Prozent an Wert.
Analysten wie Guillermo Peigneux Lojo von der Schweizer Großbank UBS sind allerdings optimistisch, was die weitere Entwicklung angeht. „Die Trends verbessern sich über alle Endmärkte hinweg, wenn auch in regional unterschiedlichem Maße“, schrieb er vor wenigen Tagen in einer Studie.
Rückenwind erhält Konzernchef Riske dabei auch vom größten Aktionär bei Kion, dem chinesischen Industriekonzern Weichai Power. Der hat sich bereits mit knapp sechs Millionen Aktien an der Kapitalerhöhung beteiligt, um seinen Anteil von zuletzt gut 45 Prozent stabil zu halten.
Noch bis einschließlich Donnerstag haben andere Anleger Zeit, die übrigen rund sieben Millionen Aktien zu zeichnen. Sollte das Interesse geringer ausfallen als erwartet, will Kion das verbleibende Kontingent einer ausgewählten Gruppe von institutionellen Investoren in einem beschleunigten Platzierungsverfahren anbieten.
Eine Kreditlinie über eine Milliarde Euro, die sich Kion unter anderem bei der KfW zur Überbrückung der Krise gesichert hatte, will Riske nach Abschluss der Kapitalerhöhung kündigen. In Anspruch genommen hatte der Konzern diese Hilfe aber nicht, sagte ein Sprecher.
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