Großauftrag in Saudi-Arabien Siemens gewinnt in der Wüste gegen GE

Ein Großauftrag aus Saudi-Arabien beendet Diskussion um Arbeitsplatzabbau.
Berlin Zweimal war General Electric-Chef Jeff Immelt zuletzt in Saudi-Arabien, dreimal US-Außenminister John Kerry – einmal trafen sie sogar zusammen den saudischen Vize-Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dabei ging es immer wieder auch um einen Großauftrag für Gasturbinen. Doch am Ende gewann diesen Wettlauf – wie zuletzt auch in Ägypten – Erzrivale Siemens. Jetzt soll Siemens für 500 Millionen Euro Gasturbinen an das Königreich liefern und sichert damit die Auslastung seines Berliner Werks
Ich bin sehr froh, dass der Oberste Wirtschaftsrat Saudi-Arabiens unter Leitung seiner Hoheit des stellvertretenden Kronprinzen Mohammed bin Salman dieses wichtige Projekt genehmigt hat“, bestätigt Saudi-Arabiens Botschafter Awwad Alawwad dem Handelsblatt den Großauftrag für Siemens. Offenbar sind zwei Gründe ausschlaggebend für die Entscheidung in Riad gewesen: Die langjährigen guten Beziehungen der Saudis zu Siemens sowie strategische Überlegungen: „Wir schätzen deutsche Technologie. Mit Siemens verbinden uns eine 85 Jahre lange erfolgreiche Geschichte und engste und vertrauensvolle Beziehungen“, erklärte der Vertreter Saudi-Arabiens in Berlin. Und er fügte hinzu:„Vor allem bestätigt dieses gemeinsame Projekt die strategische wirtschaftliche und politische Partnerschaft zwischen dem Königreich Saudi-Arabien und Deutschland.“
Saudi-Arabien ist mit Abstand die größte Volkswirtschaft im Mittleren Osten und für Siemens der größte Markt in der Region. Die Münchener sind dort mit Joint-Ventures für Fertigung vertreten und bauen in Dammam, dem Sitz des weltgrößten Ölkonzerns – Saudi Aramco – Gasturbinen. Daneben lieferte Siemens die Metro von Riad, Stromleitungen und ist mit seiner Gesund- heitssparte in Saudi-Arabien vertreten. Besonders stark ist Siemens dort mit seiner Kraftwerkssparte und dem Öl und Gas-Sektor.
Der Mittlere Osten wird für Siemens immer bedeutender und Konzernchef Joe Kaeser ist inzwischen sehr häufig persönlich in der Region unterwegs. Neben starken Verkäufen in Saudi-Arabien ist der Konzern auch mit ersten großen Geschäftsabschlüssen und Joint-Venture-Vereinbarungen in Iran Vorreiter. Er liefert ein komplettes Tram-System an die katarische Hauptstadt Doha, hat gerade die 1 000. in Berlin gefertigte Turbine nach Katar geschickt und ist auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten in den Bereichen Energie und Transport stark vertreten. Oft geschieht dies in Rivalität zu General Electric (GE), das 2014 die Münchner bei der 9,7 Milliarden Euro teuren Übernahme des französischen Alstom-Konzerns ausgestochen hatte.
Zuletzt war Siemens auch im vorigen Sommer in Ägypten erfolgreich, wo Kaeser unterstützt von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf der Wirtschaftskonferenz in Scharm el-Scheich ein Multi-Milliarden-Geschäft an Land zog. Dieses weitgehend von den Saudis für das krisengeschüttelte Nil-Land finanzierte Geschäft umfasst ein neues Gas-Kraftwerk in Oberägypten, den Bau von Windparks, Kraftwerkskonzepte für weitere 6,6 Gigawatt und zehn Umspannstationen. Zur Umsetzung der Windpark-Anlagen wird Siemens ein Rotorblätter-Werk mit bis zu 1000 neuen Arbeitsplätzen in Ägypten errichten.
Beim Ägypten-Geschäft hatte sich Kaeser gegen Immelt durchgesetzt, der ebenfalls in Scharm-el-Scheich Projekte mit dem Nil-Staat angeschoben hatte. Nun folgt ein weiterer großer Saudi-Kontrakt, den auch GE haben wollte. Siemens bestätigte, über die Genehmigung des Geschäfts durch den Obersten Wirtschaftsrat in Riad informiert zu sein, wollte aber keine Details zu dem deal machen.
Der Siemens-Abschluss macht auch Hoffnung für andere deutsche Unternehmen. Denn: „Dieses Projekt öffnet die Türen für weitere deutsche Investments im Rahmen der Vision 2030, deren Ziel insbesondere die Privatisierung und die Diversifizierung der Wirtschaft in Saudi-Arabien ist“, unterstrich Alawwad.
Für Berlin ist die Entscheidung ein wichtiges Signal: „Ich freue mich über die gute Nachricht für Siemens, das dieses Geschäft zustande kommt. Das stärkt den Siemens-Standort Berlin und damit auch den Industriestandort Berlin insgesamt“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) dem Handelsblatt. Die Aufträge aus Ägypten und Saudi-Arabien lasten das Werk in Berlins Stadtteil Siemensstadt so aus, dass die noch im vorigen Sommer diskutierte Reduzierung der 3 800 Jobs vom Tisch ist.
Zuletzt hatte GE allerdings ausgerechnet in Berlin Siemens ausgestochen: Die Gasturbine für ein neues Heizkraftwerk in Lichterfelde liefern die Amerikaner. Allerdings hatte GE nach der Übernahme der Alstom-Energiesparte Arbeitsplatzabbau in Deutschland angekündigt.
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