Guy Wyser-Pratte US-Investor kauft sich erneut bei Satellitenbauer OHB ein

Der US-amerikanische Finanzinvestor Guy Wyser-Pratte ist nach eigenen Angaben nun der größte familienfremde Aktionär bei OHB.
Düsseldorf Für Guy Wyser-Pratte war der erste Ausflug in die norddeutsche Tiefebene lukrativ. Im Oktober 2015 begann der US-Investor, Aktien des Bremer Satellitenherstellers OHB zu kaufen. Im August 2017 machte der 77-Jährige seinen Einstieg öffentlich und verband ihn mit einem verbalen Tiefschlag. Die Aufsichtsratschefin Christa Fuchs sei zu alt, ihr Sohn Marco agiere als Vorstand in seiner Auslandsstrategie planlos, die Strukturen bei OHB seien feudal. Gern lasse sich Wyser-Pratte in den Aufsichtsrat wählen, um das zu ändern.
„Nein danke“, kam aus Bremen zurück. Zwar wäre man jederzeit bereit, mit dem Aktionär zu sprechen, der Aufsichtsrat wäre aber gut besetzt. Die Gelassenheit hatte einen Grund. OHB entwickelte sich prächtig, 70 Prozent der Aktien lagen in Familienhand. Wyser-Pratte konnte vor den Bremer Toren trampeln, wie er wollte, bei OHB zitterte nicht eine Untertasse.
Prahlen konnte der Amerikaner trotzdem. „Ich habe 120 Prozent Gewinn gemacht“, sagte Wyser-Pratte im Dezember. Nun ist er zurück. Wyser-Pratte kaufte anfangs für 20 Euro die Aktien, bei 43 Euro stieg er aus. Anschließend kletterte der Kurs noch auf 50 Euro, fiel aber inzwischen auf 35 Euro zurück. „Da geht doch was“, denkt sich der Amerikaner nun – und hat erneut zugekauft. Nach eigenen Angaben ist er nun der größte Aktionär, der nicht zur Familie Fuchs gehört.
Christa Fuchs, 80, will ihren Aufsichtsratsvorsitz abgeben, zugleich soll das Gremium von drei auf vier Mitglieder wachsen. „Ich würde gern Aufsichtsrat bei OHB werden“, sagt Wyser-Pratte. „Nach dem Rückzug von Frau Fuchs sehe ich großartige Chancen für eine internationale Expansion und Wachstum für das Unternehmen.“ Der Amerikaner schlägt zudem die Einführung strategischer Planungskomitees vor und will das italienische Raumfahrtunternehmen Avio kaufen. Wyser-Pratte komme am 24. Mai gern zur OHB-Hauptversammlung, „um alles zu erklären“.
Ein OHB-Sprecher sagte am Wochenende: „Wir haben bisher keinen neuen Brief von Herrn Wyser-Pratte erhalten. Sollten wir einen erhalten, werden wir ihn beantworten wie bisher.“
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