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Halbjahresergebnis VW kennt keine Krise: Autohersteller schreibt Rekordzahlen und erhöht Renditeziele

Volkswagen profitiert von den Verkaufserfolgen seiner starken Premiummarken Porsche und Audi. Die Elektro-Offensive gewinnt zunehmend an Dynamik.
29.07.2021 Update: 29.07.2021 - 11:40 Uhr 4 Kommentare
Die Wolfsburger Autobauer legen im zweiten Quartal deutlich zu. Quelle: dpa
Volkswagen

Die Wolfsburger Autobauer legen im zweiten Quartal deutlich zu.

(Foto: dpa)

Wolfsburg Der Volkswagen-Konzern scheint keine Krise zu kennen. Trotz Pandemie und Chipmangel schafft der Wolfsburger Autohersteller im ersten Halbjahr ein operatives Rekordergebnis, das sogar besser ausfällt als der bisherige Rekord aus den ersten sechs Monaten von 2019.

Obwohl sich der Mangel an Halbleitern in den nächsten Wochen noch einmal verschärfen wird, glaubt Volkswagen an ein durchgängig gutes Jahr 2021. Der Konzern erhöht deshalb zusätzlich auch seine Jahresprognose.

Volkswagen profitiert von den Verkaufserfolgen seiner starken Premiummarken Porsche und Audi. Außerdem schlägt sich die Leasingtochter VW Financial Services unverändert gut.

In den ersten sechs Monaten erreichten die Wolfsburger einen Umsatz von fast 130 Milliarden Euro, ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Corona-geprägten Vorjahreszeitraum, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte Bei den Fahrzeugauslieferungen an Kunden hat Volkswagen den Rekordwert aus dem Jahr 2019 noch nicht wieder erreicht und liegt unter der Fünf-Millionen-Marke. Die VW-Vorzugsaktien notierten am Donnerstagvormittag dennoch unverändert.

Ohne den akuten Chipmangel hätte der Wolfsburger Autohersteller deutlich mehr als fünf Millionen Fahrzeuge produzieren und verkaufen können. Einkaufsvorstand Murat Aksel hatte in der vergangenen Woche auf der Hauptversammlung gesagt, dass Volkswagen wegen der fehlenden Halbleiter die Produktion von Fahrzeugen „im höheren sechsstelligen Bereich“ streichen musste.

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Volkswagen hat es jedoch geschafft, vor allem die Produktion der renditestarken Premiummarken aufrechtzuerhalten, was dann in der Folge dem gesamten Konzern den operativen Rekordgewinn bescherte. Im Unterschied dazu musste das Massengeschäft allen voran mit der Kernmarke Volkswagen Pkw wegen des Chipmangels Federn lassen.

Premiummarken als Gewinntreiber

Besonders betroffen war davon China, wo der VW-Konzern traditionell mehr als 40 Prozent seines gesamten Absatzes erreicht. Das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint Ventures sank dadurch von 1,4 auf 1,3 Milliarden Euro.

Der Erfolg der Premiummarken führt im ersten Halbjahr zu einem operativen Gewinn von rund 11,4 Milliarden Euro. Für den Vergleichszeitraum von 2020 steht ein operativer Verlust von etwa 800 Millionen Euro in den Büchern. Entscheidender ist jedoch der Vergleich mit dem Corona-freien ersten Halbjahr 2019, als der Autokonzern seinen bisherigen Rekord beim operativen Gewinn von knapp zehn Milliarden Euro erreicht hatte.

Die aktuelle operative Rendite des gesamten Konzerns liegt bei 8,8 Prozent. Vor zwölf Monaten war die Marge noch negativ, vor 24 Monaten lag sie bei 8,0 Prozent. Audi (mit 10,7 Prozent) und Porsche (mit 17,6 Prozent) liegen bei der Rendite aktuell deutlich über dem Konzerndurchschnitt. Beide Premiummarken erreichten im ersten Halbjahr zudem einen Auslieferungsrekord.

VW Financial Services konnten ihr operatives Ergebnis mit 2,3 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Die Konzerntochter profitierte von einem guten Gebrauchtwagengeschäft und geringeren Risikokosten.

VW-Chef Diess: „Halten das Tempo weiter hoch“

Das Ergebnis vor und nach Steuern verbesserte sich im ersten Halbjahr ebenfalls deutlich auf 11,2 (Vorjahreszeitraum: minus 1,4) Milliarden Euro beziehungsweise 8,5 (minus 1,0) Milliarden Euro. Der Fiskus profitiert also ebenfalls von den guten Geschäften des Wolfsburger Autokonzerns.

Der Volkswagen-Chef zeigt sich optimistisch. Quelle: dpa
Herbert Diess

Der Volkswagen-Chef zeigt sich optimistisch.

(Foto: dpa)

Konzernchef Herbert Diess zeigte sich nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen optimistisch. „Wir halten das Tempo weiter hoch, sowohl operativ als auch strategisch. Das Rekordergebnis im ersten Halbjahr ist ein klarer Beleg dafür, wie stark unsere Marken und wie attraktiv ihre Produkte sind“, sagte er am Donnerstagmorgen. Die Elektrooffensive beeinträchtige die Profitabilität nicht und werde zunehmend an Dynamik gewinnen.

Finanzvorstand Arno Antlitz sprach von einem „außergewöhnlich starken zweiten Quartal“. Daran habe auch der Chipmangel nichts ändern können. Der akute Mangel werde sich allerdings in den nächsten Wochen stärker bemerkbar machen. „Die Auswirkungen der Engpässe bei Halbleitern konnten wir bislang begrenzen, rechnen jedoch mit etwas deutlicheren Effekten im dritten Quartal“, sagte er.

Der Konzern dürfte den Mangel besonders im September zu spüren bekommen. Im August ruht die Produktion in vielen Fabriken wegen der mehrwöchigen Werksferien.

Trotz der zu erwartenden größeren Probleme bei der Chipversorgungen gibt sich der Volkswagen-Vorstand etwas mutiger und erhöht die Renditeprognose für das gesamte Jahr. Die Wolfsburger erwarten nun eine Spanne zwischen 6,0 und 7,5 Prozent. Bislang hatte das Unternehmen mit einem Intervall zwischen 5,5 und 7,0 Prozent gerechnet.

Doch auch mit dem jetzt aktualisierten Ausblick signalisiert der VW-Vorstand Vorsicht wegen der zu erwartenden Halbleiterprobleme: An die hohe Rendite von 8,8 Prozent aus dem ersten Halbjahr wird der Konzern in den zweiten sechs Monaten voraussichtlich nicht herankommen können.

Hohe Rücklagen für längere Durststrecken

Die hohen Erträge aus dem ersten Halbjahr sorgen in Wolfsburg auch für eine hohe Cash- und Liquiditätsausstattung. Der Netto-Cashflow im Automobilbereich lag bei 10,2 (Vorjahreszeitraum: minus 4,8) Milliarden Euro. Mit der Netto-Liquidität im Automobilbereich ging es ebenfalls weiter aufwärts, sie hat sich jetzt auf 35,0 Milliarden Euro gesteigert. Ende des ersten Quartals waren es noch 29,6 Milliarden Euro. Mit diesen hohen Rücklagen kann der Konzern auch längere Dursttrecken gut überstehen.

„Der Volkswagen-Konzern verblüfft mit seinem operativen Halbjahresergebnis von 11,4 Milliarden Euro, das auf ein neues operatives Rekordergebnis in diesem Jahr von mehr als 18 Milliarden Euro hoffen lässt“, sagte NordLB-Analyst Frank Schwope zu den neuen Zahlen aus Wolfsburg.

Mit der VW-Elektrooffensive soll es im zweiten Halbjahr weitergehen. Insgesamt wurden bis Ende Juni weltweit 171.000 vollelektrische Fahrzeuge (BEV) ausgeliefert, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum (plus 165 Prozent). Nachdem im ersten Quartal noch 60.000 BEV an Kunden übergeben worden waren, legten die Auslieferungen im zweiten Quartal deutlich zu auf 111.000 BEV. Im weiteren Jahresverlauf soll sich der BEV-Hochlauf durch ein größeres Modellangebot beschleunigen.

Plug-in-Hybride stoßen auf gute Nachfrage

Auch bei Modellen mit Plug-in-Hybrid-Antrieb (PHEV) hat der Konzern sein Portfolio erweitert – und ist auf entsprechende Resonanz bei den Kunden gestoßen. Im ersten Halbjahr wurden insgesamt 171.000 PHEV ausgeliefert, das waren mehr als dreimal so viele wie im Vorjahreszeitraum (plus 204 Prozent).

„Mit unserer neuen Konzernstrategie ,New Auto‘ richten wir das Unternehmen gleichzeitig neu aus, um zukünftige Profit-Pools zu erschließen. Damit bereiten wir Volkswagen auf seine führende Rolle in der neuen Welt der Mobilität vor“, sagte Konzernchef Herbert Diess zur weiteren strategischen Ausrichtung von Volkswagen.

Am Mittwochabend hatte Volkswagen die Übernahme des Mietwagenunternehmens Europcar bekanntgegeben. Der VW-Konzern steht an der Spitze eines Konsortiums, das Europcar für etwa 2,5 Milliarden Euro übernimmt. Europcar-Eigner erhalten 50 Cent je Aktie.

VW will die französische Firma vom reinen Autovermieter zum Service-Netzwerk für die eigenen Angebote umbauen. „Ein Autovermietungsunternehmen ist nicht unser Ziel“, sagte Diess. „Wir wollen es zu einer neuen Mobilitätsplattform entwickeln.“ Europcar sei für VW „der beste Ausgangspunkt für eine künftige Mobilitätsplattform“: „Sie bringen viele grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse mit.“ Auch die eigenen Flottendienste und Carsharing sollten daher mit Europcar zusammengebracht werden.

Mehr: VW übernimmt Europcar für rund 2,5 Milliarden Euro

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4 Kommentare zu "Halbjahresergebnis: VW kennt keine Krise: Autohersteller schreibt Rekordzahlen und erhöht Renditeziele"

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  • Lustig:
    12.07.21 VW: Krise dauert an – nur noch Frühschichten in Wolfsburg!
    https://www.news38.de/wolfsburg/VW/article232728481/VW-Werk-Wolfsburg-Volkswagen-Kurzarbeit-Golf-Fruehschicht-krise.html

    Was ist nun richtig, Herr Menzel? Oder naders gefragt: Was stimmt da nicht, Herr Menzel!

  • Entschuldigung:
    Muss natürlich knapp heißen.

  • @ Herr F. von Hagen,

    guter Kommentar. Kurz und Kapp.

  • Nimm dies Frau Martullo-Blocher.
    Ihr Abgesang auf die deutsche Autmobilindustrie war wohl verfrüht. Vielleicht sollte über eine Neujustierung der Lieferantenliste nachgedacht werden.

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