Handelsblatt Auto-Gipfel 2021 Herbert Diess: Werde „mit Sicherheit“ nächstes Jahr noch VW-Chef sein

Der VW-Chef sieht seine Position durch den Konflikt mit dem Betriebsrat nicht gefährdet.
Düsseldorf Volkswagen-Chef Herbert Diess sieht seine persönliche Position trotz der jüngsten Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat um einen möglichen Stellenabbau in Wolfsburg als gesichert an. „Wir haben einen sehr guten Plan für die Transformation, ich fühle mich da gut unterstützt“, sagte er am Mittwoch auf dem Handelsblatt Auto-Gipfel 2021. Trotz der Debatte um seine Person im Aufsichtsrat rechne er nicht mit Verzögerungen bei der für Anfang Dezember geplanten Verabschiedung der neuen Investitionsplanung.
Von Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes gefragt, ob er im kommenden Jahr noch Volkswagen-Chef sein werde, antwortete Diess, ohne zu zögern: „Ja, mit Sicherheit.“ Er arbeite gut mit der neuen Betriebsratschefin Daniela Cavallo zusammen. Cavallo gehörte in den vergangenen Wochen zu seinen härtesten Kritikern.
Der geplante Umbau des Wolfsburger VW-Werks mit dem „Trinity“-Projekt werde den Autobau am Stammsitz des Konzerns revolutionieren, so der VW-Chef weiter. Damit beginne ein großer Veränderungsprozess in Wolfsburg, mit dem dort der Strukturwandel vorangetrieben werden könne. „Man muss auf dem Heimatmarkt stark sein, um international wettbewerbsfähig zu sein“, betonte Diess.
Der Autobauer hatte am Dienstag angekündigt, dass für die künftige Generation von Elektrofahrzeugen („Trinity“) in Wolfsburg voraussichtlich eine komplett neue Fabrik im Rahmen eines sogenannten Greenfield-Vorhabens gebaut wird. Die Produktion soll 2026 starten. Der Aufsichtsrat muss dem Projekt im Dezember im Rahmen der Investitionsplanung noch zustimmen.
Für Diess ist das Elektrofahrzeug das Auto der Zukunft. „Die Antriebsfrage ist entschieden“, sagte er auf dem Auto-Gipfel. Der VW-Konzern habe es schon jetzt geschafft, in Europa zum Marktführer bei vollelektrischen Fahrzeugen aufzusteigen.

„Die Antriebsfrage ist entschieden“, sagt der VW-Chef.
Mit dem Elektroantrieb werde es möglich, die Wirtschaft CO2-neutral zu gestalten und zugleich bezahlbare individuelle Mobilität anzubieten. „Abstriche am Lebensstandard sind dabei nicht nötig“, betonte der Volkswagen-Chef. Der Klimawandel sei die „größte Herausforderung für die Menschheit“, die Autobranche müsse ihren Beitrag dazu leisten.
Diess beklagte dabei, dass die großen europäischen Autozulieferer nicht in die Fertigung von Batteriezellen eingestiegen sind. Volkswagen als europäischem Branchenführer sei deshalb nichts anderes übrig geblieben, als die Batteriezellen zu einem großen Teil bei den großen Anbietern in Asien zu bestellen.
Ähnliches wiederhole sich jetzt bei den Maschinenbauern. Deutsche und europäische Hersteller seien nicht dazu in der Lage, die benötigten Geräte zu liefern. Deshalb müsse der VW-Konzern für seine geplante eigene Zellfertigung auch die Maschinen in Asien bestellen.
Diess sieht grundlegenden Wandel in der Autobranche
Aus Sicht des VW-Chefs ist der Einstieg in die Elektromobilität nur der erste Schritt zu einem grundlegenden Wandel in der Autobranche. Noch wichtiger werde der stark steigende Software-Anteil in den Fahrzeugen, der in wenigen Jahren das autonome Fahren möglich mache.
In diesem Jahr habe der akute Chipmangel gezeigt, dass Volkswagen sich auch bei Halbleitern viel stärker selbst engagieren müsse. „Wir streben strategische Partnerschaften mit Chipherstellern in Asien an“, sagte Diess. VW werde dann selbst in Design und Entwicklung von fahrzeugbezogenen Chips einsteigen.
Ein Unternehmen wie Volkswagen sei stärker auf eine branchenübergreifende Zusammenarbeit angewiesen, um im Wettbewerb mit neuen Autobauern aus den USA und China zu bestehen. Dazu kämen noch weitere neue Konkurrenten aus der IT-Branche wie Apple, Foxconn oder die Alphabet-Tochter Waymo.
Mehr: Projekt „Trinity“: VW plant in Wolfsburg komplett neues Werk für Elektroautos.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.