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Handelsblatt-Pharmatagung „Eine Impfstoffrevolution“: mRNA-Technologie hilft dem Pharmastandort Deutschland

Die Pharmabranche hofft auf Rückenwind durch den Impfstofferfolg der mRNA-Technologie von Biontech und Curevac. Deutschland könnte so mehr Know-how und Investoren anziehen.
20.04.2021 - 17:28 Uhr Kommentieren
Die mRNA-Technologie sei nicht weniger als eine Impfstoffrevolution, sagt der Pfizer-Deutschlandchef. Quelle: AFP
Biontech Impfstoff

Die mRNA-Technologie sei nicht weniger als eine Impfstoffrevolution, sagt der Pfizer-Deutschlandchef.

(Foto: AFP)

Düsseldorf Die erfolgreiche Entwicklung von Covid-19-Impfstoffen auf Basis der neuartigen MessengerRNA-Technologie (mRNA) könnte dem Pharmastandort Deutschland neuen Aufwind geben. Davon zeigten sich verschiedene Referenten der diesjährigen virtuellen Handelsblatt-Pharmatagung überzeugt.

„Die mRNA ist nicht weniger als eine Impfstoffrevolution und Deutschland ist eines der Gravitationszentren in der Welt“, sagt Pfizer-Deutschlandchef Peter Albiez. Die Pionierarbeit von Biontech und Curevac zeige, welches Potenzial in dem Land stecke. „Das können wir fördern, um den Innovationsstandort Deutschland weiterzubringen“, so Albiez.

Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech hat zusammen mit dem Pharmakonzern Pfizer in weniger als einem Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie den weltweit ersten mRNA-Impfstoff gegen das Virus auf den Markt gebracht. Das Tübinger Unternehmen Curevac ist der zweite Spieler aus Deutschland, der in diesem Bereich die europäische Zulassung bis Ende Juni 2021 erwartet.

Die Partnerschaft von Biontech und Pfizer gilt als Erfolgsbeispiel in der Branche, viele weitere Kooperationen bei der Impfstoffproduktion sind gefolgt. Insgesamt 18 Unternehmen in Deutschland sind etwa als Wirkstofflieferenten oder Auftragsfertiger eingebunden.

„Noch nie haben wir in der Industrie eine solch breite Kooperation der Firmen gesehen“, sagt Han Steutel, Präsident des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). „Obwohl wir alle Wettbewerber sind, gab es eine große Bereitschaft zur Zusammenarbeit“, so Steutel. Dahinter stehe ein echter Einstellungswechsel in den Unternehmen.

Pfizer-Deutschlandchef: Bürokratie abbauen

Der VFA-Präsident erwartet, dass die mRNA-Technologie künftig auch Antworten geben wird auf die Behandlung von Krebserkrankungen. Dieses Therapiefeld hatten beide Pioniere, Biontech und Curevac, schon von Anfang an bei der Entwicklung ihrer Technologie im Blick gehabt.

Möglicherweise ergeben sich auch neue Ansätze für weitere Therapiefelder, wie etwa der Behandlung von Autoimmunerkrankungen, meint Steutel. „Das könnte für den Pharmastandort Deutschland wissenschaftlich und wirtschaftlich eine nachhaltige Bedeutung haben“, hofft er. Denn um die neuen Forschungsansätze dürften intellektuelle Cluster entstehen. Die Bereitschaft ausländischer Geldgeber, in Deutschland zu investieren, könnte steigen, sagte Steutel am Rande der Tagung dem Handelsblatt.

Kooperation sorgte allerdings nicht nur im Bereich der Industrie für eine Beschleunigung der Prozesse. Auch beim Zulassen von Impfstoffen trug eine verbesserte und enge Zusammenarbeit der internationalen Behörden dazu bei, dass die Markterlaubnis der Corona-Impfstoffe schneller als üblich erteilt werden konnte.

Das betonte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. „Große Teile unserer Behörde haben sich auf das Thema Corona fokussiert“, so Cichutek. Es habe zweiwöchentliche Konferenzen mit den Zulassungsbehörden weltweit gegeben. Wissenschaftliche Beratungstermine für die Impfstoffstudien wurden innerhalb von Tagen statt sonst Wochen oder Monaten vergeben.

„Wir haben gezeigt, dass wir flexibel und schnell reagieren können. Mit der notwendigen Unterstützung wird das auch in Zukunft möglich sein“, so Cichutek. Er hoffe, dass alle Beteiligten die Lektionen, die man in der Pandemie gelernt habe, nutzen, um sich auf eine neue Krise besser vorbereiten zu können.

Impfstoffproduktion von Biontech in Marburg: Vom Erfolg der mRNA-Technologie könnte der gesamte Pharmastandort Deutschland profitieren. Quelle: dpa
Biontech-Impfstoffproduktion in Marburg

Impfstoffproduktion von Biontech in Marburg: Vom Erfolg der mRNA-Technologie könnte der gesamte Pharmastandort Deutschland profitieren.

(Foto: dpa)

Nach Ansicht von Pfizer-Deutschlandchef Albiez muss sich Deutschland in mancherlei Hinsicht noch verbessern. Bürokratische Hürden müssten abgebaut werden und die Experimentierfreude für pragmatische Lösungen steigen. Nicht zuletzt müsse Deutschland auch beim Zugang zu Forschungsdaten besser werden. Nicht nur um der Bewältigung einer Pandemie gerecht zu werden, sondern um grundsätzlich das Potenzial der Life-Science-Branche nutzen zu können.

Die Daten aus der Anwendung des mRNA-Impfstoffs, sogenannte Real-World-Daten, haben Biontech und Pfizer in Israel gewonnen. Und Deutschland hat, wie viele Länder der Welt, von diesen wichtigen Erkenntnissen zu Wirksamkeit und Übertragung profitiert. „In den Daten liegt das Potenzial für neue innovative Medikamente und Impfstoffe. Wir müssen diesen Zugang auch gerade für Unternehmen aus der Industrie öffnen“, fordert Albiez.

Übrigens verlässt sich nicht nur die deutsche Pharmabranche, die rund 47 Milliarden Euro umsetzt, auf Rückenwind durch den Erfolg der mRNA-Pioniere Biontech und Curevac. Auch die Biotechbranche mit 6,5 Milliarden Euro Branchenumsatz hofft auf positive Effekte.

Bei der Finanzierung haben die beiden Unternehmen jedenfalls Spuren hinterlassen: Die Rekordfinanzierung in Höhe von mehr als drei Milliarden Euro, die die Branche im vergangenen Jahr über Risikokapital, Börsengänge, Folgefinanzierungen und Wandelanleihen erhielt, geht zu mehr als der Hälfte auf das Konto von Biontech und Curevac. Das zeigt der am Dienstag vorgestellte Biotechreport der Unternehmensberatung EY.

Mehr: Biontech rüstet sich für weiteren Ausbau der Impfstoff-Produktion

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